
Observationen möglich waren; die Meeresströmung versetzte uns
11. S e p ftr. Stark nach Osten. Den 11. September zeigten sich Haifische um
das Schiff; einer derselben biss an die ausgeworfene Angel, zappelte
aber und schlug beim Heraufziehen dermaassen um sich, dass der
starke Angelhaken sich grade bog und ihn losliess. Er mochte
etwa acht Fuss lang sein.
12. S ep tb r. Am zwölften blies der Wind frisch aus Nordwesten und
peitschte heftigen Regen vor sich her. Schwere Wolkenmassen
bedeckten den Himmel, die Seeleute nannten es »dickes Wetter«,
kein Horizont sichtbar, sondern Himmel und Wasser in grauem
Regendunste verschwimmend. Morgens fuhr uns eine japanische
Dschunke mit breitem viereckigem Segel vorbei, das. erste Zeichen
von der Nähe des Landes; bald darauf wurden die hohen Gebirge
von N i p p o n als bläulicher Streifen in der grauen Regenwand sichtbar,
ein ersehnter Anblick nach der langen mühseligen Fahrt. Der
Regen floss in Strömen, und man konnte auf Deck nur im Gummirock
und Wasserstiefeln existiren, genoss aber den Anblick des
Landes und frische Luft, während es unten zum Ersticken war.
Wegen der starken Stromversetzung am Tage zuvor hatte dhr Com-
mandant nördlicher steuern lassen als der berechnete Cours lag;
den ganzen Vormittag des zwölften aber, blieb die Soime verschleiert,
so dass wir nicht wussten, welcher Theil der japanischen
Küste vor uns läge. Es war eine Bucht mit flachem sandigem Ufer;
wir kreuzten, und gingen mehrmals bis dicht unter Land, so dass
Häuser und Bäume dem blossen Auge sichtbar wurden, — dort sass
eine gestrandete Brig, die kurz zuvor aufgelaufen sein musste, denn
Masten und Takelung schienen noch in gutem Zustande. Menschen
waren nicht zu sehen. ||j Endlich Nachmittags zerriss der Wolken-
schleier, die Sonne wurde einen Augenblick sichtbar, — wohl ein
Dutzend Sextanten waren fragend auf sie gerichtet, und die
Beobachtung ergab, dass wir uns bei Cap I r a k o - s a k i , nicht wie wir
sollten, bei Cap I d s u befanden. Man hatte die Strom Versetzung, nach
dem Ergebniss des vorigen Tages, zu stark berechnet. Nun legten
wir um und liefen, um während der dunklen regnigen Nacht von
der klippenreichen Küste und den dort kreuzenden Dschunken frei
zu bleiben, vor dem Winde her nach Südosten, bis gegen vier Uhr
Morgens der Rechnung nach die Länge der Bai von Yi:nno erreicht
war; dann wurde nordöstlich gesteuert. Der Wind ging zu unserem
13. Septbr. Vortheil mehr nach Süden herum, und schon bei Tagesanbruch
waren K o z u s im a und Volcano sichtbar, hohe schroffe Felseninseln,
die sich in breiten düsteren Massen von dem grellen Gewitterhimmel
abhoben. Bald darauf wurden auch Cap I d s u und die Berge
von S im o d a nach den Be ob a ch tu n g en erkannt, denn es war Niemand
an Bord’ der die japanischen Küsten jemals gesehen hatte.
Die Fregatte lief jetzt unter vollen Segeln vor dem Winde mit einer
Fahrt von zwölf Knoten zwischen Cap I d s u und der Vulcaninsel
O h o s im a durch, deren Gipfel in Rauch und Wolken lag, dann queer
über den äusseren Golf von Y e d d o auf Cap S a n g a m i los. Die See
wurde immer belebter; hunderte von Segeln furchten, oder glitten
vielmehr nach allen Richtungen über die bewegte Fluth, — denn
die leichteren japanischen Fahrzeuge sind sehr flach gebaut, und
scheinen bei raschem Segeln die Weilen kaum zu berühren. A or
Cap S a n g a m i brandet die See zwischen dunkelen Klippen; westlich
davon hegt das altberühmte K a m a k u r a , die Residenz des Y o r i t o m o
und seiner Dynastie. Hier - bei S a n g a m i - verengt sich die Bai;
wir segelten längs der westlichen Küste an U r a g a , w o manches
fremde Schiff zurückgewiesen wurde, dann am Vorgebirge K a m i s a k i
vorbei, das mit der gegenüberliegenden Spitze S a n u k i den Eingang
in die innere Bai von Y e d d o bildet. Die Ufer sind bewaldet und
hügelig; zwischen grünen Vorgebirgen schweift der Blick in tiefein-
geschnittene Buchten, und am Fusse der Höhen liegen Städte und
Dörfer mit schützenden Strandbatterieen.
Gegen zwei Uhr Nachmittags ging die Thetis in der Bucht
von K a n a g a v a vor Anker. Hier lagen mehrere europäische Fahrzeuge
, darunter englische Transportschiffe, die Pferde für den
chinesischen Krieg an Bord nehmen sollten. Der Legations-Secretär
Pieschet bestieg ein Boot und erkundigte sich zunächst bei einem
der Schiffe nach dem Landungsplatz ; von dort aber ruderten schon
Boote auf die Fregatte zu, von denen eines angerufen wurde. An
Bord befand sich ein Ungar, welcher Proviantheferungen übernommen
hatte, und der Herrn Pieschel meldete, dass die Arkona schon
seit zehn Tagen vor Y e d d o hege. Unser Boot kehrte nun nach
der Thetis zurück; dort hatten sich unterdessen drei japanische Beamte
mit einem holländisch redenden Dolmetscher eingefunden, welche
Capitän Jachmann im Namen des Gouverneurs von K a n a g a v a be-
grüssten und nach dem Namen, Vaterland und Bestimmung des
Schiffes fragten. Es waren fein gekleidete Leute in schweren
dunkelen Seidenstoffen, mit intelligenten Gesichtern, höflich und
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