
in mildern Glanze vom Firmament, nicht wie bei iuA in kalter
trockener Winternacht mit hellem Gefunkel, sondern in sanft
leuchtender Pracht. In der südlichen Hemisphäre waren ungewohnte
Sternbilder sichtbar, die strahlenden Centauren, der Scorpion
Das berühmteste Sternbild des Südpols, das südliche Kreuz, zeigt
sich m diesen Breiten sehr unscheinbar, sein matter Glanz zieht
kaum das Auge auf sich. — Der he imi s ch e Polarstern tauchte
erst unter 6° n. Br. wieder aus dem Nebel des Horizontes auf. —
m Wasser furchte das Schiff eine breite Bahn, in welcher helle
Puñete electrischen Lichtes glänzten. Auch das Seeleuchten ist in
diesen Breiten nicht so intensiv als in finsteren nordischen Gewitternachten;
die leuchtenden Puncte sind minder zahlreich, aber viel
grösser und nicht so scharf begrenzt, von einem breiten Kranze
milchigen Lichtes umgeben.
w . -Am 17. August stellte sich wieder Wind ein, und wurden
18. August. Segel gesetzt. Den achtzehnten passirten die Schiffe die Inseln
C a tw i c k und Ce ic e b d e M e e , in deren Nähe die See von zahlreichen
elphinenschaaren belebt war. Sonntag den neunzehnten nach der
Musterung hielt der Prediger Kreiher Gottesdienst in der Batterie-
Liturgie und Choralgesang wurde von dem Musikcorps begleitet.’'
er Gottesdienst an Bord hei ruhigem Wetter auf hoher See-—-
bei heftigem Winde ist das Geräusch und die Unruhe im Schiffe
zu gross - hat etwas besonders Erhebendes, denn die Natur des
Meeres ist ernst und feierlich; da ist nichts, was die Andacht stören
konnte. Keine Gemeinde ist wohl so eng verbunden als die Mannschaft
eines Schiffes, und doch ist es so schwer für den Geistlichen
sich emen erfreulichen Wirkungskreis zu schaffen. Das Seeleben
ist mühselig, voll Entbehrungen und Gefahren, und entwickelt den
menschlichen Charakter in sehr absonderlicher Weise. Selten wird
der achte Seemann vom Landmenschen vollkommen verstanden
werden; dieses Gefühl macht ihn verschlossen, und sogar empfindlich
wo er sich unterschätzt glaubt. Seine steten Entbehrungen und
Gefahren geben ihm, halb unbewusst, ein Gefühl seines Werthes
j! "nd emer gewissen Grösse den kleinen Interessen des täglichen
Lebens gegenüber; er setzt im Dienste stündlich sein Leben ein,
und fühlt sich zu den Extremen, des Genusses berechtigt, wo ihm
eine kurze Ruhe wird. Wer diesem Bedürfhiss nicht einige Rechnung
tragen und etwas nachsichtig sein will, wird sich schwerlich
Eingang verschaffen; um aber recht auf ilm zu wirken, müsste der
■Mim * 94.7
x t -j- Mann über Bord.
Geistliche selbst Seemann sein, und diesem Berufe sein ganzes
Leben widmen. .
An diesem Tage — den neunzehnten — stand die Sonne
unter 12° 25’ n. Br. und 111° 2' ö. L. im Zenith. der Arkona, so
dass deren Bewohner sich um Mittag als wahre Sehlemihle auf dem
Verdeck bewegten. Der Wind blieb gut, ebenso die folgenden
Tage. Am 21. August wurde unter 16° 13’ n. Br. und 115° 1 o. L.
d ie M a c c le s f i e ld -B a n k p a s s i r t . WKm
Am zweiundzwanzigsten Vormittags liefen die Schiffe unter 22. August.
leichter Brise über die ruhige See, - da ertönte gegen elf Uhr auf
der Arkona plötzlich der Ruf »Mann über Bord«; em Matrose
trieb ruhig schwimmend im Kielwasser. Man hegte an Bord kerne
Besorgniss, denn der Mann war als einer der besten Schwimmer
bekannt; die ausgeworfenen Rettungsbojen fielen dicht bei ihm
nieder, die Corvette würde sogleich beigedreht und der Cutter zu
Wasser gebracht; noch vor ihm erreichte ein Boot des Frauenlob,
der seitwärts hinter, dem Flaggschiffe segelte und durch Signal
avertirt war, den Ort wo die Bojen schwammen - aber der Mann
war verschwunden, nur sein Hut trieb auf dem Wasser. Die Boote
fuhren von dem Schooner gefolgt noch weit hinaus, aber alles
Suchen blieb fruchtlos. Da die See ganz ruhig war und kaum zehn
Minuten bis zur Ankunft des ersten Bootes bei den Bojen vergingen,
so ist anzunehmen, dass der Unglückliche von einem Haifische m
die Tiefe gerissen wurde. Einige Matrosen, die im Kreuztop standen,
sähen ihn dicht bei der einen Boje plötzlich verschwinden, - a: Der
Grund seines Sturzes war das Reissen eines alten Taues , das er um
die Kette des zweiten Cutters befestigen sollte. Ein mit ihm arbeitender
Camerad, der ihn als vorzüglichen Schwimmer kannte, «rief
noch scherzend, er möge doch nach seinem Hut greifen den er im
F allen verlor.
Es war der zweite Mann der Arkona, der seit ihrem Auslaufen
von Danzig auf diese Weise umkam. Das erste Mal geschah
es südlich vom Cap, bei so hoher See dass man für das ausge-
, setzte Rettungsboot fürchtete. Diesmal aber waren alle Umstände-
so günstig dass Niemand an ein Unglück dachte, und der Verlust
wirkte um so niederschlagender. Wie tief ein solches Ereigniss. in
das Leben der Mannschaft eingreift, weiss nur, wer es erlebt hat;
denn so zufällig auch eine Schiffsgesellschaft zusammen gewürfelt
sein mag, unter Menschen, die durch gemeinsame Interessen