
Auftreten der Missionare.
reino Wandel, die Unoigennützigkeit, Demuth und hingehende Aufopferung
der ersten Bekehrer standen im grellsten Contrast zu der
ewige Strafen verhängt werden. Ferner, wenn Gott, wie ihr sagt, auch den Menschen
erschaffen hat, wie kann er ihn von verruchten Geistern versuchen lassen, besonders
wenn er ihn mit dem Gedanken schuf, von ihm gelobt und verehrt zu werden?
Ferner, wie der gut sein könne, der die Menschen so schwach und zu allein Bösen
geneigt erschaffen habe, wahrend sie vollkommen hätten sein sollen. Und nicht nur
das habe Gott verkehrt und schlecht eingerichtet, sondern auch dass er die Hölle
geschaffen habe, das grösste und schrecklichste aller Uebel, da er durch keine Barmherzigkeit.
gegen die Verdammten bewegt werde, sie den ewigen Qualen zu entreissen.
Ferner, wie das ein gütiger Gott sein könne, der das Gesetz der zehn Gebote gegeben
habe, das so schwer zu befolgen sei! Sie fänden doch, dass ihre Lehre,
welche sie so lange bekannt, viel barmherziger und milder sei, da sie durch Vermittelung
ihrer Propheten auch selbst dem Schlunde der Hölle entrissen werden
könnten, wir aber an gar keine Erlösung aus der Hölle glaubten. — Auf alle diese
Fragen haben wir ihnen mit Gottes Hülfe genügende Antwort gegeben, so dass sie
uns befriedigt verliessen. Und das scheint mir besonders erstaunlich zu sein, dass
diese Heiden, durch vernünftige Gründe überzeugt, sich mit willigem Gemüthe ergeben.
Sie haben einen solchen Durst nach Wahrheit und eine solche Lernbegier,
dass sie nicht eher ablassen zu fragen, als bis sie die Sache redlich begriffen haben;
dann hören sie nicht auf unsere Antworten an Andere weiter zu erzählen. Sie
wussten bisher nicht, dass die Erde rund sei, sie kannten nicht den Lauf der Sonne,
der Planeten und Kometen, die Entstehung des Hagels und ähnlicher Dinge, welches
Alles wir ihnen mit dem grössten Fleisse erklärt, sie aber mit der lebhaftesten
Aufmerksamkeit ergriffen und in sich aufgenommen haben. So geschah es, dass sie
von unserer Gelehrsamkeit eine hohe Meinung fassten und unser Ansehn bei den
Disputationen immer grösser wurde . . . Wunderbar war* es zu sehen, wie die Neubekehrten
von Haus zu Haus wanderten, und von dem empfangenen Glauben und
seinen Lehren eifrigst erzählten. . . . Sie sind uns mit rührender Liebe zugethan,
und daraus lässt sich die Aufrichtigkeit ihres Glaubens erkennen. Uebrigens war es
nicht so leicht, ihnen, ehe sie sich taufen Hessen, gewisse. Zweifel zu lösen, die sie
aus unseren Aussagen über die Allgüte Gottes geschöpft hatten. Sie meinten, Gott
könne nicht barmherzig sein, da er sich vor unserer Ankunft ihrem Volke nicht
offenbart habe, denn wenn, was wir sagten, wahr wäre, so könne niemand, der den
wahren Gott nicht verehrt habe, auf die ewige Seligkeit hoffen. Das sei grausam
und nicht barmherzig, dass ihre Vorfahren nach seinem Willen aus blosser Un-
kenntniss des wahren Gottes in die Hölle verstossen sein sollten. Dieser Zweifel
schien sie am meisten zu beunruhigen und von der Anbetung des wahren Gottes abzuhalten
. . . . Gebe Gott, dass wir recht viele Früchte aus dieser Ernte sammeln,
und ich glaube, das wird geschehen, denn dieses Volk ist von starker Urtheilskraffc
und gesundem Geiste, voll Lernbegier, vernünftig und mit anderen wahrhaft göttlichen
Gaben ausgestattet . . . . Das Eine ängstet sie fortwährend heftig, dass es aus der
Hölle gar keine Erlösung geben soll; besonders schmerzt sie ihrer Eltern, Kinder,
Verwandten Verdammung, und dass für diese gar keine Hoffnung auf Rettung sei:
Gang der Bekehrung. Franz Xaver.
Hoffahrt und frechen Zügellosigkeit der Bonzen. Nicht wenig wirkte
auch ihre Fähigkeit, den beständig mit Fragen auf sie eindringenden
Japanern ü b e r Naturerscheinungen, Probleme der Physik und Astronomie
neue und befriedigende Aufschlüsse geben zu können.
Der Gang der Bekehrung war an verschiedenen Orten verschieden:
bald schlug die neue Lehre bei dem Volke, bald bei den
höheren, den gebildeten Ständen zuerst Wurzel. Oft mussten die
Missionare durch Edicte der Landesherren und durch militärische
Wachen vor dem durch die Bonzen gegen sie aufgehetzten Pöbel
geschützt werden. Viele der Grossen begünstigten die Verbreitung
des Christenthumes unter dem Volke, ohne sich selbst zur Annahme
seiner strengen Tugendvorschriften entschliessen zu können. Die
Wohlhabenden entsehlugen sich nur ungern der bequemen Lehre
der Bonzen. Die wenigsten Anhänger scheinen besonders die späteren
Missionare, die mit viel kirchlichem Gepränge auftraten, unter den
Jüngern der reinen Confuciuslehre, den götzen- und tempellosen
Secten gefunden zu haben, welche in ihren Schriften als Gottesleugner
oft heftig verwünscht werden. —
Franz Xaver erreichte, begleitet von dem spanischen Jesuiten
Torres und den beiden bekehrten Japanern im Herbst des Jahres 1549 1549.
die Küste von Kiusxu und landete in K a n g o s im a , der V aterstadt des
I-Ia h s ir o , dessen Familie ihn gastlich und hebevoll empfing. Er blieb
dort einige Zeit, um sich in der Landessprache zu vervollkommnen
und ein Compendium zu entwerfen, welches die Schöpfungsgeschichte,
die Lehre von der Einheit Gottes und das Mysterium Christi enthielt.
Dieses wurde mit Hülfe seines japanischen Freundes, der
portugiesisch gelernt hatte, japanisch mit lateinischen Lettern zum
Behufe des Vorlesens niedergeschrieben. So wurden die ersten
Bekehrungen bewerkstelligt. Franz Xaver gründete in K a n g o s im a
eine kleine Gemeinde, ging aber, da der Landesherr, der Fürst von
S a t s u m a , theils auf die Verleumdungen der Bonzen, theils aus
Aerger darüber, dass die portugiesischen Schiffe in diesem Jahre
sie fragen beständig, ob es denn k e in Mittel gebe, ihnen zu helfen, etwa durch
Almosen, Gebet oder andere Werke der Barmherzigkeit. Das macht ihnen den
grössten Schmerz . . . . Sie fragen, ob Gott selbst nicht aus der Hölle erlösen
könne und weshalb er die ewigen Strafen verhänge. Ich gebe ihnen geziemende
Antwort: sie weinen dann heftig, so dass auch ich oft nahe daran war, hei ihrem
'Schluchzen in Thränen auszubrechen, da ich die Betrübniss meiner lieben und trauten
Freunde sah und nicht lindem konnte.«