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DER FREMDENVERKEHR WÄHREND DER ABSPERRUNG UND
DIE AUFSCHLIESSUNG DES REICHES.
Während des Zeitraumes der Absperrung verkehrten die Japaner
mit den Bewohnern der L i u - K i u - Inseln, den Koreanern, den Holländern,
und in den letzten fünfzig Jahren auch mit den Aisro’s der
K u r i l e n . — Die Bewohner der L i u - K i u - Inseln waren Japan schon
seit Mitte des sechszehnten Jahrhunderts tributpflichtig, wurden
aber im Anfänge des siebzehnten von den Chinesen zur Empörung
aufgereizt. Damals segelte der Fürst von S a t s u m a auf Befehl des
S io g u n mit Heeresmacht gegen diese Inseln, nahm die Hauptstadt
Nafa mit Sturm und führte den König gefangen nach Japan; seitdem
soll L i u - K iu einen jährlichen Tribut von 200,000 K o k Reis
zahlen134). Die dortige Regierung scheint von Beamten des Fürsten
von S a t s u m a beaufsichtigt zu werden, in dessen Händen sich auch
der ganze japanische Handel dahin befindet; er hat ein Comtoir in
N a n g a s a k i , wo holländische und chinesische Waaren für den Bedarf
von L i u - K iu eingekauft und verschifft werden135). Auf den nördlichen
Inseln soll es zahlreiche japanische Niederlassungen geben.
134) Die L iu - k iu - Inseln werden gewöhnlich unter den doppelt zinspflichtigen
Ländern genannt, aber China hat sicher dort seit lange gar keinen Einfluss mehr.
Die Sprache soll ein Dialect des Japanischen sein. In der kleinen Hauptstadt N afa
giebt es zwei gelehrte Bildungsanstalten, eine japanische und eine chinesische. Die
Zöglinge der japanischen lesen K atakana und F ikakana, und die chinesischen
Schriftzeichen mit der japano-chinesischen Aussprache, die der chinesischen nur die
stehende chinesische, die Kia i - Schrift. Die Letzteren studiren zum Theil einige
Jahre auf der chinesischen Universität F utsau, die Ersteren gehen zu demselben
Zwecke nach Japan. Die Beamten von L iu - kiu haben ihre Bildung meist auf der
japanischen Schule empfangen, seltener werden Schüler der chinesischen angestellt.
135) Nach Kämpfer war den Bewohnern der L iu - kiu -Inseln erlaubt, mit ihren
Dschunken nach den Häfen von Satsuma zu kommen und dort Waaren zum Belang
von 125,000 japanischen Taels zu verkaufen.
Der Handel mit Korea ist Monopol des Fürsten von Tsus-
s im a , der eine Factorei in P u s a n k a i an der koreaniseben Küste hat,
wo die Japaner unter ähnlichen Beschränkungen leben, wie die
Holländer ehemals auf D e s im a . Zum Verkehr in Japan sind die
Koreaner nicht zugelassen; schiffbrüchige werden nach N a n g a s a k i
gebracht und dort in Gewahrsam gehalten, bis sich Gelegenheit
bietet sie heimzusenden. Seit 1790 findet der im Friedensvertrage
von 1615' festgesetzte Austausch der Gesandtschaften auf der Insel
Tsus-sima statt136).
Der Verkehr mit den K u r i l e n datirt aus neuer Zeit. — Auf
Y e s o fassten die Japaner wahrscheinlich erst zu Ende des achten
Jahrhunderts festen Fuss, und zwar nur in dem südlichsten Theile,
den sie M a t s m a i nennen; sie lebten dort in beständigen Fehden
mit den Eingeborenen. Seit der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts
erwähnen die japanischen Quellen nichts von den Beziehungen zu
Y e s o , doch scheint die Niederlassung in M a t s m a i fortbestanden
zu haben: Pater Hieronymus de Angelis und andere Jesuiten, die
ersten Europäer, die - - im .!ahn1 1617 - nach Y e s o kamen, erzählen
wenigstens davon. Noch 1643 war die Ostküste dieser Insel
den Japanern wenig bekannt, die K u r i l e n herrenlos, so dass
die Holländer unter VrieS die Inseln K u n a s ir und Y e t u r u p in
Besitz nehmen konnten137). Um 1670 brachen auf Y e s o Unruhen
aus, die Eingeborenen wurden bekriegt und überwunden. Seitdem
schickte die japanische Regierung Statthalter dahin, welche
den Titel Fürsten von M a t s m a i führten. Erst gegen Ende des
achtzehnten Jahrhunderts breitete sich die japanische Herrschaft
über die ganze Insel, d. h. über die bewohnten Küstenstriche
aus, denn das Innere soll ein mit undurchdringlichen Wäldern
bedecktes Gebirgsland sein. Die Regierung liess damals auch
K r a f t o 138) und die südlichen K u r i l e n bereisen und schloss Verträge
1.36) Nach einer Notiz im Siebold’schen Werke wäre Korea, obwohl unter chinesischer
Oberhoheit, noch heute auch an Japan zinspflichtig. Die Reisenden der
preussischen Expedition hörten in N angasaki von koreanischen Geissein, welche
sich dort von Korbflechten ernähren sollten, konnten aber bei ihrem kurzen Aufenthalte
nichts Näheres darüber erfahren.
137) Sie nannten diese Inseln Staatenland und Compagnieland.
138) Die Kenntniss, dass K rafto eine Insel ist, verdankt man dem japanischen
Hof-Astronomen Mamia-R inso, der 1808 im Aufträge des S iogun diese Insel mid
die Amur - Mündungen bereiste und aufnahm. Ausführliches über die Entdeckungsgeschichte
dieser Küsten enthält Siebold’s N ippon. — Von den Verhältnissen auf