
worden, dass alle Einwanderer, die als Stammväter des japanischen
Kaiserhauses genannt werden, nach der Zeit des D s i n -M u in das
Land gekommen sind8). -Mehrerer dieser Einwanderungen erwähnen
die japanischen Kaiserannalen, die älteste fällt in das Jahr 219 v. Chr.9).
Aufgeklärte japanische Schriftsteller nehmen an, dass ihr Vaterland
ursprünglich von denselben A in o ’s (japanisch Y e b i ’s ) bewohnt gewesen
sei, welche jetzt noch im halbwilden Zustande die Bevölkerung von
Y e s o und den K u r il e n bilden, dass die heutigen Japaner ein durch
lange Cultur veredelter Zweig dieses Stammes sind, dass D s i n -M u,
ein begabter Häuptling im Süden des Reiches, zuerst eine politische
Ordnung bei seinem Stamme eingeführt und sich die wild und
gesetzlos lebenden Nachbarstämme unterworfen habe. Er wählte die
Landschaft Y am a t t o im mittelen Theile von N ip p o n zum Sitze seiner
Herrschaft; von da verbreiteten sich staatliche Einheit, Bildung und
milde Sitten allmälich über das ganze Land. Wie langsam die
neue Ordnung Platz griff, beweisen die fortwährenden Kriege gegen
wilde und aufrührerische Stämme im Norden und Westen des
Reiches, von denen die japanischen Annalen noch bis in das achte
Jahrhundert n. Chr. berichten.
Das wichtigste Zeugniss für die Ursprünglichkeit der Bevölkerung
ist ihre Sprache, welche sowohl von dem chinesischen als
allen anderen bekannten Idiomen grundverschieden ist und bis jetzt
8) S. Klaproth. Einleitung zu dem Werke Nippon - o - dai - itsi - ran. Annales des
Empereurs du Japon. trad. p. M. d. Titsingh. Paris 1834. Veröffentlicht auf Kosten
der Oriental fund society.
9) S. Nippon - o - dai - itsi - ran unter der Regierung des siebenten Mikado Korei.
Die chinesischen Annalen erwähnen dieser Einwanderung: Fern im östlichen Meere
liegen von Stürmen umbraust drei unnahbare Geisterberge, wo die Genien in goldenen
und silbernen Palästen hausen. Dahin sandte der Tyrann T s i- huang seinen Arzt
Sin - fu (jap. Sio - fuk), um den Trank der Unsterblichkeit zu holen. Mit Sin - fu
werden einige tausend Jünglinge und Jungfrauen eingeschifft, aber das Meer verschlingt
die Flotte mit der ganzen Bemannung. — Die japanische Version lässt den
Sin - fu die Küste von Nippqn erreichen, er stirbt am F usi- yama, wo ihm ein
Tempel erbaut wird. — Nach Professor Hoffmanns Ansicht ist die japanische Darstellung
eine Erfindung späterer buddistischer Zeiten. Dass aber die Sage einen
historischen Kern hat, wird dadurch wahrscheinlich, dass in Kumano in der Landschaft
Kii auf Nippon noch je tz t chinesische Münzen aus der Zeit des Kaisers T s i- huang
ausgegraben werden.
Die preussische Expedition hat ein altes japanisches Manuscript mitgebracht,
welches die Sage von der Meerfahrt des S in - fu in' poetisch - mythologischer Form
zu behandeln scheint und mit zahlreichen Bildern geschmückt ist.
ganz isolirt dastelit10). Der Schädelbildung nach stehen die Japaner
der mongolischen Race am nächsten.
Die alteinheünische Götterlehre der Japaner ist durchaus
eigentümlich und hat, ausser dem Gedanken von der Entstehung
der Welt aus dem Chaos und wenigen anderen sich natürlich ergebenden
Zügen nichts mit den Mythologieen anderer Völker gemein.
Fast alle ihre Sagen knüpfen sich an japanische Oertlichkeiten und
an die besondere Natur des Landes. — Aus einem wellenschlagenden
Chaos entwickeln sich Himmel und Erde, indem die leichten Theile
in die Höhe steigen, die schweren sich senken; in der Mitte bildet
sich ein göttliches Wesen, ein K a m i. Er lebt hundert Milhonen
Jahre, und zeugt aus sich selbst einen Nachfolger, der eben so
lange lebt, und welchem,, gleichfalls geschlechtlos, ein dritter entquillt
Dann folgen nach einander vier Götterpaare, Mann und
Weib, deren jedes zweihundert Millionen Jahre regiert. Diese sieben
sind die Geschlechter der himmlischen Götter. Von den vier Götterpaaren
zeugen die drei ersten ihre Nachfolger, indem sie einander
in geistiger Anschauung durchdringen, das letzte Paar, der Gott
I z a n a o i und die Göttin I z ä n a m i , gelangt nach leidenschaftlichen
Bewegungen der Trennung und Wiedervereinigung zur Begattung.
Sie erzeugen zunächt die japanischen Inseln, die Flüsse, die Berge,
den Vater der Bäumt» und die Mutter der Pflanzen Rj endlich ein
glänzendes Wesen T e n - z i o - d a i - s in . Er wird wegen seiner Schönheit
an den Himmel versetzt, ein Sonnengott* die höchste aller
in Japan verehrten Gottheiten, denn die älteren himmlischen Geschlechter
stehen den Menschen zu fern. T e n - z io - d a i - s in wird
10) Das Japanische gilt den grössten Autoritäten auch heut noch für eine isolirte
Sprache. Wenn es sich bestätigt, dass die Sprachen der Aiuo’s auf Yeso und den
K u r i l e n und das Koreanische dem Japanischen verwandt sind, so würde dies eine
Stammverwandtschaft oder sehr frühe Berührung dieser Bevölkerungen beweisen.
Was die Indianersprachen der Westküste von Amerika betrifft, von welchen Einige das
Japanische abgeleitet haben, so sollen diese Sprachen in ihrem B au grundverschieden
davon sein, aber allerdings Spuren, sowohl des Chinesischen und Japanischen, als
anderer asiatischen Sprachen enthalten, welche beweisen, dass Völkerzüge aus Asien
durch das Eismeer und die Behringstrasse nach dem amerikanischen Continent und
bis Grönland und Chili gelangt sind, stark und zahlreich genug, um die Spuren ihrer
Existenz in der Sprache zu hinterlassen, aber zu schwach, um deren ursprünglichen
Charakter umzuwandeln. Wenn das Japanische einzelne Worte aus anderen Sprachen,
z. B. dem Malayischen enthält, so erklärt sich dies leicht aus dem regen Verkehr der
Bewohner ausser Landes in früheren Zeiten und bis zum siebzehnten Jahrhundert.