
die Tortur und die Hinrichtung nur gegen Japaner in Anwendung
gebracht und sieh begnügt hatte, die europäischen Geistlichen auszuweisen,
wurde nun auch über diese die Todesstrafe verhängt, wo
sie sich im Lande finden Hessen84); auch jeder Japaner, der einen
Priester beherbergte, hatte das Leben verwirkt. Um strengere Auf-
1617. sicht zu üben, liess F i d e - t a d a schon 1617 alle Häfen, ausser
F i r a n i i o und N a ñ g a s a k i , dem fremden Handel schliessen. Aber
selbst diese Maassregehi blieben fruchtlos und konnten nicht verhindern,
dass sich nicht jährlich einige Geistliche ins Land schlichen.
Sie wussten sich unter allerlei Verkleidungen auf japanischen
Dschunken Aufnahme zu verschaffen und brachten, wo ihr Stand
entdeckt wurde, oft Tod und Verderben über deren unschuldige
1621. Bemannung. Deshalb verbot die japanische Regierung 1621 85) ihren
Unterthanen, die bisher ganz frei ausser Landes verkehrt und nach
Korea, China, Formosa, Siam und Manila Handel getrieben hatten,
sich von nun an ohne kaiserlichen Pass aus dem Lande zu entfernen.
Zugleich wurden die Strafen gegen die Hehler der Geistlichen
verschärft: nicht nur die Bewohner des Hauses, wo ein solcher
sich finden liess, sondern auch die Einsassen der Nachbarhäuser
zu beiden Seiten sollten sterben. Gegen die Europäer schritt
die Obrigkeit jetzt mit der äussersten Strenge ein: im Jahre
1622 wurden unter anderen die ganze Bemannung und alle Passagiere
eines von den Holländern an der japanischen Küste aufgebrachten
spanischen Schiffes hingerichtet, weil verkappte Priester
1624. an Bord waren. — 1624 endlich erschien ein Edict, das alle
Fremden, ausser den Holländern und Engländern, aus Japan verbannte.
In N a ñ g a s a k i hielt die Obrigkeit strenge Haussuchung,
alle, auch die Koreaner und Chinesen, wurden eingeschifft; die mit
Japanerinnen verheirathet waren, mussten ihre Familien zurücklassen,
auf den Kirchhöfen stürzte man alle Kreuze um. Nur einige
84) Sie wurde zunächst an einem Jesuiten, einem Franeiscaner, einem Dominicaner
und einem Augustiner vollstreckt. Bisher, sagen die Jesuiten, hatten die Japaner es für
barbarisch erachtet, Fremde, die sie einmal bei sich aufgenommen hätten, umzubringen,
zumal wenn sie auf den Befehl ihrer Vorgesetzten in das Land kämen. Die beharrliche
Pflichttreue der Geistlichen liess dem S io g u n kaum einen anderen Weg offen.
85) Bis zu diesem Jahre bestand noch eine japanische Niederlassung bei Manila
auf Luzon. Japanische Matrosen kamen 1614 mit Capitän Saris nach England,
japanische Kaufleute trieben Handel nach Mexico. — Im Jahre 1603 zählten die
Japaner sechszehn Völker, mit denen sie in Freundschafts- und Handelsbeziehungen
standen. S. Siebold Nippon Bd. I.
seit lange in N a ñ g a s a k i angesessene portugiesische Kaufleute, die
besonderes Vertrauen genossen, durften Zurückbleiben und unter
Aufsicht der Obrigkeit ihren Handel fortsetzen. Für sie wurde auf
kaiserlichen Befehl im Jahre 1635 im seichten Wasser vor N a ñ g a s a k i
dicht am Ufer die kleine Insel D e s im a aufgeschüttet und mit Pfahlwerk
und Palisaden umgeben; dort lebten sie seitdem unter steter
Bewachung wie im Gefängnisse. Alle diese Maassregehi waren
gegen die G e is t lic h e n gerichtet, gegen deren Eindringen, da sie
jede Verkleidung, jede List zur Erreichung ihrer Zwecke benutzten,
die Regierung sich vergebens zu schützen suchte. Dass aber das
Christenthum für Japan und ganz besonders für das neue Regierungssystem
verderblich und mit allen Wurzeln auszurotten sei,
wurde von jetzt an unumstössliches Axiom für die Herrscher aus
dem Hause des J y e y a s 88).
Die Verfolgung der Christen dauerte vom Jahre 1616 an in
allen Theilen des Landes fast ununterbrochen fort. Durch das
s « ) Sehl- merkwürdig, und ein Beweis, dass das Misstrauen des S io g u n gegen
die Geistlichen gegründet war, ist die Botschaft, mit welcher der Fürst von Osio .
den spanischen. Franeiscaner Luis Sotelo im Geheimen an den Papst und den
König von Spanien sandte; ein japanischer Edelmann begleitete den Mönch. Sie
wurden von Paul V am 23. November 1615 in feierlicher Audienz empfangen. Das
Schreiben des Fürsten enthält, soweit es gedruckt ist, nur dessen Wunsch, mit
seinen Unterthanen zum Christenthum überzutreten: er bittet deshalb, ihm einige
Franeiscaner und einen hohen Prälaten zu senden, — bittet den Papst ferner, ihn
der Freundschaft des Königs von Spanien zu empfehlen; sein Fürstenthum (im
Nordosten von N i p p o n ) liege nicht weit von Neu-Spanien, mit dem er in Verkehr
zu treten wünsche. Ueber die mündlichen Anträge an den König und den Papst
verlautet nichts; dass aber die ganze Sendung politischer Natur war, ist kaum zu
bezweifeln. Hochverrätherisch war damals schon die Absicht, Geistliche in das Land
zu ziehen. — Als Sotelo über Neu-Spanien nach Japan zurückkam, wüthete dort die
Christenverfolgung am heftigsten; er wurde gefangen und, nach langer Haft in den
berüchtigten Kerkern von O m ü h a ; bei langsamem Feuer verbrannt. Das Antwortschreiben
des Papstes, die Reliquien und Geschenke für den Fürsten von Osio
müssen bei ihm vorgefimden worden sein; — dass er sie im Kerker noch bei sich
verbarg, geht aus einem Briefe hervor, den Sotelo an einen ändern in N a ñ g a s a k i
versteckten Ordensbruder richtete. S. Diego de San Francisco Relación verdadera
y breve de la persecución que padecieron por la Fe de Christo S. N. quince Religiosos
Descalzos etc. Manila 1625. und Acta audentiae publicae a S. D. N. Paulo V
Pont. max. opt. regis Voxu Japoni le g a t is .... exhibitae. 1615. Rom 1615; Mexico
1626. — In den Berichten der Jesuiten heisst es, der Fürst von Osio habe plötzlich
angefangen, die Christen grausam zu verfolgen, um sich beim S io g t jn von dem Verdacht,
er habe eine Gesandtschaft nach Europa geschickt, zu reinigen.
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