
von und nach den ostindischen Häfen — ausser hei Befrachtung
mit Salz und Opium — gleichgestellt wurden.
Das Bedürfniss nach eigenen diplomatischen Vertretern
mit richterlicher Befugniss machte sich seit der Zeit bei den
in China verkehrenden Deutschen mehr und mehr fühlbar.
Die Geschäftsverbindungen nahmen nach den Berichten
ausgesendeter Handels-Agenten in grossem Maassstahe zu,
aber der Mangel eigener Jurisdiction versetzte die Unter-
thanen tractatloser Mächte in China in eine sehr unvortheil-
hafte Lage; ihre Stellung drohte bei dem schnell wachsenden
Verkehr unhaltbar zu werden.
Das Jahr der grossen Weltausstellung in London
1851 und die folgenden bezeichnen einen Umschwung in
den Verhältnissen des Welthandels. Ueberall tauchten
liberalere Grundsätze auf, die internationalen Beziehungen
wurden lebhafter und der Unternehmungsgeist brach sich
Bahn nach allen Seiten. Der zunehmende Verbrauch
chinesischer Erzeugnisse,' die rasche Entwickelung der
Niederlassungen in Australien und an der Westküste
Nordamerika’s, die Unternehmungen der Wallfischfänger
und Pelzjäger, die von der niederländischen Regierung
angenommene liberale Colonialpolitik, die Eröffnung einer
anscheinend unerschöpflichen Quelle von Reiszufuhren aus
Hinter-Indien, der durch Uebervölkerung und politische Umwälzungen
gesteigerte Auswanderungsdrang der Chinesen
gaben damals den Küstenländern des Stillen Oceans
eine cominercielle Bedeutung, an die noch wenige Jahrzehnte
vorher nicht gedacht werden durfte. In der westlichen
Welt erweckten die Fortschritte der Humanität und
Bildung, die starke Zunahme der Bevölkerung und der auf-
blühende Wohlstand immer lebhafter das Bedürfniss nach
Kraftäusserung und Ausbreitung im Raume; der allgemeine
Verkehr der Nationen und der freie Austausch ihrer E rzeugnisse
wurden zur Nothwendigkeit. — Im Süden von
China hatten die Engländer festen Fuss gefasst; sie zwangen
die Mandschu-Herrscher, ihrer alten Politik zu entsagen,
und errangen sich, trotz dem heftigsten W iderstreben der
Mandarinen-Regierung, theils auf friedlichem, theils auf
kriegerischem Wege allmälich die Stellung, zu der die
■civilisirten Völker des Westens durch ihre Macht und
überlegene Bildung berechtigt sind. Von Norden her
schob Russland seine Lolonieen und Militärposten immer
weiter vor und erlangte die Abtretung ausgedehnter und
für die Beherrschung des nördlichen Stillen Meeres sehr
günstig gelegener Landstriche. In Japan, das sich seit
zweihundert Jahren allem Verkehr mit fremden Nationen
verschlossen hatte, brachen 1854 Amerika und Russland
die Bahn; gleich darauf schlossen auch England, Frankreich
und Holland dort Freundschafts- und Schiffahrtsverträge.
In kurzen Jahren fiel eine Schranke nach der anderen,
und schon 1858 erlangten alle in Ost-Asien vertretenen
Mächte unter dem Einfluss der englisch - französischen
Siege in China Handelstractate., die mehrere Häfen des entlegenen
Inselreiches dem freien Geschäftsverkehr dieser
Nationen öffneten, ihnen das Recht der diplomatischen
Vertretung und des ausgedehntesten Schutzes ihrer Unter-
thanen in allen rechtmässigen Ansprüchen gesitteter Völker
verliehen.
Der Handel und die Rhederei der norddeutschen
Staaten machten in diesen Jahren ohne den Rückhalt
eigener internationaler Verträge und ohne die Vorführung
einer eigenen schutzbereiten Marine bedeutende Fortschritte.
Es lag damals noch nicht in der Handelspolitik der ostasiatischen
Staaten, nachdem sie ihre Häfen fremden Schiffen