
sentimentaler Gebehrde im Mondschein tanzt; ein Drachen zwischen
Wolken, eine schöne Zauberin tragend; Schatzgräber einen Kasten
öffnend, aus dem humoristische Gespenster aufsteigen; eine Reibe
tanzender Kinder; ein Blumenstrauss; ein Ritter im Waffenschmuck;
Schwalben über die bewegte See fliegend; ein Hahnenkampf, wobei
der eine als Dämon erscheint; eine Gruppe von Fischen; ein Angeier
am Wasser im Regen u. s. w. Der zuletzt genannte Gegenstand
,,scheint unglaublich für eine Metallarbeit, und dach ist die Darstellung
wahr, charakteristisch und anziehend. Die japanische
Kunst hat den grossen Vorzug, Charakteristik und Verständniss
niemals der minutiösen äusseren Wahrheit zu opfern, während
unsere modernen Darstellungen oft so richtig sind, dass man sie
kaum erkennt.
Von ausnehmender Vortrefflichkeit sind ferner die Arbeiten
der Japaner in ciselirtem Bronzeguss, und auch unter diesen besonders
die älteren. Vor Allem werden Thiere dargestellt, in den
kleineren Stücken vorzüglich Schildkröten, Fische, Eidechsen,
Schlangen, Grillen, Käfer und andere Insecten auf Blättern und
Schilf; an den grösseren Arbeiten kommen Reiher, Drachen, Tiger,
ein phantastischer Fasan und mythische Löwen vor. Die Formen
der Gefässe sind sehr ansprechend und mannichfach, und erinnern
oft an altgriechische Muster. Zuweilen ist die Verzierung gravirt
oder in silbernem Umriss eingelegt, gewöhnlich aber von erhabener
Arbeit; der Guss ist rein, die Ciselirung breit und frei, und wahrhaft
künstlerisch. Aus den meisten älteren Werken spricht grosse
Kraft und Eigenthümlichkeit der Conception, Bewusstsein des
Gewollten, Klarheit der Anordnung, Verständniss der Natur und
Sinn für Maass und schönes Verhältniss. Die Zeichnung ist oft
seltsam energisch und kühn. — Bei dem grossen Absatz, den die
unverhältnissmässig wohlfeilen Bronzen gleich bei Eröflhung der
Häfen fanden, haben die japanischen Händler eine Menge fabrik-
mässig gearbeiteter Sachen auf den Markt gebracht; die Magazine
von Y o k u h a m a waren voll solcher werthlosen Gegenstände,' welche
begierig gekauft und in Masse nach Europa verschifft wurden.
Diese dürfen nicht als Maasstab japanischer Kunst gelten. Die
guten Sachen sind hier wie überall nicht in Menge vorhanden, wenn
auch in diesem Zweige unverhältnissmässig häufiger als in allen
anderen Ländern. Das Beste ist ohne Zweifel in Sammlungen und
auf den Sitzen des Lehnsadels versteckt, denn die Japaner legen
grossen Werth auf ihre alten Bronzen, zahlen hohe Preise dafür
und lassen besonders kostbare Gefässe sogar in Prachtwerken
abbilden. . Das Metall ist von sehr verschiedener Mischung; die
Bronzebereitung war von jeher eine Stärke der Japaner und man
kennt viele uns ganze fremde Arten. In älterer Zeit scheint häufig
Gold und Silber hinein gemengt worden zu sein; man findet ganz
unscheinbare Gefässe, für die nur der Masse wegen unglaubliche
Preise gefordert werden. Farbe und Klang der älteren Bronze sind
durchweg schöner als bei der heutigen, das verwendete Kupfer war
an sich schon edeler, goldhaltiger. Jetzt soll man auch in Japan
verstehen die edelen Metalle aus den Kupfererzen auszuscheiden.
Man sieht in den Bronzeläden neben einfachem unverziertem
Hausrath grosse Vasen und Kannen, Feuerbecken und Aschengefasse,
ferner Leuchter, Lampen, Rauchgefässe, Glocken, Theekessel
in unendlichster Mannichfaltigkeit, und kleine Luxusgegenstände
wie Papierbeschwerer u. dgl. Auch das im Gürtel getragene Schreibzeug
ist von Bronze und oft zierlich mit Silber eingelegt. Es enthält
ausser dem Dintenfass eine Abtheilung für den Pinsel, denn nur
solcher bedienen sich die Japaner zum Schreiben.
Tuschläden finden sich in vielen Strassen; dort werden auch
Schreibepinsel jeder Grösse und Reibenäpfe aus Schiefer, Marmor
und anderen harten Steinen verkauft. Die letzteren sind so . eingerichtet
dass die. geriebene Tusche in eine Vertiefung abläuft,
manche reich verziert und sehr kostbar. Die Pinsel haben sehr
leichte glatte Rohrstiele; nur die Spitze wird gebraucht,; der obere
Theil der Haare ist fest zusammengekleistert.O Tusche Ogiebt es
die verschiedensten Arten, solche die wenige Pfennige das Pfund,
und feine Sorten die mehrere Thaler das Loth kosten; die Grösse
und Form der Stücke und die in Gold und Farben aufgepressten
Muster und Verse von zahlloser Abwechselung. Die besten Arten
haben einen feinen Moschusgeruch. Der Stoff ist derselbe wie der
der chinesischen, wahrscheinlich Russ aus verschiedenen Holzarten,
aber die feinsten japanischen Sorten sind den besten chinesischen
noch- vorzuziehen. Ueber die Zubereitung ist man merkwürdiger
Weise noch heute im Unklaren; die in neuster Zeit aufgestellte Behauptung,
die chinesische Tusche werde aus einem Tintenfisch, einer
Art Sepia gemacht, widerlegt" sich schon durch das alte chinesische
Schriftzeichen, einen Rauchfang mit einem Rost und Feuerflammen
darunter, eines der wenigen Zeichen in welchen das ursprüngliche