
N i p p o n weiter ausdehnen und fanden dort grossen Anhang; um
1581 rechnete man 150,000 Christen in Japan. Der Gottesdienst
wurde in zahlreichen Kirchen eelebrirt, fast in allen grösseren
Städten der südlichen und westlichen Landschaften hatten die
Jesuiten Collegienhäuser, Seminare, Universitäten. Man athmete
jetzt freier, denn die Herrschaft des N o b u - n a n g a hatte die Macht
des Lehnsadels gebrochen und dem Lande den Frieden wieder
gegeben. Das Abhängigkeitsverhältniss der Lehnsfürsten scheint
kein drückendes gewesen zu sein: die drei christlichen Landesherren
durften es wagen, im Jahre 1581 auf eigene Hand eine Gesandtschaft
an den Papst nach Rom zu schicken, an deren Spitze sie
ihre nächsten Verwandten stellten. Diese schifften sich, unter
Führung des Generalvisitators der Jesuiten, Pater Valignan, in
N a n g a s a k i ein und erreichten, nach längerem Verweilen in'Macao
und Goa, im August 1584 Lissabon. Ihre Reise durch Portugal,
Spanien und Italien glich einem Triumphzuge; Philipp II, an welchen
Portugal heim Tode König Heinrich’s gefallen war, empfing sie mit
königlichen Ehren und ungeheurem Pomp, ebenso Papst Gregor XHI,
der Freund und Wohlthäter des Jesuitenordens, welchem dieser
Triumph besondere Freude gemacht zu haben scheint. Die Gesandten
überreichten in feierlichem Consistorium eigenhändige Schreiben
ihrer Fürsten, welche den Papst als ihren höchsten Oberherm an-
reden; aller Prunk und Glanz des Vaticans wurden zu Ehren der
jungen Japaner aufgewendet. Sie hatten auf der Reise Zeit und
Gelegenheit gehabt, europäische Sprachen und Sitten zu lernen; ihr
feines, edeles und tactvolles Auftreten und ihre Intelligenz erregten
die allgemeine Bewunderung. Während ihrer Anwesenheit in Rom
starb Gregor und Sixtus V bestieg den heiligen Stuhl. Auch dieser
überhäufte sie mit Auszeichnungen, wies den japanischen Fürsten
Rang und Stellung unter den christlichen Königen an, und entliess
die Gesandten reich beschenkt. Auf der Rückreise nach Lissabon
gaben ihnen Venedig, Mailand, Mantua, Genua und andere grosse
Städte glänzende Feste. Im April 1586 schifften sie sich in Lissabon,
im April 1588 von Goa aus in Begleitung des Pater Valignan wieder
nach Macao ein, erreichten aber ihre Heimath erst zwei Jahre später.
Hier hatten sich unterdessen die Verhältnisse sehr geändert67).
67) Diese Gesandtschaft machte in Europa grosses Aufsehn und wurde in vielen
Schriften — deutsch, lateinisch, italienisch und spanisch — sehr ausführlich beschrieben.
Im Jahre 1582 stand N o b u - n a n g a auf der Höhe-seiner Macht; m i
der grösste Theil der japanischen Fürsten hatte ihm gehuldigt, einige
Widerspänstige wurden von seinen Feldherren bekriegt. Er befand
sich mit wenig Truppen inMiAKO , als sein Kriegsoberst F id e - Y o s i ,
der einen abtrünnigen D a im io in der Nachbarschaft belagerte, von
ihm Succurs verlangt. N o b u - n a n g a befiehlt seinem Vertrauten A k e t s i -
M it s a - f id e , mit den Truppen zum Heere des F i d e - Y o s i z u stossen,
aber Jener wendet sich statt dessen gegen seinen Herrn und lässt
ihn in seiner Tempelwohnung umzingeln. Von allen Truppen ent-
blösst sieht der Usurpator keine Rettung, steckt den Tempel m
Brand und entleiht sich mit seinem ältesten Sohne N o b u - t a d a .
A k e t s i zieht nachAsuTsiA, der Residenz des N o b u - n a n g a , und vertheilt
dessen unermessliche Schätze unter seine Leute, wird aber
wenige Tage darauf von den Truppen des F id e - Y o s i und seiner
Mitfeldherren geschlagen und kommt elend ums Leben. Seine
Herrschaft dauerte nur zwölf Tage. Die Sieger proclamiren den
unmündigen Enkel des N o b u - n a n g a , den Sohn des N o b u - t a d a , als
ihren Herrn, aber die Macht bleibt in den Händen des F i d e - Y o s i ,
welchem das Heer ergeben ist. Er tritt bald als unumschränkter
Herrscher auf und erstickt jede Bewegung zu Gunsten des procla-
mirten Thronerben, der schnell in Vergessenheit geräth.
F id e -Y o s i , der als Herrscher den Titel T a ik o - sa m a 6 8) annahm,
ist einer der merkwürdigsten Männer der japanischen Geschichte.
Ursprünglich ganz geringen Herkommens69), stieg er wegen seines
Scharfsinnes und Unternehmungsgeistes rasch in der Gunst des
N o b u - n a n g a , der ihn zum Fürsten von T s ik u d s e n und zum höchsten
militärischen Range erhob und mit allen wichtigen Unternehmungen
betraute. Nach dessen Ermordung fiel ihm, als dem Tüchtigsten,
die Herrschaft wie von selbst zu. Er bezwang, die Uneinigkeit der
D a im io ’s geschickt benutzend, in kurzer Zeit das ganze Reich, ver- •
theilte die Ländereien der widerspänstigen Grossen unter seine
Getreuen, liess allzu beliebte und angesehene Landesherren ihre
«*) In den Schriften der Missionare wird er häufig F a x i b a genannt. Die Bezeichnung
K u b o , K u b o - s a m a wird von ihm, von N o b u - n a n g a , vonFiDE-NOBU und
Anderen gebraucht und scheint ein allgemeiner Ausdruck für Herrscher zu sein.
69) Ursprünglich Holzhauer, soll er als Pantoffelträger in den Dienst eines
Beamten des N o b u - n a n g a getreten sein. Er war klein von Gestalt und hatte runde
Augen — etwas sehr Ungewöhnliches in Japan, — deshalb nannte ihn das Volk
S a r u - t s u g a , Affengesicht. — S. Klaproth zu den Kaiserannalen.