
unentgeltlich Wasser und Proviant, durften aber nicht einmal in den
Hafen einlaufen. Dieses Unternehmen scheint von der englischostindischen
Compagnie in Calcutta ausgegangen, und von einem
amerikanischen Schiff’scapitän veranlasst worden zu sein, der während
der Kriegsjahre mit seinem Fahrzeug im Dienste der Holländer
mehrere Reisen von Batavia nach Japan gemacht und die dortigen
Verhältnisse kennen gelernt hatte15 7).
Die erste europäische Regierung, welche einen Versuch zur
Eröffnung Japans machte, war die russische. Zur Zeit der Kaiserin
Katharina kamen japanische Schiffbrüchige nach Ochotsk und von
da in das Innere von Sibirien, wo .sie Russisch lernten. Einen von
ihnen, K o d a i , liess die Kaiserin nach der Hauptstadt kommen, damit
er ihre Herrlichkeit sähe, und gab ihm reiche Geschenke. Dieser
musste als Dolmetscher des Lieutenant Laxmann dienen, welcher
unter dem Vorwande, die Schiffbrüchigen — nach zehnjährigem
Aufenthalt in Sibirien — ihrer Heimatli zurückzugeben, denVerkehr
nCt Japan anknüpfen sollte. Laxmann war mit Geschenken und
einem Briefe des General -Gouverneurs von Sibirien versehen; er
verliess Ochotsk im Herbst 1792, landete zu A k t i s an der Nordküste
von Y e s ö , und wurde dort freundlich aufgenommen. Die
Antwort auf das überbrachte Schreiben, welche erst nach einigen
Monaten aus Y e d d o eintraf, scheint von dem Dolmetscher nicht
getreu und in zu milden Ausdrücken übersetzt worden zu sein: es
liiess darin, Laxmann habe gewagt mit einem bewaffneten Fahrzeuge
an die japanische Küste zu kommen, und dadurch eigentlich die
Rückkehr nach der Hehnath auf immer verwirkt, doch wolle der
S i o p u n ihn wegen seiner Unkenntniss der Landesgesetze begnadigen.
Zu A k t i s könne man nicht unterhandeln, und nach Y e d d o dürfe er
nicht kommen S er möge aber unter Vorzeigung eines beigefügten
157) Nachdem Capitän Robert Stewart mehrere Reisen glücklich zurückgelegt
und sich das Vertrauen der holländischen Behörden erworben hatte, geschah es, dass
er, von N angasaki mit einer werthvollen Ladung ausgelaufen, in Batavia nicht ankam.
Einige Zeit darauf erschien er wieder in N angasaki mit einem von ihm selbst befrachteten
Schiffe, vorgebend, das andere sei untergegangen. Der Handelsvorsteher
nahm das Schiff in Beschlag und schickte Stewart gefangen nach Batavia, — es stellte
sich heraus, dass sein Fahrzeug nicht untergegangen, sondern auf den Philippinen
mit der Ladung von ihm verkauft worden sei. Er entsprang während der Untersuchung
in Batavia aus dem Gefängniss und kam nach Bengalen. Der Handelsvorsteher
Wardenaar erkannte ihn in dem Befehlshaber des unter amerikanischer
Flagge vor N angasaki erscheinenden Schiffes.
Passes in den Hafen von N a n g a s a k i einlaufen. Was die Schiffbrüchigen
betreife, so möchten die Russen dieselben zurück lassen
oder wieder mitnehmen, wie es ihnen gut dünke, denn den japanischen
Gesetzen gemäss gehörten sie dem Reiche an, wohin das
Schicksal sie verschlagen habe, und wo ihr Leben vom Untergange
gerettet worden sei. Der in dem russischen Schreiben enthaltenen
Anerbietungen gegenseitigen Freundschafts- und Handelsverkehrs
war in der Antwort gar nicht gedacht. — Laxmami ging nicht nach
N a n g a s a k i , dagegen sandte Kaiser Alexander 1 gestützt auf jenes
japanische Schreiben und den beigefügten Pass, im Jahre 1803 den
mit den Verhältnissen Sibiriens und der K u r i l e n vertrauten Kammerherrn
von Resanoff mit ausgedehnten Vollmachten daliin ab. Die
Gesandtschaft war glänzend ausgestattet; Resanoff hatte ein zahlreiches
Gefolge und überbrachte ein kaiserliches Schreiben nebst
werthvollen Geschenken. Der bekannte IVeltumsegeler Capitän
Rrusenstem führte ihn nach N a n g a s a k i , w o die Iregatte Nadejda
(Hoffnung) zu Anfang October 1804 vor dem Eingang des Hafens
Anker warf. Das Auftreten des Gesandten war kein glückliches:
seine \V eigerung, sich in gewisse unverfängliche Höflichkeitsformen
zu fügen, welche die japanische Sitte forderte, und den bestehenden
Gesetzen gemäss die Waffen des Schiffes auszuliefem, gab den
ersten Anlass zur Verstimmung. Der Statthalter wies sein Verlangen,
nach Y e d d o z u gehen, mit Bestimmtheit zurück, — Resanoff
musste sich bequemen, das kaiserliche Schreiben den B.ehörden von
N a n g a s a k i z u überliefern und die Antwort abzuwarten. Man liess
das Schiff in den Hafen bringen, nachdem Pulver und Munition abgegeben
waren, stellte es aber unter strenge Bewachung und erlaubte
Niemand an’s Land zu kommen. Erst auf die wiederholten
Vorstellungen des Gesandten, dass ein längerer Aufenthalt an Bord
seiner Gesundheit nachtheilig spin würde, liess der Statthalter ein
D e s im a gegenüber am Meere gelegenes Vorrathshaus für getrocknete
Fische zu seinem Aufenthalt einrichten, und mit einem starken
Bambuszaun nach allen Seiten absperren. Resanoff wurde in der
Prachtbarke des Fürsten von F id s e n unter russischer Flagge an das
Land gesetzt, und bestand darauf, seine Grenadierwache mitzunehmenls8).
Er brachte mehrere Monate in diesem Gefängnisse zu, und
1S?) Krusenstern selbst macht auf das Unkluge dieser Maassregel aufmerksam.
Der Gesandte reizte durch sein Benehmen die Japaner auf vielfache Weise, und sie
. Hessen es ihn entgelten. Auch die Wahl seiner Wohnung am Lande spricht für die