Í
iê
1 6 0 R e i s e v o n S. P e d r o d 'Äl c a n t a r a d u r c h di e U rw ä l d e r
Menschen und Thlere schwerlich jene Ge§-end verlassen haben würden,
wenn ein anhaltendes Regenwetter eingetreten wäre. Wi r überschauten
vergnügt die weiten Pflanzungen und die minder hohen Berge, und unser
Auge mafs getröstet den zurückgelegten Raum der Urwälder, da wir uns
im sichern Hafen befanden, wo Lebensmittel im Ueberflusse den Menschen
wie denThieren eine nöthige imd reichliche Erholung versprachen. Unsere
Tropa zog fröhlich über das mit hohem Grase bedeckte Campo dahin,
wo in den Gebüschen und einzeln vertheilten mannichfaltigen Gesträuchen
von Mimosa, Cassia, Jllamctnda, Bignonia und andern Arten, verschiedene
uns neue Vögel sogleich unsere Neugierde reizten. Niedliche Tauben
mit verlängertem keilförmigem Schwänze (Colamha squamosa C'O schritten
häufig paarweise auf dem Boden umher, die f^irabosta, ein schwarzer
glänzender Pirol, fiel in Flügen auf einen Buschbaum nieder; aus dem Grase
fiogen der glänzende Fringilla nitens, L I N N . , SO wie der rothhaubige Finke
C'-O auf, und Rindvieh weidete häufig auf diesen wildbewachsenen Triften.
Wi r zogen bey den ärmlichen Wohnungen, welche hier ein Paar farbige
Pflanzer erbaut hatten, vorüber, und erreichten die bedeutende Fazenda
des Herrn Capitam F E R R E I R A C A M P O S , welcher der Eigenthümer des
gröfsten Theiles dieser Ländereyen ist. Hier v\Tirden wir mit der gröfsten
Gastfreundschaft aufgenommen und erholten uns bald vollkommen von
den Mühseligkeiten der zurückgelegten Waldreise.
( * ) S i ehe T EMH I N C H hist. natur . des Pi g e ons Tab. Sg, wo s ie schön abgebi lde t ist.
Fringilla pileata; Männchen 5 Zol l 6 Lini en l a n g , 7 Zol l 7 Lini en b r e i t ; g anz e s
Ge f i ede r a s chg r au, an den oberen The i l en ein weni g br äunl i ch be s chmut z t ; B r u s t , B a u c h ,
Af t e r und St e i f s we i f s l i ch, in den S e i t en d u n k l e r ; Kinn und Kehl e we i f s l i ch; ünt e rha l s und
Ob e r b r u s t b l a i s a s c h g r a u ; F l ü g e l und S chwanz dunke l g r aubr äunl i ch; Sche i t e l mi t s c hma l e n ,
beynahe X Zol l langen hochf cur ig s cha r l a chrothen F e d e r n be s e t z t , we l che ein weni g übe r den
Hint e r k o p f l i inaus reichen und zu einer Ha u b e aufge r i cht e t we rden. Di e s e r rothe Schei tel i s t
auf j ede r S e i t e von einem s chwa rzen S t r e i f e i n g e f a f s t , we l che r s o g a r in de r B u h e die rollien
F'edern etwas ve rbi r g t .
V.
Aufenthalt zu Barra da Vareda und Reise bis zu den
Gränzen der Capitanía von Minas Geraes.
Beschreibung dieser Gegend. Angicos. Vareda. Wilde Viehzucht im Sertam. Die
Vacfueiros. Tamburil. Ressaque. Ilha. Valo , Gränzdouane von Minas. Ansicht
der Campos Geraes ; ihre Beschreibung und Naturmerkwürdigkeiten. Jagd des
Ema und des Çeriema.
* Î
D as sanft abgeflächte Thal von Barra da T^areda wr d an der südöstlichen
Seite von dem Rio Pardo^ der hier den Bach V^areda aufnimmt,
durchschnitten, xmd hat von diesem seinen Nahmen erhalten. Hier hat
Herr Cö p z f ^m F E R R E I R A C A M P O S , ein Europäer, dem Walde ausgedehnte
Pflanzungen abgewonnen, in welchen er Mandiocca, Mai s , Baumwolle,
Reis, Kaffee und alle übrigen Produkte des Landes bauet f-). Neben diesen
Pflanzungen befinden sich indessen noch ansehnliche wüste Plätze, mit
hohem dürrem Grase bewachsen und hie und da mit Gebüschen und Gesträuchen
bedeckt, die den wilden rauhen Charakter tragen, der den Ländern
der heifsen Zone in beyderf Hemisphären eigen ist; weshalb man hier leb-
( * ) Zucke r wi rd weni g a n g e p n a n z t , und wenn es g e s chi eht , so benutzt man ihn mei s tens
nur zu Br anntwe in.
Th . II. 2 l
f
f