
Holzpfeilern ruhendes Dach vorspringt. Man tritt in den Hausflur;
links öffnet sieh der Eingang in die Empfangsgemäoher und im
rechten Winkel ein breiter Corridor, zu dessen beiden Seiten die
Wohnzimmer der Expeditionsmitglieder, weiterhin die Baderäume
und das Küchengebäude liegen; rechts führt ein kurzer Gang nach
en Gelassen wo die der Gesandtschaft beigegebenen japanischen
Beamten und Diener hausen. Diese Räumlichkeiten sind in mehrere
j 9 untereinander zusammenhängende Gebäude vertheilt, welche sich
auf verschiedene Höfe und Höfchen öffnen. In einem der letzteren,
rechts von dem Hauptportal, steht das Stallgebäude, weiterhin
fuhrt em nur von den Japanern benutztes Thor in die Nebenstrasse.
Links vom Vorhofe liegt, von schwarzen Bretterzäunen umgeben,
. ein geräumiger Rasenplatz, deren die Japaner sich überall zum
Bogenschiessen und Pferdetummeln anlegen.
Die ganze Einrichtung des Hauses hat etwas zeltartiges, ist
aber bei heiterem warmem Wetter überaus bequem und wohnlich.
Alle Gebäude sind einstöckig, im ganzen Hause keine Treppe. Der
Estrich hegt beinah drei Fuss über dem Erdboden und ruht auf
dicken Holzpfeilem, die nicht etwa in die Erde eingelassen sind
sondern auf steinernen Sockeln stehen. Fast das ganze Gebäude ist
aus Holz, lauter viereckige Pfosten mit wagerechter Balkenverbindung,
deren Zwischenräume mit beweglichen Papier- und Tapetenschirmen,
nur an wenigen Stellen mit leichtem Mauerwerk' von
Luftsteinen ausgefüllt sind. Solche feste Wände finden sich meist
nur im Rücken oder an den Seiten des Hauses, die Vorderfronten
und Scheidewände sind fast durchgängig von Papier. Will man sein
Zimmer vergrössern, so hebt man einige der leichten Rahmen aus,
will man es nach aussen öffnen, so kann man schnell die ganze
Wand beseitigen.. Die Holzrahmen, welche oben und unten in
Falzen laufen und beliebig als ThÜren und Fenster benutzt werden
können, sind m den Aussenwänden mit durchscheinendem Papier,
in den Zwischenwänden gewöhnlich mit weissgemusterten Tapeten
beklebt. Den Fussboden decken feine elastische Binsenmatten von
einem Zoll Dicke und vorgeschriebener Länge und Breite, so dass
man schadhafte immer gleich aus dem nächsten Laden ersetzen
kann; den Plafond bildet einfaches Holzgetäfel. Die Dächer sind
aus Schindeln, Stroh, bei den besseren Gebäuden meist aus feinen
blaugrauen Thonziegeln, die mit Mörtel zu einer festen gleichartigen
Masse zusäinmengefugt werden, — immer aber von der sorgfältigsten
Arbeit. Die Japaner bauen alle ihre Bedachungen möglichst
schwer, und glauben dadurch der Gewalt der Erdbeben trotzen
zu können.
Das Hauptgebäude des Gresandtschaftsbauses war beträchtlich
höher als die anderen, und enthielt drei Räume, die sich nach einem
kleinen grünen Hofe öf&ieten. Vor denselben lief, wie bei den
meisten Wohnräumen der Japaner, eine bedeckte Veranda von
vier Fuss Breite hin, gebildet durch das überkragende, auf Pfosten
ruhende Dach. Abends setzt man diese Gänge mit Bretterläden zu,
wodurch das Haus geschlossen wird. Der erste der drei Empfangsräume
diente dem Gesandten als Esszimmer, der zweite communicirte
durch ein Vorzimmer mit der Eingangshalle, der dritte war eigentlich
das Allerheiligste. • Hier lag in der Rückwand eine Nische mit erhöhtem
Estrich, von wo nach japanischer Sitte der vornehme
Hausherr alle Besuche empfangen soll. Geringere werden nicht
einmal in dasselbe Zimmer zugelassen, sondern nehmen in dem an-
stossenden Gemache mit dem Gesicht gegen die Tapetenwand Platz,^
deren mittelste Schirme zur Audienz zurückgeschoben, auf den Wink
des Herrn aber wieder geschlossen werden. In einer kleineren Nische
neben der erwähnten steht unten ein Gestell für die Schwerter der
Besuchenden; im oberen Theile ist ein etagere - artiges lackirtes Möbel
eingefügt, dessen Fächer Schiebethüren haben; darin bewahrt der
Japaner seine Kostbarkeiten und Cunositäten. Diese drei Zimmer
konnten in wenig Minuten zu einem grossen Raume vereinigt werden,
in welchem sich Abends die Mitglieder der Expedition bei dem
Gesandten zu versammeln pflegten. Die Hölzpfeiler, welche die
Decke tragen, sind in sechs bis sieben Fuss Höhe durch wagerechte
Balken verbunden; zwischen diesen und den Falzen im Fussboden
laufen die unteren Schiebewände. Der Raum zwischen dem Queer-
balken und der Decke, drei bis vier Fuss, ist mit einem leichten
Lattengitter ausgefüllt und nebenbei ebenfalls mit Schirmen von
durchscheinendem Papier zugesetzt, die auf- und zugeschoben oder
auch ganz entfernt werden können. So hat man immer Luft und
Licht von oben, von unten, so wenig oder so viel man will. Um
die beiden letzten Empfangsräume lief auch an der inwendigen Seite
ein schmaler Corridor, wo bei den Besuchen der B u n y o ’s ihr niederes
Gefolge und die Schreiber Platz nahmen. Das Holzwerk in allen
diesen Räumen war fein geschliffen, nur die Einfassung der mit
weissen Glanztapeten beklebten Schiebewände schwarz lackirt. Die