
nach deren Wunsch zu liefern, und so sank der Handel immer mehr.
1796 kamen gar keine, von da an nur sehr unregelmässig holländische
bchifife nach N a n g a s a k i ; die batavische Regierung mietliete meist
amerikanische, zuweilen auch dänische Fahrzeuge, um durch die
neutrale Flagge ihr Eigenthum zu sichern, und setzte auch nach einigen
Schwierigkeiten die Zulassung der fremden Schiffe in N a n g a s a k i
durch. Der Frieden von Amiens gab dem ostindischen Handel eine
kurze Ragt — die niederländische Flagge zeigte sich vorübergehend
wieder in den japanischen Gewässern; von 1806 bis 1809 aber kamen
meist gemiethete amerikanische, von diesem Jahre bis 1813 gar
keine Schiffe nach Japan, weil Holland von Frankreich incorporirt
und Batavia von den Engländern besetzt war. Diese machten
durch mehrere, in den Jahren 1813 und 1815 nach N a n g a s a k i
gesandte Fahrzeuge den Versuch, auch D e s im a und damit den
japanischen Handel in ihre Hände zu bekommen, scheiterten aber
an der Klugheit und Festigkeit des Handelsvörstehers DoefF, der
so viele Jalire lang mit seinen Unterbeamten ohne Zufuhr, ja ohne
alle Nachrichten aus Europa blieb. Erst 1817 erschien, nach Herstellung
des Friedens, das erste holländische Schiff; seitdem wurden
die Zufuhren wieder regelmässig, die Waaren konnten nach dem
Geschmack der Japaner geliefert werden und die Vortheile des
Handels waren bedeutend. Die Regierung brachte die Kosten der
Factorei in Einklang mit der Ausdehnung des Verkehrs, sandte
minder werthvolle Geschenke — was nach der langen Unterbrechung
leichter wurde als früher, — unterdrückte den Schleichhandel ganz
und gar und duldete überhaupt keine Ungesetzlichkeit von Seiten
ihrer Beamten. Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts war ganz
Niederländisch Indien mit der schmählichsten Unredlichkeit verwaltet
worden; schaamlose Gewinnsucht herrschte in allen Classen,
und selbst die höheren Beamten trachteten nur, gleichviel durch
welche Mittel, in kürzester Zeit Schätze zu erwerben. So hatten
auch die Handelsvorsteher auf D e s im a geflissentlich die Rechnungsbücher
in Unordnung gerathen lassen; sie pflegten die Gelder der
Compagnie zu ihren Privatspeculationen zu benutzen und sich wissentlich
vielfacher Täuschungen schuldig zu machen; der gesetzwidrige
Schleichhandel, welcher fortwährend vielen Japanern das Leben
kostete, war eine Hauptquelle ihres Reichthumes. Sie. scheinen zu
Ende des achtzehnten Jahrhunderts auch mit einigen der Lehnsfürsten
in geheimer Handelsverbindung gestanden zu haben: der
Factorei Vorsteher Gisbert Ilemmij fand 1798 auf der Rückreise von
Y e d d o einen gelieimnissvollen Tod — er soll sich vergiftet haben, weil
sein Einverständniss mit dem Fürsten von S a t s u m a entdeckt worden
wäreIS#). Eg! Meistens traten die Handelsvorsteher bei ihrer Rückkehr
nach Batavia in den Rath von Indien, und übersahen dann
gern die Vergehungen ihrer Nachfolger, welche die Beweise ihrer
eigenen Ruchlosigkeit in Händen hatten. Willem Wardenaar, der
1798 nach D e s im a kam, hatte zuerst den Muth, die Unredlichkeit
seiner Vorgänger aufzudecken, und die Beweise davon, die gefälschten
Handelsbücher , nach Batavia zu bringen. Erst seit dieser Zeit kam
Ordnung in die Verwaltung der Factorei.
Von 1817 bis ,1831 wurde der Handel wieder regelmässig mit
zwei, von 1831 an mit einem Schiffe jährlich betrieben. Der Kambang-
Handel wurde 1826 einer für die Beamten gegründeten »Particulieren
Ilandelssocietät« übergeben, 1831 aber von der Compagnie an eine
Gesellschaft von Kaufleuten in Batavia verpachtet; von dieser Zeit
an erhielten die Beamten auf D e s im a erhöhte feste Besoldungen.
Das Verhältniss zur japanischen Regierung blieb bis in die neueste
Zeit ein ununterbrochen freundschaftliches.
Die jährlichen Kosten der Factorei, nämlich die Miethe von
D e s im a , die Ausgaben der Hofreise, die Geschenke und alle Besoldungen
an Japaner — mit Ausschluss der Besoldung der holländischen
Beamten — sollen in den letzten Jahren der Einschliessung
noch 40,000 Gulden betragen haben. — Die Kosten der Factorei in
F ir a n d o beliefen sich in den Jahren der Blüthe durchschnittlich
auf 265,000 Gulden, die von D e s im a um 1672 auf 162,000 Gulden
und in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, wo der Handel ganz
danieder lag, noch auf 141,000 Gulden. Das Personal der Factorei
bestand gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts noch aus mehr als
zwanzig Personen, in neuerer Zeit dagegen nur aus dem Handelsvorsteher,
einem Packhausmeister, der zugleich Buchführer war,
156) Die Sache ist niemals ganz aufgeklärt worden. — Von Hemmij’s beiden japanischen
Dienern, wurde der eine festgehalten und hingerichtet, der andere entkam
und soll beim Fürsten von S atsuma eine Zuflucht gefunden haben. Die japanische
Regierung hat Hemmij niemals angeklagt, im Gegentheile den Holländern ihr Beileid
über dessen Tod bezeigen lassen und seinem Andenken 30 Pikul Kupfer verehrt.
Dies ist kein Beweis für seine Unschuld, da nach japanischen Begriffen der Selbstmord
jeden Flecken der Ehre tilgt. — Hemmij hinterlicss ansehnliche Schulden in
Japan. —