
8 0 Edict von 1613. Ausweisung der europäischen Geistlichen.
Erlaubniss im Lande Handel zu treiben®"). Unglücklicherweise wurde
noch in demselben Jahre neuer Argwohn geweckt durch das Erscheinen
eines spanischen Kriegsschiffes, welches Vermessungen
an der japanischen Küste vornahm. Die Holländer mögen es damals
an Verdächtigungen ihrer Erbfeinde nicht haben fehlen lassen, wozu
ihnen Jene alle Veranlassungen gaben; denn sie stellten die Holländer
als aufrührerische Unterthanen ihres Königs und als Seeräuber dar,
und Messen kein Mittel unversucht um ihre Ausweisung zu bewirken.
Man kann kaum zweifeln, dass die protestantischen Niederländer
auch die katholische Missionsthätigkeit als unheilvoll für das Land
und eine Invasion vorbereitend verdächtigten; das lag in der Natur
der Umstände.
Die Maassregeln gegen die Christen wurden nun verschärft,
die Verfolgung, die eine Weile geruht hatte, begann mit neuer
Heftigkeit; J y e y a s selbst verbannte vierzehn seiner vornehmsten
Hofbeamten, welche den Glauben nicht abschwören wollten. Besonderen
Anstoss erregte bald nachher. das Betragen der Christen
von M iak o , welche einen überführten Verbrecher, der nach den
Landesgesetzen den Tod verdient hatte, in feieriiehem Zuge klagend
und tröstend zur Richtstätte geleiteten und so gleichsam zum Märtyrer
stempelten; ebenso die Widersetzlichkeit der Bewohner von
N a n g a sa k i, die in öffentlicher Versammlung den Beschluss fassten,
sich dem Befehle zur Abschwörung des Glaubens nicht zu fügen
und die Vertreibung der europäischen Geistlichen niemals zu dulden81).
Ein solches Auftreten gegen die Obrigkeit war in Japan unerhört.
i6is. J y e y a s erliess im Jahre 1613 ein neues Edict, in welchem die christ-
Mche ReMgion für verderblich erklärt und auf das Strengste verboten
wurde; die Kirchen sollten niedergerissen und alle Geistlichen vertrieben
werden. Dieser Befehl ward nun allen Ernstes ausgeführt.
Die Regierung richtete eine systematische Verfolgung aller eingeborenen
Christen ein; sämmthehe europäische Missionare mussten
sich in Nan g a sak i versammeln und am 25. October 1614 auf drei
Dschunken einschiffen. Es waren 22 GeistMche aus den Orden der
so) Nach Aussage der Jesuiten liess J y e y a s durch ihre Vermittelung die Portugiesen
in Macao ausdrücklich zur Rückkehr auffordern. Sie schieben die Schuld
der gegen sie ergriffenen Maassregeln auf die Verleumdungen der Holländer, und
erklären die schnelle Wiederanknüpfung des Verkehrs aus dem Umstande, dass
J y e y a s mit den von Jenen eingefuhrten Waaren nicht zufrieden gewesen wäre.
8I) Dies sind TKatsachen, welche die Jesuiten selbst berichten.
Dominicaner, Eranciscaner und Augustiner, 117 Jesuiten, 100 Seminaristen,
100 Katecheten. Mit ihnen schifften ■sich mehrere japanische
Geistliche, Candidaten und Laienbrüder und der aus der Geschichte
des T a i i c o - s a m a bekannte T a k a - y a m a - U k o n mit seiner FamiMe ein.
Die Abfahrenden hatten viele kleine Boote mitgenommen, in welchen
sie die Ufer heimheh wieder zu erreichen hofften, aber die japanischen
Wachtscliiffe geleiteten sie weit auf die hohe See hinaus und vereitelten
jeden Landungsversuch. 18 Jesuitenvätern, einigen Laienbrüdern
und Seminaristen und mehreren Mönchen aus den anderen
Orden gelang es, sich zur Zeit der Abfahrt in N a n g a s a k i z u verbergen
und von da heimheh unter allerlei Verkleidungen wieder in
das Innere des Landes zu dringen. Man rechnete um diese Zeit
gegen 600,000 Christen in Japan.
Während der Kämpfe zwischen J y e y a s und F i d e - y o k i 82 )
und noch einige Monate nachher hatten die Christen Ruhe; bald
aber fand F i d e - t a d a Veranlassung, mit verschärfter Strenge gegen
sie aufzutreten. Es wurde bekannt, dass viele GeistMche sich dem
Verbannungsedict entzogen hatten, dass sie taufend, predigend
und die Gemeinden zum' Widerstande anfeuemd durch das Land
schweiften. Zwei spanische Schiffe setzten auf K i u s i u 26 Francis-
caner an das Land, und auch auf anderen Schiffen, welche der
Sturm an die Küsten warf, fand man GeistMche. Dieser hartnäckige
Ungehorsam der Fremden musste den S i o g ü n erbittern, es handelte
sich um die Behauptung seines Ansehns83). Während man bisher
82) Adams und die Holländer behaupten, dass die Jesuiten und die japanischen
Christen in diesem Kampfe auf der Seite des F i d e - y o b i gestanden hätten. ’ Die
Jesuiten stellen in ihren Schriften vielfach Reflexionen darüber an, wie sich die
Lage für die Christen gestaltet hätte, wenn F i d e - y o b i siegte. Sie haben offenbar
versucht, sich an seinem Hofe Eingang zu verschaffen, bekennen aber selbst, an dem
Widerstande seiner abergläubischen Mutter gescheitert zu sein. Adams schreibt,
F i d e - t a d a habe deshalb die Maassregeln gegen die Christen verschärft, weil er bei Ein-
n^mie der Festung dort Jesuiten und Mönche gefunden hätte. Die Jesuiten dagegen,
welche keinen Grund hätten es zu verhehlen, — denn die Sache des F id e - y o b i erscheint
.auch in ih r en Berichten als eine rechtmässige, — behaupten, dass nur ein Priester ihrer
Gesellschaft sich in der Stadt — nicht in der Festung — verkleidet aufgehalten und
mit genauer Noth aus dem allgemeinen Gemetzel das Leben gerettet habe.
8S) Die vielfach wiederholte Erzählung, dass um diese Zeit die Vorsteher des portugiesischen
Handels sich' mit einigen japanischen Grossen verschworen und den König von
Spanien durch ein Schreiben zur Eroberung Japans aufgefordert hätten, — dass dieser
Brief, durch Wegnahme des portugiesischen Schiffes, in die Hände der Holländer und
durch sie an den S iö g u n gelangt sei, beruht auf keinem irgend sicheren Zeugniss.
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