
Fürsten von M i t o und K a n g a vorbei, die schon damals als die
heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von K a n g a
ist der reichste aller japanischen D a im io ' s ; er besitzt zwei von den
68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches
Einkommen von 1,202,700 K o k Reis, etwa fünf Milhonen Thaler. —
Sein Grundstück in Y e d d o ist sehr ausgedehnt und hegt nördlich
ausserhalb des S o t o - S i r o , nicht weit von dem grossen Confucius-
Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des
Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende; seihst der T a ik ü n ,
der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährhch besucht,
kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den
amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu
sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben
abstand.
Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig
besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu
Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung
mehrerer Diener unversehens um diè Ecke bog, erschrak hei dem
unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf
und im Trabe davonritt. — Es ging nun durch lange, von Krämern
und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten
nach dem Flecken S u m e , w o wir nach zweistündigem Ritt von
A k a b a n e bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der
Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfischteichen
wo Moose und Wasserpflanzen gezogen würden, dazwischen
künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller ArtI3). Hinderte sorgfältig
gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen
und Strohbedächung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten
des mit Herrn Heusken seit lange bekannten Besitzers war sehr
zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter,
ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich
gekleidet schien sie hei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt,
die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich
dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die
ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. — Von S um e aus brachte uns
ein kurzer Ritt nach O d s i , wohin der Gesandte das Frühstück
vorausgeschickt hatte. ,
13) Blatt 4 der »Ansichten aus Japan, China und Siam« zeigt einen japanischen
Garten.
Das Fächerhaus — so hiess das von uns besuchte T s a - y a —
liegt an einem rauschenden Flüsschen, das hier in Cascaden aus
einer engen grünen Schlucht hervorströmt. Die Häuser und Pavillons
sind halb in das Wasser gebaut, gegenüber steigt die dichtbewachsene
Thalwand steil empor; man sitzt über dem plätschernden
Wässerchen kühl und schattig. Ein sorgfältig gehaltener Garten
liegt.neben dem Theehause, gegen dessen gepflegte reinliche Eleganz
die meisten heimischen Vergnügungslocale nur gewöhnliche Kneipen
sind. Das Ganze ist wie aus dem Ei geschält, mit Einschluss der
hübschen Aufwärterinnen, welche die Fremden freundlich willkommen
hiessen und in die besten Gemächer führten. Von Zierrathen
sieht man auch hier wenig bis auf einige gemalte Wandschirme,
aber Alles ist blank und geputzt, das Holzwerk sauber gefugt und
geschliffen, die Matten fein und glänzend, die hellen Tapeten und
Papierscheiben weiss und fleckenlos. Und doch hat diese Eleganz
nichts Kaltes; man fühlt sich nicht in neuen sondern in gutgehaltenen
Räumen, unter gesitteten Menschen wo Ordnung und
Anstand walten. Nach dem Frühstück machten wir einen Spaziergang
nach dem A sk a y a m a , einer nahegelegenen Höhe wo ehemals
ein Jagdschloss des T a ik ü n gestanden haben soll, weshalb
man sie noch heute nur zu Fuss betreten darf. Der flache Rücken
ist angebaut, auf den Abhängen ragen hochstämmige Nadelbäume
aus üppigem Gebüsch. Noch jetzt besucht der T a ik ü n jährlich
diesen Ort bei den grossen Reiherjagden. M Die Aussicht beherrscht
die vom O-GAVA durchströmte fruchtbare Ebene nördlich von Y e d d o . | B
Am westlichen Rande des Hügels liegt unter dichten Baumwipfeln
ein einfacher Tempel, dessen Anlagen sich in die dahinter hegende
grüne Schlucht hinabziehen; hier lallt ein frischer Quell von der
beschatteten Felswand herab, der einen steinernen Götzen bespült.
Wenn wir die Y a k u n in c recht verstanden, so pflegen Japaner, die
im Fächerhause des Guten zu viel gethan haben, hierher zu pilgern,
um unter dem kühlen Born wieder nüchtern zu werden und zugleich
ihre Andacht zu verrichten. Geebnete Gänge führen in die dicht-
bewachsene feuchte Schlucht, durch deren vielfache Krümmungen
sich das eingeengte Gewässer mit hellem Rauschen den W eg bahnt. —
Der Tempel soll von J y e y a s gestiftet, und nach dessen Tode seinem
Andenken geweiht worden sein.
Der Ortsvorsteher machte auf diesem Spaziergange den
Führer; wir kehrten durch Gemüsefelder und Gärten nach dem