
hervorbringt. Die Küsten sind bergig und steil; unzählige Klippen,
Felsen und Riffe, reissende Strömungen und Fluthen, ungestüme
wechselnde Winde machen die Schiffahrt gefährlich. Das Binnenmeer3)
, welches die beiden grossen Heerstrassen von K iu s iu und S ik o k
nach der Hauptstadt queer durchschneiden, befahren tausende von
Dschunken; bei Tage wimmeln diese Gewässer von Segeln, bei Nacht
suchen alle Schutz in den gastlichen Häfen und Buchten, denn von
den hohen Küsten und aus engen Thalschlünden M ° stürzen oft heft' igoe
Böen verderbenbringend herab. Die Reisenden schildern die Schönheit
dieser Meere in glühenden Farben: hier ein stiller Landsee, dort
schmale Sunde, durchweiche sich die Gewässer in tosender Brandung
drängen; die Ufer bald schroffe Felsen, von denen rauschende
Giessbäche herabstürzen, bald angebaute sanfte Bergeshänge. Aus
immergrünen Hainen ragen fürstliche Schlösser, und hohe Tempel
krönen die Vorgebirge; landeinwärts aber gewahrt man mächtige
Gebirgsmassen mit zackig zerrissenen Gipfeln und schneegefüllten
Schluchten.
Die grösste Insel des Binnenmeeres heisst A w a d s i . Nordwestlich
von N i p p o n liegen S a n d o und O k i , westlich und südlich
von K iu s iu die Gruppe der G o t t o - Inseln, F ir a n d o , A m a k sa ,
T a n e g a s im a 4) ; viele kleinere sind rings um die Küsten zerstreut.
3) Das Binnenmeer wird eingetheilt in die Suwo-, M i s im a - und F a r im a - n a d a ,
Seen von Suwo u. s. w. Es enthält über tausend Inseln.
4) Der Kläng der japanischen Sprache kann durch die Schrift nur annähernd ausgedrückt
werden, weil sie manche Laute hat, welche das europäische Ohr nicht kennt.
Die japanischen Silbenschriften selbst geben die Aussprache nur -sehr unvollkommen:
man muss bald Yocale verschlucken, bald Consonanten einschieben, um das Geschriebene
richtig zu lesen. So schreibt der Japaner S a d o , F i r a d o , N a g a s a k i ,
A m a k u s a , und spricht S a n d o , F i r a n d o , N a n g a s a k i , A m a k s a . Der Grund liegt
theils in der Unzulänglichkeit der Silbenalphabete, theils im Sprachgebrauch: oft
wird eine ganze Silbe geschriében, um nur einen Buchstaben auszudrücken, wie in
dem Worte A t a k s i (ich) das W a - t a - k ü - s i buchstabirt wird. — Dem Vorschläge
des Herrn Professor Hoffmann in Leyden nàchzukommen, die Worte so zu schreiben
wie die japanische Silbenschrift sie ausdrückt, kann siph der Verfasser nicht ent-
schliessen, so richtig dieser Grundsatz für wissenschaftlich«} philologische Werke
auch ist. Der Leser wurde sich aus dieser Schreibeweise keinen Begriff von dem
Klang der japanischen Worte und Namen machen können. Diese sind daher möglichst
genau so wiedergegeben, wie sie im Munde der Japaner lauten. — Bei Ausdrücken,
die er nicht selbst gehört hat, folgt der Verfasser der Autorität der Herren Professor
Hoffinann in Leyden und Léon de Rosny in Paris, und den von Ersterem in seiner
japanischen Grammatik gegebenen Regeln und Vorschriften. Die Japaner haben
Dem asiatischen Festlande am nächsten bildet die Insel T s u s - s im a
gleichsam eine Brücke zur Halbinsel Korea.
Ueber die genannten Landestheile ist durchweg die japanische
Cultur verbreitet. Die nördlich von N i p p o n gelegene Insel Y e s o und
die südlichen K u r il e n gehören auch zum japanischen Reiche, sind
aber zum grössten Theil von einem halbwilden Volksstamm, den
AiWs (behaarten K u r il e n ) bewohnt. Das Klima ist rauh und der
Entwickelung japanischer Cultur ungünstig. Die Japaner bewohnen
nur die Städte und Hafenplätze und treiben Handel mit den Erzeugnissen
nach dem Mutterlande. Das ganze Innere von Y e s o soll ein
unbewohntes Waldgebirge sein. Die nördlichen K u r il e n gehören
zum russischen Reiche, nur K u n a s ir und Y e t u r u p sind japanisch;
die Grenzlinie geht nach den neuesten Verträgen zwischen der letztgenannten
Insel und U r u p hindurch.
Die L iu k iu - Inseln erkennen, im Anfänge des siebzehnten
Jahrhunderts durch den Fürsten von S a t su m a unterworfen, die
japanische Oberhoheit an und zahlen Tribut, scheinen aber zugleich
an China zinspflichtig zu sein. Aehnlich ist es mit Korea, wo seit
uralten Zeiten bald der japanische bald der chinesische Einfluss
vorgewaltet hat.
Der Flächeninhalt des eigentlichen Japan wird auf 5300 Quadratmeilen
, die Bevölkerung auf mehr als 25 Millionen geschätzt5).
einige Consonanten, die für unser Organ fast unaussprechlich sind, so den Zungenlaut,
der zwischen L und R schwebt, und einen eigenthümlichen Zischlaut, -der
weder H noch Ch noch F ist. Professor Hoffinann schreibt für den letzteren
gewöhnlich F , für den Zungenlaut meist R. —
Der Klang aller aussereuropäfschen Worte und Namen soll in der vorliegenden
Arbeit vermittelst der von Professor Lepsius (in seinem Standard Alphabet. 2. edit.
Berlin London 1863) eingeführten Buchstaben und diakritischen Zeichen ausgedrückt
werden, über deren Werth das am Anfänge dieses Bandes abgedruckte Verzeichniss
Aufschluss giebt. —
5) Diese Schätzung bezieht sich auf die Inseln N i p p o n , K i u s iu und S ik o k und
die um sie her liegenden kleineren Eilande. Sie macht keinen Anspruch auf grosse
Genauigkeit: die Küsten sind von Europäern nur zum kleinsten Theile vermessen,
und die bis jetzt veröffentlichten japanischen Karten sind meist unzuverlässig. Herr
von Siebold, in dessen grossem Werke N i p p o n sich die besten und ausführlichsten
Nachrichten, über die statistischen Verhältnisse des Reiches finden, sagt über die
kartographischen Arbeiten der Japaner:
»In Folge eines Gesetzes sind geodätische und astronomische Arbeiten nur höheren
Orts dazu bestimmten Personen gestattet. Bücher, Karten und Instrumente
erhalten sie von den Niederländern. Vortreffliche Instrumente, wie Sextanten,