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Japaner bei der Arbeit an und so wurde das grosse Factoreigebäude,
auf das es besonders gemünzt war, über Nacht der Erde gleich
gemacht1“0).
Wie bitterer Ernst es dem S io o u n mit der Verbannung der
1640. Portugiesen und Spanier war, zeigte sich noch in demselben Jahre.
Sie schickten nämlich von Macao aus eine Gesandtschaft nach
N a n g a s a k i , um die Handelsverbindungen wieder anzuknüpfen. Der
Statthalter liess sogleich die Bevollmächtigten mit ihrem Gefolge o o , o
und der ganzen Schiffsmannschaft gefangen setzen und erbat sich,
da Jene behaupteten, dem kaiserlichen Befehle gemäss zu handeln,
weil sie keine Geistlichen bei sich hätten, auch nicht um Kaufhandel
zu treiben, sondern als Gesandte nach Japan kämen, Verhaltungsbefehle
aus, Y e d d o . Der Spruch des S io g u n lautete auf Hinrichtung
der ganzen Gesandtschaft. Es waren 74 Personen, darunter ein
Kind, welche auf der Kichtstätte des Papenberges — einer kleinen
Insel am Eingänge der.Bucht von N a n g a s a k i ,- w o das Blut vieler
Christen geflossen ist — auf einmal enthauptet wurden. Nur dreizehn
Asiaten, die sich unter der Schiffsmannschaft befanden, schenkten
die Japaner das Leben und gaben ihnen ein Fahrzeng, um die
Schreckenspost nach Macao zu bringen. Sie scheinen niemals dort
angelangt zu sein. Das portugiesische Schiff wurde mit den Kleidern
und Kostbarkeiten der Enthaupteten und seiner ganzen übrigen
Ladung im Hafen verbrannt; es sollen werthvolle Geschenke für
den S io g u .n und 400,000 Tael in Silber an Bord gewesen sein, welche
Portugiesen noch japanischen Kaufleuten schuldeten. Auf der Richt-
stätte liess die Obrigkeit gegen die See zu eine Warnungstafel
aufstellen:
10°) Soll man einer in Merklein’s deutscher Ausgabe von Caron’s »Beschreibung
dreier mächtigen Königreiche« angeführten Reiseheschreibung (Anderson’s Orientalische
Reise) Glauben beimessen, so hätten die Niederländer den Japanern ernstlichen
Anlass zu Missti'auen gegeben: »Als Herr Caron vom Japanischen Kaiser erhielte,
dass die Logie- (das Factoreigebäude) ein wenig möchte erweitert .werden, hat er das
Gebäu auf einen Fels, recht am Ufer setzen und durch holländische Mauer- und
Zimmerleute aufluhren lassen. Indem man das Gebäu von aussen verfertigt, kamen
etliche Holländische Schiffe, welche eine grosse Parthei gehauener, weisser Corollen-
steine in Kisten, als wenn es Kaufmannswahren wären, gepacket herbei brachten,
und durch Hülf des Schiflfsvolks alsbald ins Haus setzten: Wovon Herr Caron
geschwind eine gute Batterie verfertigen und selbige mit zwölf- guten metallnen
Stucken (so sie des Nachts aus den Schiffen brachten) besetzen liess.« —■ Die
holländischen Schriftsteller erwähnen nichts derartiges.
»Es solle bei Todesstrafe, so lange die Sonne leuchte, kein
Fremder wagen nach Japan zu kommen. Dieses Verbot werde
für alle Zeiten unwiderruflich sein.«
Die Holländer erhielten 1641 zunächst den Befehl, alle ihre
Waaren im Jahre der Anfuhr zu verkaufen. Zugleich wurde ihnen
eingeschärft, sich demüthiger zu betragen und in ihrem Auftreten
weniger Pracht zu entwickeln; das Schlachten von Rindvieh sollte
in Zukunft bei Todesstrafe unterbleiben. — Im Februar langte der
neue Vorsteher Maximilian Le Maire an. Er wurde bei seiner Hofreise
anscheinend gnädig empfangen, erhielt aber, kaum nach der
Factorei zurückgekehrt, im Mai den Befehl, sich mit allen seinen
Landsleuten aus F ir a n d o zu entfernen, weil der S io g ü n nicht
gesonnen sei, künftig dort Fremde zu dulden. Aus kaiserlicher
Gnade solle ihnen erlaubt werden, sich, wenn sie wollten, auf
D e s im a bei N a n g a s a k i niederzulassen und dort unter obrigkeitlicher
Aufsicht Handel zu treiben. Ä Le Maire, dem die Japaner keine
Zeit liessen zu überlegen, geschweige denn Verhaltungsbefehle einzuholen,
siedelte schon am 21. Mai nach D e s im a über.
Im Jahre 1644 schickte der Gouverneur von Macao nochmals 1644.
eine Gesandtschaft nach Japan. Vier Jahre zuvor hatte Portugal
sich vom spanischen Joche befreit und die Colonieen folgten dem
alten Mutterlande; man glaubte, da Spaniens Uebermacht der politische
Grund der Verbannung gewesen war, jetzt Aussicht auf
Wiederanknüpfung des Verkehrs zu haben. — Als die Bevollmächtigten
im Hafen von N a n g a s a k i anlangten, machte der dortige
Statthalter Anstalten, ihnen das Loos der Gesandtschaft von 1640
zu bereiten: da kam der Bescheid aus Y e d d o , der S io g u n begnadige
sie in der Voraussetzung, dass ihrem neuen Könige das
Verbannungsedict unbekannt sei, bei Wiederholung eines solchen
Versuches aber sollten seine Gesandten unfehlbar hingerichtet
werden.
Noch einmal wurde 1685 ein Schiff von Macao nach N a n - i 685.
g a s a k i abgefertigt, das unter dem Vorwande, zwölf schiffbrüchige
Japaner in ihr Vaterland zurückzuführen, die Handelsbeziehungen
wieder anknüpfen sollte. Man wies aber alle Eröffnungen unter
Erinnerung an die alten Gesetze zurück, und erlaubte den Portugiesen
nicht einmal jene Schiffbrüchigen zu landen.