
nach China ging, eine zuwartende Stellung einnehmen müssen, und
zwar in Schanghai, wo diese Monate die heissesten und ungesundesten
des ganzen Jahres sind, oder in dem stürmischen Golfe
von P e t s i l i , w o unter den obwaltenden Umständen an eine Landung
nicht zu denken war. An beiden Orten wäre die Expedition
zu einer mehrmonatlichen Unthätigkeit verurtheilt gewesen, von der
sich auch für die Zukunft kein Vortheil absehen liess. Zu einer
Theilnahme am Knege war erstens keine Veranlassung, — denn eine
blosse Weigerung der chinesischen Regierung, mit Preussen einen
Vertrag abzuschliessen, konnte niemals als eine solche angesehen
werden, — dann aber hatten die preussischen Kriegsschiffe viel zu
grossen Tiefgang, um die Barre vor den T a k u - Forts passiren und
m den PEiH0 k a u f e n zu können, der nur für Fahrzeuge geringer
Grosse schiffbar ist, waren also schon durch ihre Bauart von der
Möglichkeit der Theilnahme an den Feindseligkeiten ausgeschlossen;
die Alliirten hätten auch eine solche schwerlich gewünscht Eine
rein zuwartende Stellung aber war der Würde der Gesandtschaft
nicht angemessen.
In Singapore konnte Graf Eulenburg nicht bleiben, ohne sich
der Gefahr auszusetzen, im entscheidenden Augenblicke nicht an
Ort und Stelle sein zu können. Der .Südwest-Monsun weht nur in
den Sommermonaten und höchstens bis zum September. Der
Nordost-Monsun der Wintermonate aber ist an den chinesischen
Küsten so heftig und beständig, dass die Schiffe grosse Umwege
machen müssen um die nördlichen Häfen zu erreichen. Es handelte
sich also darum, mit Hülfe des schon schwindenden Südwestwindes
noch einen Ort zu erreichen, wo die Expedition, ohne
unthätig zu sein, die Entwickelung der chinesischen Ereignisse
abwarten, und von wo sie schnell nach Nord- China hinübersegeln
könnte. Deshalb beschloss der Gesandte, jetzt gleich nach Y e d d o
zu gehen, und trotz den ungünstigen Nachrichten über die Disposition
der dortigen Regierung den Japanern zuerst seine Vorschläge
zu machen. Wurden sie zurückgewiesen, so hatte das weiter keine
Folgen für den chinesichen Vertrag; der Gesandte konnte im October
oder November nach dem Golf von P e t s i l i gehen, wo dann wohl
eine Entscheidung eingetreten sein musste. Ein misslungener Versuch
m China würde die unbedingte Zurückweisung in Japan
unfehlbar nach sich gezogen haben; dagegen hatte es nichts Bedenkliches,
nach glücklichem Abschluss mit China nach Japan
zurückzukehren, denn fast alle Verträge fremder Mächte mit Japan
waren bis dahin unter dem Druck ihrer Erfolge in China abgeschlossen
worden.
Arkona, Thetis und Frauenlob waren in wenig Tagen segelfertig;
die Elbe aber hatte in den Stürmen am Cap der Guten
Hoffnung einen grossen Theil ihres Kupferbeschlages verloren, und
musste in das Dock gehen. Wann die Reparaturen beendet sein
w ü rd en lie ss sich nicht absehen. Da nun die kaufmännischen Mitglieder
der Expedition in Singapore ihre Waarenproben vorzulegen
wünschten, so wies der Gesandte ihnen ihre Plätze auf der Elbe
an. Demgemäss blieben die Herren Jacob, Grube und Commerzien-
rath Wolf in Singapore zurück. Von den übrigen Reisenden schifften
sich der Gesandte mit seinen drei Attache’s — den Herren von Brandt,
von Bunsen und Graf A. zu Eulenburg, — dem Dr. med. Lucius, dem
Geologen Baron von Richthofen, dem Zeichner W. Heine aus New-
York, dem sächsischen Kaufmann G. Spiess und dem Photographen
Bismark auf der Arkona; der Legations-Secretär Pieschel, der Botaniker
Regierungsrath Wichura, der Zoologe Dr. von Martens, der
Bevollmächtigte des Landwirtschaftlichen Ministeriums Dr. Marou,
der botanische Gärtner Schottmüller und der Maler Berg auf
der Thetis ein. Frauenlob erhielt keine Passagiere. Die Thetis
verliess die Rhede von Singapore am 12., Arkona und Frauenlob
am 13. August, Da der Gesandte nicht wünschte, dass sein Zweck
nach Y e d d o z u gehen der japanischen Regierung vor seiner Ankunft
bekannt würdefgpg was durch die Postdampfschiffe über Hongkong
und Schanghai leicht'geschehen konnte, — so blieb die nächste Bestimmung
der ganzen Expedition während ihres Aufenthaltes in
Singapore geheim; die Schiffe gingen mit versiegelten Ordres in See,
welche erst auf hohem Meere erbrochen wurden.