
herrschte das beste Einvernehmen. In den letzten Jahrzehnten
soll die Handhabung der alten Gesetze eine sehr milde gewesen
sein, und wenn auch der S io g c n J y e - y o s i bei seinem Regierungsantritt
im Jahre 1842 ernste Verordnungen sowohl zur Herstellung
der alten Zucht im Volke und zur Bewachung der allzu selbstständig
gewordenen Grossen, als zur strengeren Behandlung der
Niederländer erliess, so machte sich doch die frühere Praxis in
Kurzem wieder geltend. Man erlaubte den Bewohnern von D e s im a
häufiger und unter geringer Begleitung die Stadt zu besuchen und
behandelte die Ablieferung der Andachtsbücher, der Wallen und
Munition als blosse Formalitäten. Nicht wenig ist diese vortheil-
hafte Veränderung dem besseren Geiste unter den holländischostindischen
Beamten seit Anfang dieses Jahrhunderts und der
zweckmässigeren Einrichtung des Handels von beiden Seiten zuzu-
sclrreiben, denn früher waren alle bei der Factorei angestellten
Niederländer mit dem wesentlichsten Theile ihres Erwerbes auf
den Schleichhandel und noch Schlimmeres angewiesen, wodurch
sie den ehrenhaften Japanern verächtlich und die Genossen der
gewissenlosen Unterbeamten der Geldkammer wurden.
Schon gleich nach ihrer Einschliessung auf D e s im a 1641
beklagten sich die Niederländer über die schmähliche und erniedrigende
Behandlung, doch scheinen ihre Beschwerden nicht nach
Y e d d o gedrungen zu sein. Es war damals in Batavia stark die
Rede davon, den japanischen Handel ganz aufzugeben, da der Geschäftsverkehr
von 1640 und 1641, trotz einer Silberausfuhr von
14,000 Kisten im letztgenannten Jahre, nach dem Vorgeben der
Holländer Verlust gebracht hatte. Der auf Le Maire 1642 folgende
Handelsvorsteher Van Elserack erwirkte zwar hei seiner Hofreise
eine Linderung der Maassregeln und wusste sich, die Umstände
geschickt benutzend, das Vertrauen der Regierung zu erwerben149):
14t>) Elserack erwirkte den Holländern wieder die Erlaubniss, bei schlechtem
Wetter in allen-japanischen Häfen Schutz suchen zu dürfen.
Im Jahre 1643 sandte die Regierung von Batavia die Schiffe Castricum und
Breskens unter Maarten Gerritsz Vries nach dem nördlichen Stillen Ocean, um die
vermeintlich im Nordosten von N ippon liegenden Gold- und Silbereilande zu suchen und
wo möglich Handelsverbindungen mit den tartarischen Küstenländern anziiknüpfen.
Von einem dieser Schiffe, das in der Bucht von N ambu, in der Landschaft Muts,
an der Nordostküste von N ippon vor Anker ging, begaben sich einige Ofticiere an
das Land, wurden dort gefangen und nach Y eddo gebracht. Man hielt sie für verkappte
Priester und confrontirte sie mit den in der Hauptstadt damals noch gefangenen
als aber die Japaner durch die portugiesische Gesandtschaft des
Jahres 1644 den Abschluss des Friedens zwischen den Niederlanden
und Portugal erfuhren, wurden die Beschränkungen ärger denn
jemals. Eine Gesandtschaft, welche die Regierung von Batavia 1649
nach Japan schickte, wurde nicht einmal zur Audienz gelassen und
überhaupt mit gesuchter Unhöflichkeit behandelt. Die japanische
Regierung sah die fortwährenden Seeräubereien der Holländer gegen
die Chinesen mit sehr ungünstigem Auge an, und zwang sie oft,
diesen auf ihre Klagen in Japan schweren Ersatz zu leisten. — Als
die Niederländer 1661 ihre Festung T a iw a n g auf F o r m o s a an den
chinesischen Seeräuber Coxinga14 °) verloren, nahmen die Japaner
die holländischen Flüchtlinge mit ihren Frauen und Kindern in
N a n g a s a k i liebreich auf und beherbergten sie bis zu ihrer Einschiffung
nach Batavia, die Beschränkungen der Bewohner von
D e s im a aber blieben dieselben. Die Statthalter traten immer will-
kührlicher auf und drückten den Handel der Niederländer, welche
sich zudem in den Händen spitzbübischer Dolmetscher befanden,
mit immer schwereren Lasten.
Bisher war der Geschäftsverkehr in so fern frei gewesen,
als die Holländer ihre Waaren an die nach D e s im a kommenden
japanischen Kaufleute unter Aufsicht der Regierungsbeamten direct
verhandeln durften; 1672 aber wurde der sogenannte Taxationshandel
eingeführt : der Statthalter liess sich Muster von allen angebrachten
Waaren einreichen und taxirte sie nach Gutdünken mit
japanischen Kaufleuten ohne Zuziehung der Holländer, denen man
dann die Wahl Hess, entweder die weit unter den früheren Preisen
bleibenden Gebote anzunehmen oder ihre Waaren wieder einzuschiffen.
Sie wählten durchgängig das Erstere, denn die Bezahlung
in Stabkupfer und gemünztem Golde — die Silberausfuhr war
portugiesischen Missionaren, überzeugte sich aber nach vielen scharfen Verhören,
dass sie Holländer, und aus Unkenntniss auf N ippon, welches sie für die tartarische
Küste ansahen, gelandet seien. -Van Elserack, der nach Y eddo gekommen war,
wurde sehr scharf über die Gefangenen examinirt, war aber glücklicher Weise
von der Expedition unterrichtet. Die Uebereinstimmung seiner Aussagen mit denen
der Gefangenen wirkte vortheilhaft, so dass man die Holländer in Freiheit setzte
und als «einer aufrichtigen und wahrheitsliebenden Nation angehörend“ belobte.
Einige von diesen ..Seeleuten sind mehrere Jahre in Yeddo geblieben, um den Japanern
eine Geschützgiesserei einzurichten, und dann reich beschenkt -heim gesandt
worden.
15°) Coxinga soll japanischer Abkunft gewesen sein.
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