
54 Franz Xaver i n M ia k o .
nicht in seine Häfen einliefen, ilim seine Gunst entzog und die Verbreitung
des Christenthumes hemmte, bald nach A m a n g u t s i , der
Hauptstadt der Landschaft N a n g a t o . Das Ziel seiner Reise ist
M ia k o , wo er sich vom Oberhaupte des Reiches die Erlaubniss auswirken
will, überall in Japan predigen zu dürfen. Er erreicht die
Hauptstadt nach mühseliger gefahrvoller Reise, da Kriegerhorden und
Raubgesindel die Landstrassen unsicher machen, findet aber auch in
M ia k o nur Aufruhr, Anarchie und Zerstörung: die Centralregierung
ist in voller Auflösung. Vergebens versucht er auch in den Strassen
von M ia k o zu predigen, die Kriegsunruhen lassen kein anderes
Interesse auf kommen64). Er kehrt daher nach A m a n g u t s i zurück,
predigt dort, vom Landesherrn gütig aufgenommen, unter grossem
Zulauf, und tauft binnen zwei Monaten gegen fünfhundert Japaner,
darunter viele angesehene Männer, welche das Bekehrungswerk eifrig
fördern. In A m a n g u t s i erhält Xaver eine Einladung des Fürsten
von B u n g o , in dessen Häfen portugiesische Schiffe eingelaufen
waren; er wird auch hier ehrenvoll empfangen und führt, mit seinen
Landsleuten heimkehrend, einen Gesandten des Fürsten an den
Vicekönig von Indien mit sich nach Goa. Sein Aufenthalt in Japan
dauerte zwei und ein halbes Jahr: er ging nach Indien zurück, um
für die japanische Mission neue Kräfte zu werben.
Die Berichte des Franz Xaver athmen durchaus Wahrheit
und enthalten keine Spur von den Uebertreibungen und Wundergeschichten,
welche spätere Autoren ihm angedichtet haben63); sie
geben merkwürdige Aufschlüsse über die politischen und sittlichen
Zustände des damaligen Japan. Die Lehnsfürsten lieissen bei ihm
Könige, der S io g u n wird als König von M ia k o bezeichnet64), die
Hauptstadt hegt in Schutt und Asche und die angrenzenden
62) . . . . »Sed frustra: minime regis mandatum expectare profuit cum subditi a
rege defecissent.« Brief des Franz Xaver: er schildert die Verwüstung in M l a k o :
man gebe seine frühere Grosse auf 180,000 Häuser an, was ihm ganz glaublich
scheine, da auch jetzt noch gegen 100,000 ständen.
Auch von den schrecklichen Drangsalen der Armuth, die der grosse Bekehrer
erlitten haben soll, weiss er selbst gar nichts, rühmt im Gegentheile die
Munificenz des portugiesischen Königs, der die kostbaren Reisen bezahlte, und nennt
die darauf verwendeten, für jene Zeit nicht unbeträchtlichen Summen.
»Sie haben einen einzigen König, dem sie aber schon seit 150 Jahren nicht
mehr gehorchen, desshalb bekriegen sie einander auch fortwährend.« Brief des Franz
Xaver. Am Volke rühmt er die Achtung vor den höheren Ständen, und dass den
Edelen dieselbe Ehre erwiesen werde, ob sie arm, ob reich seien.
Die Nachfolger des Franz Xaver. Verbreitung des Christenthumes..
Landschaften sind der Schauplatz blutiger Kriege. Das Bild, das er
von dem Nationalcharakter entwirft, ist anziehend und treu. — Er
schildert die Thätigkeit seines Verkehrs mit den Japanern als die
erfreulichste und herzerhebendste und spricht den Wunsch aus, dass
doch recht viele tüchtige Männer sieh der Bekehrung dieses Volkes
als dem beglückendsten Lebensberufe widmen möchten64).
Franz Xaver kehrte nicht nach Japan zurück, sondern unternahm
eine Missionsreise nach China und starb daselbst. Mehrere
von ihm ausgesandte Jesuitenväter trafen zu Ende des Jahres 1552
in Japan ein, wo unterdess Pater Torres das Bekehrungswerk mit
Eifer und Erfolg gefördert hatte. Die Missionare brachten em
Schreiben und Geschenke des Vicekönigs von Indien an den Fürsten
von B u n g o mit, der sie veranlasste, ihre Thätigkeit zunächst seinem
Lande zu widmen, und später selbst das Christenthum annahm.
Er wechselte noch mehrere Briefe mit dem Vicekönig von Indien,
so dass die Vermuthung nahe hegt, er habe durch die Verbindung
mit Portugal, von dessen Macht man damals in Japan überschwängliche
Begriffe hatte, seine Herrschaft sichern und aushreiten wollen.
Mehrere andere Fürsten von Kiusiu baten, des Verkehrs mit den
Portugiesen wegen, ebenfalls um Missionare, und seitdem kam den
Bekehrern fast jährlich neuer Zuwachs aus dem Jesuitencollegium
in Goa.
Das Christenthum verbreitete sich von B u n g o aus schnell
über die angrenzenden Landschaften. Viele Japaner schlossen sich
den Bekehrern auf das innigste an, traten in den Jesuitenorden,
lernten portugiesisch und lateinisch; manche widmeten sich ganz
und mit grossem Erfolge dem Predigeramt. Die Berichte der Missionare
aus dieser Zeit sind voll von Klagen über das Elend der
niedern Volksclassen, die kaum etwas anderes als den Rock auf
dem Leibe besitzen und ganz von dem Lehnsadel abhängen, für
den sie die Felder bauen. Der Kindermord war an der Tagesordnung.
Die Jesuiten gründeten ein Findelhaus in F u n a i, der
Hauptstadt von B u n g o , und erwirkten vom Landesherm ein öffentliches
Verbot jener Gräuelsitte. Diese Stiftung, die Gründung eines
«) »Möchten doch die Doctoren der Theologie ihrem kanonischen Rechte, die
Prälaten ihren Würden und Pfründen entsagen und nach Japan kommen, da würden
sie ein glückseligeres, angenehmeres und ruhigeres Leben führen, als zu Hause.«