
38 Angriffe der Mongolen.
nachher wiederholt Botschafter nach K am a k u r a , welche Unterwerfung
und Tribut forderten40). Die Regenten würdigten ihn keiner Antwort.
K u b l a i - K h a n rüstete eine Flotte von neunhundert Schilfen,
die 1274 gegen Japan segelte, aber bei der Insel I k i geschlagen und
durch Stürme zerstreut wurde. Abermals erschienen in den Jahren
1276 und 1279 mongolische Gesandte in K a m a k u r a : die Regenten
Hessen sie hinrichten. K u b l a i - K h a n machte nun gewaltige An-
i28i. stalten: im Sommer 1281 liefen die mongolisch-chinesischen und die
koreanischen Flotten von vielen verschiedenen Häfen aus, das
Heer soll über 200,000 Mann gezählt haben. Sie wurden an der
japanischen Küste zu Wasser und zu Lande angegriffen und überwunden,
heftige Stürme kamen nochmals den Japanern zu Hülfe.
Den grössten Theil der Seemacht verschlang das Meer; 30,000 Soldaten,
die bei F a k a t a 41) die Küste gewannen, wurden von den
Japanern niedergemetzelt bis auf drei, welche die Schreckenspost
40) Das Schreiben des Mongolenfürsten, welches auch die chinesischen Annalen
berichten, lautet in Professor Hoffmann’s Uebersetzung s o :
Ich bin der Fürst eines vordem kleinen Staates, an den die angrenzenden
Länder sich anschlossen; aber ich bestrebe mich, dass unverbrüchliche Treue und
Freundschaft unter uns herrscht. Was noch mehr ist, meine Ahnen haben kraft
des vom Himmel empfangenen glänzenden Befehls vom Gebiete H ia auf einmal Besitz
genommen. Die Zahl der entlegenen Länder und fernen Städte, weiche unsere
Macht furchten, unsere Tugend lieben, ist nicht zu berechnen.— Als ich den Thron
bestieg, litt das harmlose Volk von K a o l i unter den Drangsalen des Krieges. Sogleich
liess ich die Feindseligkeiten einstellen und die Truppen über die Grenzen
zu den Lagerplätzen ihrer Fahnen zurückkehren. Um mir Dank zu sagen, erschienen
Fürst und Unterthanen von K a o l i an meinem Hofe, und freundlich, wie ein Vater
seine Kinder, habe ich sie behandelt. Auch euere Diener sollen, wie ich beschlossen,
solches erfahren. K a o l i ist meine Grenze im Osten;, N i p p o n liegt nahe und
hat von Anbeginn mit dem Reiche der Mitte verkehrt. Nur seit meiner Regierung
ist kein Abgeordneter von da erschienen, um mit mir in freundschaftlichem Einver-
ständniss zu verkehren. Doch man wird in euerem Lande, wie ich besorge, den
Zustand der Dinge nicht genugsam erkennen. Ich sende also Abgeordnete mit
einem Schreiben, das meine Absicht kund thue, und hoffe, dass wir uns verständigen
und ein Bündniss knüpfen, das auf gegenseitige Freundschaft gegründet
ist. Schon der Weise will, dass die Welt nur Eine Familie ausmache. Wie kann
aber das Princip Einer Familie verwirklicht werden, wenn man nicht auf freundschaftlichem
Fusse mit einander verkehrt. Ich bin entschlossen diesen Grundsatz
in’s Leben zu rufen, und sollte ich im äussersten Falle zu den Waffen greifen
müssen. Jetzt ist es die Sache des Königs von N i p p o n , z u entscheiden, was ihm
genehm ist.
41) In der Landschaft T s ik u d s e n .
Sturz des Hauses Fosio.
nach der Heimath bringen mussten. Der Sieg der Japaner war
vollständig44). — * ■
Die Herrschaft der Fosio blühte bis in den 'Anfang des vierzehnten'Jahrhunderts.
Zuletzt machten übermüthige Beamte durch
willkührliche Verwaltung ihr Regiment beim Volke verhasst und dem
Regenten selbst fehlte es an Thatkraft. Der M ik a d o G o - D a ig o
verbündet sich mit einigen Lehnsfürsten und sendet ein Heer gegen
K am a k u r a , welches der Feldherr des Regenten schlägt4 3). Go - D a ig o
wird entthront und nach der Insel O k i verbannt, entkommt aber von
dort, sammelt von neuem Truppen und zieht zunächst nach M ia k o .
Der neue M ik a d o flieht in das Schloss R o k f a r a zu den Statthaltern,
die sich gegen die feindliche Uebermacht nicht halten können und
sammt allen ihren Anhängern entleihen. K am a k u r a fällt durch Ver-
rath, der Regent giebt sich mit den meisten seiner Stammgenossen
und Freunde den Tod. Alle Tempel und Paläste der eroberten Stadt
waren mit blutigen Leichen gefüllt, nur wenige der Besiegten baten
um Gnade. Die im Lande zerstreuten Mitglieder des gestürzten
Geschlechtes wurden überall vom Volke niedergehauen, dem sie
durch die in den letzten Jahren geübte Willkühr verhasst geworden
waren; nur wenigen gelang es, sich zu verbergen. So endete im
Jahre 1334 die Herrschaft des Hauses Fosio. tj 1334.
G o - D a ig o bestieg nun von neuem den Thron und ernannte,
da er durchaus selbst regieren wollte, nicht einmal einen K u a n b a k .
In der That aber lag die Macht in den Händen seiner siegreichen
Heerführer, unter d e n e n M in a m o t o - n o - T a k a - u d s i der bedeutendste
war. Als Oberfeldherr der Fosio trat er im entscheidenden Augenblicke
zur Parthei des M ik a d o über und gewann diesem den
Sieg. G o - D a ig o sandte ihn jetzt nach dem K u a n t o , w o ein Sohn
des gestürzten Regenten mit starkem Anhänge aufgestanden war.
42) Die japanischen Nachrichten über die mongolische Invasion sind etwas verwirrt.
Nach einigen Angaben waren es 100,000 Mann, die an der Küste niedergemacht
wurden. Dem uralten Gott der Winde erwies man für die geleisteten Dienste besondere
Ehren; sein Tempel zu I s y e erhielt den Namen »Schloss der Winde«.
Marco Polo erzählt von den Unternehmungen des K u b l a i - K h a n gegen Japan,
schildert sie aber, auf mongolische Berichte fussend, etwas abweichend.
43) »Seit hundert Jahren«, sagen die Annalen, »war es unerhört, dass das
Anselm der Fosio im Lande missachtet worden wäre.«