
beleben die schattigen Plätze, geputzte Frauen und Kinder wandeln
die bunten Buden entlang, oder füttern Hühner und Tauben
die hier zur Belustigung des Volkes in grossen Schwärmen gehalten
werden; überall sitzen Verkäuferinnen mit wohlfeilem Futter
Wir zogen uns endlich, des Getreibes müde, in einen am
Bande des Grundstückes gelegenen Theegarten zurück, dessen
hübsche Anlagen einen weiten Blick auf das freie Feld bieten -
denn man befindet sich liier am nördlichen Rande der Stadt. Mit
diesem-Theehause ist eine Kunstgärtnerei verbunden,' in welcher
damals unter anderen schönen Topfgewächsen ein Baumfarren von
vier Fuss Höhe zum Verkauf stand. - Unsere B e t t o ’s gingen von
A sa k sa aus mit den Pferden zurück; wir selbst setzten uns bei der
Brücke m Boote und fuhren den O - g a v a hinunter. Die Boote sind
bedeckt und wie alles Japanische von der saubersten, ja von zier-
hcher Arbeit; sie haben keinen Anstrich sondern die natürliche
helle Holzfarbe, und sind mit Streifen und Buckeln von Kupfer
sauber gefugt, die im Wasser gehenden Theile aber schwarz gebrannt.
Die Ruder haben an der Stelle, wo sie auf dem Pflock
legen, eme leichte Biegung, und werden von den stehenden Ruderern
hm- und herbewegt, aber niemals aus dem Wasser gezogen, was
einen schnellen und gleichmässigen Lauf erzeugt. Die Bauart dieser
Boote wird von den Seeleuten sehr gerühmt; sie haben einen flachen
Boden, sollen trotzdem aber schnell und sicher sein, was man den
japanischen Ds chunken eben nicht nachrühmen kann. Letztere
müssen seit dem Verbot nach dem Auslande zu fahren alle nach
Vorschrift mit offenem Hintertheil gebaut werden; sie haben nur
emen unmerklichen Kiel, können die hohe See nicht halten und
sind nur zu Küstenfahrten tauglich, wo denn bei schlechtem Wetter
gleich ein schützender Hafen gesucht wird. Ihre Gestalt ist plump
und alterthümlich, mit hohem Hintertheil und abschüssigem Verdeck; *
m der Mitte steht der Hauptmast mit einem einzigen grossen Segel'
das aus mehreren senkrecht laufenden Bahnen schweren Bamn-
woilenzeuges zusammengeschnürt ist; die Luft streicht frei durch
die Zwischenräume. Statt wie die westlichen Nationen ihre Se-el
von oben zu reffen kürzen die Japaner sie von der Seite durch
Entfernung.eines oder mehrerer Streifen. Gebläht sieht solch Segel
recht malerisch, etwas steppdeckenartig aus; im Hafen wird es mit
Strohmatten*umwickelt. Das Steuerruder ist sehr plump, hängt in
n und kann aus dem Wasser gehoben werden. Die Dschunken
werden so wenig angestrichen als kleinere Schiffe, sehen aber trotzdem
immer reinlich und neu aus; man findet kaum ein verwittertes
Fahrzeug.
"Wir glitten sanft den Strom hinab, unter den vier grossen
immer sehr belebten Brücken hindurch; der Verkehr auf dem Fluss
scheint unbedeutend zu sein. Seine Ufer sind streckenweise mit
breiten Quais gesäumt; am westlichen liegen, recht in das Wasser
hineingebaut, viele Waarenspeicher und feuerfesfife Packhäuser.— '
Am Ausflusse des O - g a v a ankerten bei dem Marine-Arsenal zahlreiche
Dschunken. Die Fahrt wandte sich nun rechts dem Seeufer
entlang, an grünen Batterieen und dem Sommersitze des T a ik u n
vorbei, dessen Gärten hinter Rasenwällen versteckt liegen. Weiter^
hm bogen die Boote in einen Einschnitt ein, wo uns am Landungsplätze
die Pferde erwarteten und schnell zum späten Mittagsmal
nach A k a b a n e trugen.
Ein anderes Mal ritten wir nach G o b ia k o - L a k a n , dem
Tempel der fünfhundert Bildsäulen, welcher jenseit des O - g a v a in
einem abgelegenen Theile des H o n d z o liegt. Der Weg führt zuerst
durch das Handelsquartier, dann über eine der grossen Pfahlbrücken.
Die Strassen des H o n d z o sind weniger belebt als die der gegenüberliegenden
Stadttheile; man kommt an grossen Holzplätzen vorbei,
dann auf ganz unbebaute Strecken, wo die Strassen nur abgesteckt
sind und der Blick in weite Feme schweift. G o b ia k o - L a k a n hegt
so zu sagen auf freiem Felde. Der Haupttempel ist durch ein Erdbeben
arg zusammengerüttelt und alle Bretter so kreuz und queer
durcheinandergeschoben, dass man kaum begreift, wie sich der
Bau noch aufrecht hält; die Aufstellung der fünfhundert Buddabilder
in einem anderen Gebäude scheint nur provisorisch zu sein. Man
tritt in eine schmale Gallerie, die, nach dem Inneren des Gebäudes
offen, sanft ansteigend an den Wänden hinführt. Hier stehen die
Bildsäulen mit dem Rücken gegen die Mauer; sie sind meist vergoldet,
von Holz oder Bronze, unter Lebensgrösse, und stellen den
indischen Gott in allen möglichen Eigenschaften und Situationen
dar. Manche sind vielarmig, die Hände halten dann jede ein besonderes
Symbol seiner Macht oder Thätigkeit. Von der ernsten
plastischen Schönheit der älteren japanischen Bronzestatuen des
Budda findet sich in diesen Bildwerken wenig; sie sind gechickt
gearbeitet, aber von geringem Kunstwerth. — In einer Ecke des
Tempelhofes steht das geräumige Wohnhaus der Bonzen, wo wir