
die Hindus leben fast ganz von Reis imd Gemüsen, und vieler
Kleidung bedarf es nicbt. So erhält sich die Anstalt nicht nur
selbst, sondern wirft einen beträchtlichen Gewinn ab, der 1859
gegen 40,000 Rupees (26,667 Th.) betragen haben soll. Die Zahl
der Sträflinge belief sich auf 2247, darunter einige Weiber; dazu
waren 292 Zuchthäusler aus Singapore in derselben Anstalt untergebracht,
also im Ganzen 2539, — Alle zur.Deportation verurtheilten
vorderindischen Verbrecher werden in die Niederlassungen der
Strasse von Malacca, nach Penang, Malacca und Singapore geschickt,
wo man durch ihre Arbeit den grössten Theil der Strassen
und öffentlichen Gebäude hergestellt hat. Auch am Bau des Forts
von Singapore arbeiteten sie mit chinesischen Tagelöhnern vermischt.
Schlechte Führung wird mit harter Arbeit, dem Ausklopfen der
Coeosnussfasern in Ketten bestraft.
Die Sträflinge der Anstalt von Singapore sahen munter und
gesund aus, vor allen die Aufseher. — In einem grossen, mit Mauern
umgebenen Hofe stehen mehrere gut gehaltene Gebäude, Schlaf- und
Arbeitsäle, einHospital, Zellen zur Einzelnhaft, Küchen, Werkstätten,
Schmieden, ein Arbeitslocal für Widerspänstige, eine Abtheilung für
die Frauen u. s. w ., alle luftig und rein im vollsten Sinne des Wortes.
Die Brunnen liefern nicht bloss Trinkwasser, sondern auch Wasch-
und Badewasser in reichlicher Menge. Die Küchen für jede Religion
und Kaste sind getrennt und dienen zugleich als Speisesäle, da jeder
Hindu seine Nahrung auf der Erde kauernd sogleich verzehrt, wo
er sie erhält. — Es giebt im Ganzen sechs C-lassen Gefangener,
davon ist die fünfte die Strafabtheilung, und zur sechsten gehören
die durch Alter zur Arbeit unfähig gewordenen. Die Sträflinge
gelangen nach sechs- bis sechszehnjähriger guter Führung in die
erste Classe und dürfen sich dann selbst auf der Insel ihr Unterkommen
suchen.
Die Caseme des 40. Native-infantry Madras-Regimentes besichtigte
der Gesandte bei Gelegenheit eines Besuches, den er dem
Commandeur Major Hervey abstattete. Die Gemeinen sind alle
aus der Präsidentschaft Madras geworben; sie dürfen nur drei
Jahre hintereinander ausser Landes verwendet werden und erhalten
während dieser Zeit einen monatlichen Sold von 7 bis 9 Rupees
(1 Rupee = 20 Sgr.) neben reichlichen Rationen. Viele ernähren
davon ihre in Indien zurückgebliebenen Familien. Die Madras-
Regimenter sind während des ganzen indischen Feldzuges treu
geblieben und gemessen des grössten Vertrauens; trotzdem hält
man es seit 1858 für gerathen, nur die dienstthuenden Mannschaften
bewaffnet gehen zu lassen; alle übrigen müssen ihre Waffen in einem
grossen Saale der Caserne niederlegen. Das Regiment besteht aus
zehn Compagnieen zu hundert Mann; zwei davon sind in Labuan
auf Borneo stationirt. Die Verantwortlichkeit für die Truppen in
Singapore fällt auf sechs englische Officiere; alle übrigen Subalternen
sind avancirte Sepoys.
Am 7. August machte der Gesandte in Begleitung der Capitäne
Sundewall und Jachmann und vieler anderen Expeditionsmitglieder
dem bei Newharbour, etwa drei englische Meilen von der Stadt
wohnenden T um a n g u n g von D z o h o r einen Besuch. Er ist der Sohn
des Mannes, welcher den Engländern zuerst einen Küstenstrich zur
Niederlassung auf der Insel abtrat, ein alter, fast zahnloser Herr
in malaiischer Tracht, welche besonders durch das bunte, lose
um den Kopf geknüpfte Baumwollentuch und den Sarong auffällt.
Aehnlich, doch mit europäischen Zuthaten, kleiden sich seine
beiden englisch redenden Söhne, welche den Gesandten am Eingänge
des Hauses empfingen, schöne junge Männer im Alter von
27 und 24 Jahren mit ächt malaiischen träumerischen Zügen. Der
T um a n g u n g kam seinen Gästen oben an der Treppe entgegen, führte
sie in einen englisch eingerichteten Salon und zeigte mit grösser
Selbstgefälligkeit eine Sammlung kostbarer K r is e , — so heissen die
malaiischen Dolche. Die Klinge ist geflammt und oben sehr breit,
das Heft kurz, von hartem Holze, und sitzt im stumpfen Winkel
an der Klinge. Die meisten sind vergiftet, jede Wunde soll tödtlich
sein. Die Dolche des T um a n g u n g hatten sehr schöne Klingen deren
Stahl eine Art Damast zeigte, und waren reich mit Edelsteinen
besetzt, ebenso einige kurze Lanzen die zur Tigerjagd gebraucht
werden, von schöner Zeichnung und auserlesener Arbeit. — Der
T um a n g u n g spricht nur malaiisch; der hanseatische Consul hatte die
Güte, bei der Conversation zu dolmetschen. — Unbeirrt durch die
Anwesenheit der Fremden flatterten durch-die offenen Fenster viele
Schwalben aus und ein und verschwanden in einen an die Wohn-
räume stossenden Gang, dessen Decke ganz mit ihren Nestern bedeckt
war. Wir erfuhren, dass es die Art sei, welche die essbaren
Nester baut, und dass der Hausherr sie seinem Gaumen zu Liebe
hierher gewöhnt habe. U.eber der Treppe hing ein Käfig mit
einer unscheinbaren Taube von seltener Art, die nach malaiischem