
5 5 2 n.Chr. Im Jahre 5 5 2 sandte der König von P e t s i dem M i k a d o eine
Bildsäule des B u d d a S i a k a und die kanonischen Bücher seines Cultus
zum Geschenk. An der Spitze der japanischen Regierung standen
damals zwei mächtige Minister, welche über die Zulassung des
fremden Cultus in Streit geriethen. Der M i k a d o schenkte das Budda-
bild dem I n a m e , welcher für Einführung der neuen Lehre stimmte
und nun dem Götzen einen Tempel baute. Schon damals gab es
unter den koreanischen Einwanderern viele Buddisten, welche ihrer
Religion auch bei den Japanern Eingang zu verschallen suchten.
Bald nach Aufstellung jenes Buddabildes brach die Pest aus; der
Gegner des I n am e überredete den M i k a d o , dies sei eine Strafe der
alten Landesgötter, und bewirkte, dass die Bildsäule gestürzt, der
Tempel zerstört wurde. Unter dem folgenden M i k a d o erneut sich
der Streit zwischen den Söhnen jener Günstlinge. Aus P e t s i kommen
viele buddistische Priester und Gelehrte herüber, ein Theil
des M i k a d o - Hauses ist dem Cultus günstig, aber noch einmal kommt
die Pest dem buddafeindlichen Regenten M o r i y a z u Hülfe, er setzt
abermals die Ausrottung der Lehre durch. Die Priester werden ihres
Ornates beraubt, die Tempel zerstört. Unter dem folgenden, dem
zweiunddreissigsten M i k a d o , gewinnt M u m a k o , der Sohn des Ministers
I n a m e , wieder Macht; er lässt nochmals Priester aus P e t s i kommen,
stellt den Cultus wieder her, und stürzt mit Hülfe des Prinzen
S i o t o k - D a i s i den M o r i y a . Der M i k a d o stirbt; sein jüngerer Bruder
wird von dem allmächtigen M u m a k o auf den Thron gesetzt, aber
bald nachher, da er dem fremden Cultus abhold ist, auf sein Geheiss
ermordet. Seine Schwester muss ihm succediren 2a), M u m a k o wird
Regent. Unter seinem Schutze verbreitete sich die Buddalehre
schnell im ganzen Lande; sie fand besonders an den vielen neuen
Einwanderern aus Korea und auch an den älteren Colonisten eifrige
620 n. Chr. Jünger. Man gründet Tempel und Klöster; gegen das Jahr 6 2 0 gab
22) Die Regierung dieser Kaiserin ist merkwürdig durch eine Gesandtschaft an
den chinesischen Kaiser Y a n g - t i . Der Brief des Prinzen S i o t o k - D a i s i , des Vertrauten
M u m a k o ’s , welcher vor diesem kurze Zeit Regent war, begann mit den
Worten: Der Sohn des Himmels der aufgehenden Sonne an den Sohn des Himmels
der untergehenden Sonne. Die chinesischen Annalen berichten, Y a n g - t i habe die
Aufschrift so unpassend gefunden, dass er die Lesung des Briefes untersagte. —
Ein chinesischer Gesandter, der beim Regierungsantritt des folgenden M ik a d o zur
Gratulation nach Japan kam, feiste wegen eines Etiquettenstreites wieder ab ohne
den Kaiser gesehen zu haben,
es nach den Annalen schon 8 1 6 Priester, 5 6 9 Priesterinnen und
4 6 Tempel des B u d d a S ia k a i n Japan.
Der Einfluss des mächtigen M um a k o erstreckt sich über ein
halbes Jahrhundert. Sein Sohn S o g a - n o - Y e m is i folgt ihm m der
Regentenwürde unter dem fünfunddreissigsten M ik a d o D s i o - m e i
(6 2 9 — 6 4 1 ). MR der Thronbesteigung von dessen Wittwe wächst 841 n. Chr.
die Macht und der Uebermuth des Y e m i s i , er baut seinem Yater
ein Grabmal gleich dem der M ik a d o ’s , und überträgt erkrankend aus
eigener Machtvollkommenheit die Regentenwürde seinem Sohne I r u k a ,
dessen maasslose Willkühr die Grossen zur Verschwörung treibt.
I ru k a wird in feierlicher Hofversammlung in Gegenwart der Kaiserin,
deren Sohn N a k a - n o - O s i unter den Verschworenen ist, nieder-
gestossen. Darauf entspinnt sich ein heftiger Kampf, die Hälfte des
Hofes schlägt sich zu Y e m i s i , seine Parthei ist so mächtig, dass sie
die kaiserliche überwunden haben würde, wenn nicht die seinen
Anhängern gemachten Vorstellungen, e s 's e i unerhört, dass das
Göttergeschlecht des M ik a d o einem Rebellen weichen solle, gewirkt,
die Parthei zerstreut hätten. Y em is i wurde in seinem Hause mit
seinen Schätzen verbrannt.
So die Annalen. V f Diese Ereignisse geben ein Bild der späteren
Umwälzungen, die Elemente sind immer dieselben. Das Geschlecht
des M ik a d o degenerirt, der fähigste Minister bemächtigt
sich der Leitung des Staates; seine Würden vererben nach altjapanischer
Sitte auf seine Nachkommen, nicht aber seine Kraft und
Eähigkeiten. Nach einigen Generationen ist sein Geschlecht unter
der Wirkung der Schmeichelei und des üppigen Hoflebens eben so
entartet, wie das des M ik a d o und erfährt ein gleiches Schicksal;
eine andere Familie tritt an dessen Stelle. . Zuweilen auch erhebt
sich, während das herrschende Regentengeschlecht in Entkräftung
versinkt, das K a is e r h a u s wieder aus dem Elende! niemals aber ist
seine Herrschaft von langer Dauer. Der Luxus und die Ueppigkeit
des Hoflebens, die göttliche Verehrung der Person des M ik a d o ,
die Schmeichelei, die sich nur in der Zeit der Erniedrigung von ihm
abwendet, machen ein Andauern der Kraft durch mehrere Generationen
unmöglich. — Die S o g a wollten den M ik a d o s tü r z e n und
dessen Würde an sich reissen. Wie fest und untrennbar diese nach
dreizehnhundertjähriger Herrschaft (wenn man es glauben darf) mit
dem Geschlechte des D s in -M u verwachsen, wie stark der Glauben
an dessen Beruf und Recht auf den Thron war, beweisen die