
Unbegreiflichsten der japanischen Cultur; es enthält gewöhnlich eine
kleine Schublade für den Kamin, .die Zahnbürste, Zahnpulver,
Schminke, Pommade und dergleichen unentbehrliche Gegenstände der
Toilette, und bildet eigentlich das ganze Bett des Japaners, der in seinen
Kleidern auf dem Pussboden schläft, und sich gegen Kälte nur mit
dickeren Röcken, selten mit einer Steppdecke schötzt.^%n diesen
Läden sind auch die gröberen Lackfabricate zu haben, die feineren
findet man in besonderen Niederlagen.
Das grösste Lackgeschäft in Y e i i d o hat seinen Sitz bei der
Brücke N i p p o n - b a s i , dem Mittelpunete des Handelsverkehrs, wo
die namhaftesten Firmen aller Branchen ihre Niederlagen haben.
Die eigentliche Heimath der Lackfabrication ist M i a k o , von wo die
grossen Werkstätten die Waare an ihre Commanditen im ganzen
Lande versenden. Die Erzeugnisse sind bewundernswerth; auch in
diesem Zweige der Industrie stehen die älteren Arbeiten den neuen
voran. Woran es liegt, dass die Fabrication nicht mehr auf der alten
Höhe steht, weiss man nicht; das Material ist heute noch dasselbe,
und doch haben sich die Fabricate nicht nur in der Zeichnung
sondern auch in der Güte und Feinheit der Oberfläche verschlecht
tert. Die gewöhnliche Grundfarbe ist schwarz oder roth, seltener
dunkelgrün, der schwarze Lack ist häufig mit Gold gesprenkelt;
der eigentliche Goldlack, der theuerste von allen, hat viele verschiedene
Nüancen. Die Zeichnung ist auf dem dunkelen Grunde
in Metallfarben ausgeführt und meistens leicht erhaben; matte
Metalle wechseln mit glänzenden; die Japaner bringen durch kunstreiche
Behandlung des Materials eine unglaubliche Mannichfaltigkeit
der Farbe und Textur hervor; bei kostbaren alten Sachen sind
vielfach Gold- und Silberplättchen in den Lack eingelassen. Die
Zeichnung auf den älteren Stücken ist oft von grösser Schönheit,
Formen und Arbeit von vornehmer, geschmackvoller Eleganz und
der Farbenreiz so ausserordentlich, dass man leicht eine Passion
dafür fasst, welche leider nur zu kostbar ist. Die besten alten
Sachen werden in Japan selbst sehr geschätzt;. S e b i , — so hiess
unser Freund der Lackhändler, — brachte oft Stücke zur Ansicht,
deren einheimische Preise dem extravagantesten Liebhaber des
Westens zu hoch gewesen wären. Es war ihm dabei nicht um den
Verkauf zu thun, sondern nur um den Stolz, und die Befriedigung
sie uns zeigen zu können, bei denen er Sinn und Liebhaberei für
diese wirklich sehr schönen Arbeiten wahrgenommen hatte; seine
Augen pflegten bei unserer Bewunderung von patriotischer Freudö
z u glänzen, und er versicherte dann ein über das andere Mal dass
s o etwas nur in N i p p o n gemacht werde. S e b i fasste eine wirkliche
Zuneigung zu uns, und bewies sich gefällig, hülfreich und dienstfertig
in Herbeisehaflung von Allem was man nur wünschte, auch
wenn es nicht in seine Branche schlug. Er schleppte uns oft ganze
Ladungen seiner Waare nach A k a b a n e , blieb immer zufrieden und
heiter, man mochte kaufen oder nicht, und wurde der allgemeine
Liebling. Seine Kunden bewirtheten ihn häufig mit Liqueuren und
süssem Wein, wo er dann leicht gesprächig wurde und uns wohl
Manches verrathen hätte; aber Niemand wusste japanisch genug
und so blieb die Unterhaltung unvollkommen und scherzhaft. S e b i
zeigte sich dankbar und geehrt durch die freundliche und humane
Behandlung welche allen Deutschen gegen Fremde natürlich ist,
und die den Preussen in Japan unwillkührlich die Zuneigung aller
Classen gewann und eine Stellung bereitete, welche die meisten
Ausländer nicht haben.i-sg' Wir besuchten ihn auch oft in seiner
Niederlage und verbrachten dort manche angenehme Stunde. Man
kletterte eine halsbrechend steile Hühnersteige mit unmässig hohen
Stufen in das obere Stockwerk hinauf; wo Alles voll Kisten und
Kasten stand, denn es ist japanische Gewohnheit, für jedes noch
so kleine Geräth ein eigenes Behältniss zu haben. Bei jedem Einkauf
erhält man selbstverständlich ein sorgfältig gearbeitetes passendes
Holzkästchen zur Verpaekung; kostbare Lacksachen werden
sogar immer in doppelte Kasten verschlossen, von denen der innere
meist fein lackirt und mit Seidenschnüren zugebunden ist.
Die allerfeinsten modernen Lackwaaren, unter denen es
sehr schöne giebt, sind auch theuer, wenngleich nicht in dem
Maasse wie die alten, unverhältnissmässig wohlfeil dagegen und
fa%fc durchweg sehr hübsch, gefällig und haltbar die minder feinen
Sachen. Man kauft in den Lackhandlungen kleine Schränke,
niedrige Tische, Präsentirbretter, Esskasten — einen Satz aufeinanderstehender
viereckiger Holzschüsseln, worin man Speisen transportirt,
— Gestelle zu Kohlenbecken, Rauchapparate jjl; mit Feuerbecken,
Aschbecher und Pfeifenhalter, jjrfSSchreibzeuge, Medicinbüchs-
chen, Spiegelhalter, Kasten von allen Grössen und Formen, Trinkschalen
u. s. w. In reichen Haushaltungen ist alles Geräthe von
Lackarbeit, sogar die Waschbecken, und die Schöpfkellen womit
man Pferde tränkt. Besonders kostbare Arbeit zeigen die