
verschlossen hatte. Es ist zwar anzunehmen, dass sich, seitdem in
der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das System der Abschliessung
nach aussen und der allgemeinen Beaufsichtigung seine volle Ausbildung
erreichte, bis zum Eindringen der Amerikaner im Jahre 1854
in den politischen Zuständen wenig geändert hat; aber leider besitzen
wir auch aus der Zeit der E n tw ic k e lu n g des neuen Systemes über
die in n e r en Einrichtungen keine ausführlichen Angaben, denn die
Missionare, welche die äusseren Begebnisse und die Umwälzungen,
von denen sie Zeugen waren, sehr eingehend beschreiben, geben über
diesen Punct fast gar keine Rechenschaft.
D s i n -M u der Göttersohn eroberte, von Süden kommend, das
¡ranze Reich, und schlug in der Landschaft Ö 7 O Y a m a t t o 17) den Sitz
seiner Herrschaft auf. Seine Proclamirung als Kaiser des ganzen
660 t.Chr. Landes (660 v. Chr.) ist der Ausgangspunct der japanischen Zeitrechnung.
Er wird als der erste genannt, der ein Haus baute18),
während bis dahin die Eingeborenen in Erdhöhlen gewohnt hätten.
Von seiner Leibwache rühmt sich der japanische Adel abzustammen.
Die Nachrichten über die folgenden M ik a d o ’s sind dürftig und
beschränken sich auf die Erzählungen von Kriegen gegen die Y e b i ’s ,
von wunderbaren Naturphänomenen und Erbstreitigkeiten um die
Thronfolge. Yon dem zehnten M ik a d o wird berichtet, dass er vier
S io g c n ’s , Eeldherren zur Bekriegung der wilden Eingeborenen in
den abgelegenen Provinzen ernannt habe. Unter seiner Regierung
33v.Chr. (33 v. Chr.) kamen zum ersten Male Koreaner nach Japan: die
Annalen erwähnen ihrer als einer tributbringenden Gesandtschaft,
doch scheinen es nur Einwanderer gewesen zu sein, welche, den
17) Y a m a t t o heisst wörtlich Bergland. In alter Zeit soll diese Benennung für
ganz Japan gebraucht worden sein. Im engeren Sinne bezeichnet es den Kern der
Halbinsel, welche in der Mitte, der Längenrichtung von N i p p o n nach Süden herausspringt.
Die M i k a d o ’s residirten durch viele Generationen in verschiedenen Theilen
dieser Landschaft.
18) Das Andenken seiner Wohnung wird in dem berühmten Tempel des T e n -
z i o - d a i - s in bewahrt, der in den ersten Jahren der christlichen Zeitrechnung in der
Landschaft I s y e erbaut wurde. Er ist der berühmteste Wallfahrtsort des ganzen
Landes und soll eine getreue Copie der alt-japanischen Holz- und Strohbauten sein.
Eine Tochter des Gründers, des elften M i k a d o , wurde dort Oberpriesterin, auch
ihre Nachfolgerinnen waren aus dem Geschlechte der Erbkaiser. Die Landschaft
I s y e grenzt östlich an Y a m a t t o .
politischen Stürmen in ihrem Vaterlande weichend, eine neue Hei-
math suchten. In Korea waren seit dem Jahre 57 v. Chr. grosse
Umwälzungen vorgegangen: das alte Reich T s a o s ie n , welches die
ganze Halbinsel umfasste, theilte sich damals in die drei Königreiche
K a o l i , P e t s i und S in r a . — Im Jahre 27 n. Chr. kam abermals eine 27 n. Chr.
Einwanderung nach Japan, an deren Spitze ein Fürst aus dem
Königshause von S in r a stand. Von Japan soll um 57 n. Chr. zum 57n.Chr.
ersten Male eine Gesandtschaft nach dem Auslande, und zwar an
den chinesischen Kaiser Ko - b u - k o - t e i ( chinesisch K u a n g - wtr -
k ü a n g - t i ) aus der Dynastie Go- k a n gegangen sein. — Unter dem
zwölften M ik a d o wurde der Krieg gegen die Y e b i ’s nach Y e so
ausgedehnt, die beiden folgenden hatten viel mit Bekämpfung der
wilden Stämme in den östlichen Landschaften von K iu s iu und N i p p o n
zu thun.
Das sind die wenigen Nachrichten aus diesem Zeitalter, denen
man einigen historischen Werth beimessen kann. Alles übrige gehört,
wenn auch gewiss mit Thatsachen vermischt, doch vorwiegend in
das Gebiet der Sage. Schon die geringe Zahl von vierzehn M i k a d o ’s ,
welche den Zeitraum von 660 v. Chr. bis 200 n. Chr. ausfüllen, also
durchschnittlich je über sechszig Jahre regiert haben müssten, ist
sehr verdächtig. Um 201 n. Chr. bestieg zum ersten Male eine Frau 201 a. Chr.
den Thron, S i n - k o - wo - g u , die Wittwe des vierzehnten M i k a d o ,
eine gewaltige Kaiserin, welche noch heute als Schutzgöttin des
Landes verehrt wird. Der Vorschub, den die Bewohner von S i n r a
den aufrührerischen Stämmen von K i u s i u leisteten, veranlasste sie
an der Spitze eines Heeres nach Korea überzusetzen: S i n r a wurde
in kurzer Zeit erobert, die beiden anderen koreanischen Reiche
huldigten aus freien Stücken und verpflichteten sich zu regelmässigen
Tributzahlungen. In M im a n a , einem Districte von P e t s i , wurden
damals japanische Statthalter eingesetzt, welche neben den einheimischen
Königen die Verwaltung führten. Eine Gesandtschaft,
welche 239 von Japan nach dem chinesischen Reiche W e i ls) ging,
scheint durch die koreanischen Angelegenheiten veranlasst worden
zu sein — doch dauerte es noch mehrere Jahrzehnte bis die dortigen*
Verhältnisse eine feste Gestaltung gewannen. Im Jahre 249 führten
19) Damals gab es drei selbstständige Reiche in China, nämlich W e i , T s u und U. —
Merkwürdig ist, dass die vom Reiche W e i nach Japan geschickte Gegengesandtschaft
dem M i k a d o ein Königsdiplom und andere Embleme japanischer Vasallenschaft
überbrachte.