1 D 2 Reise von S. Pedro cVAlcantara durch die Urwälder
orangefarbenen Kehlsack aufbläfst wenn man sich ihr nähert- Auch zeigte
sich öftei'S eine röLhliche Kröte mit einem dreyfachen schwarzen Kreuze
auf dem Rücken ('•'}, die man, wie alle Arten dieses Geschlechtes, in dieser
Gegend von Bi^asilien im Allgemeinen mit dem portugiesischen Nahmen
Sapo belegt. Beschäftigt mit der Betrachtung mancher Naturseltenheiten,
einreichten wir im Walde eine Stelle, welche ims die erste Spur des Aufenthalts
von Menschen in diesen einsamen Wildnissen zeigte. Umherstreifende
Camacan-lndiiQv hatten hier vor einigen Wochen gelagert, und sich mehrere
hinlänglicli ycrschieden schcint. Sein Körper ist sehr sclilank gebaut, mit langem schmalem
bejTiahe rüsselartig yerlängertem Koiife, der etwa ein Drittel der Länge des ganzen Leibes ausmaclit,
wenn man den Schwanz abrechnet, welcher melir als zweymal so lang als der übrige
Körper ist. Der Kopf hat heynahe die Gestalt von dem des Jacaré-, unter der Kehle befindet
sich ein sehr grofser Kehlsack von schöner Orangenfarbe, auf welcliem einige Reihen gröfserer,
gelbgrüner Schüppclicn stehen, da der ganze übrige Leib mit sehr feinen chagrinartigen
Schuppen beMeidet ist. üeher den Rücken imd die Schwanzwurzel liinab zieht ein schwacher
seichter Hautkiel; die Ohröffnung ist unbedeckt, alle oberen Theile des Thieres sind dunkelröthlichbraun
gefärbt, und mit Quei-reihen feiner weifser Punkt e bezeichnet; an einigen Stellen
des Körpers bemerkt man einen leichten grünen Anstiùch. DAÜDINS Reschreibung seines
Anolis a points blancs ist zu imvollkommen, um hinlänglich über die Identität beyder Thiera
r t e n entscheiden /u können. Einen andern, ebenfalls schlanken, und sehr langgeschwänzten
Anolis fand ich zu Morro d'Arara in den Urwäldern des Mucm-i, und nannte ihn Anolis
viridis. Sein Schwanz ist über zweymal so lang, als der durchaus mit gleichartigen kleinen
Scliüppchen bedeckte Körper. Die Farbe des Thiers, welche sich bey verschiedenen Affecten
verändert, ist angenelim, gewöhnlich ein schönes helles Laub-grün, vom Kopfe bis zum Schwänze
mit sieben dunkleren Çuerbïnden, die oft dunkelgrün, oft schwärzlich, oft bräunlich erscheinen-,
die Seiten mit weiisen Perlpunkten bezeichnet, welche im Affect blau-grünlich werden. Der
Schwanz ist an der Wurzel hellgrün mit dunkleren Querbinden und Fleckchen, nacli der
Spitze hin mehr bräunlich, mit schwärzlich braunen Querbinden. Reyde hier erwähnte Arten
leben in den Wäldern auf Räumen und werden von den Brasilianern , zum Theil nicht ganz
mit Unreclrt Camaleäo (Chamäleon) genannt, da wenigstens die zuletzt erwähnte ihre Farben
verändert.
(*) Bufo crucifer-, ohne Zweifel DAÜDINS Crapaud perlé {Bufo margaritifer^ siehe
hist. naUir. des Rainettes^ des Grenouilles et des Crapauds p. 89. T. XXXIII.
R e i s e von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder i33
Hütten erbaut. Sie waren von Stangen in viereckiger Gestalt zusammen
gebunden, und mit Tafeln von Baumrinde nachläfsig bedeckt; auf dem
Boden rund umher lagen die Federn der Matums und Jacutingas^ welche
den Bewohnern zur Nahrung gedient hatten. In welche Piegion des Waldes
sich aber jetzt jene wiiden Jäger gewandt hatten, konnten wir nicht ergründen.
Unser Führer, so wie sein dieser Wälder kundiger junger Camacan
versicherten indessen, dafs wir jetzt zu unserer Linken, also in
südlicher Richtung, schon eine der gröfsten, stark bewohnten Aldeas
dieser Indianer vorbeygegangen seyen.
Wir erreichten, gebrannt und gestochen von Nesseln und Marimbondos
5 gegen Abend den Riheirâo da Jssara, der mit crystallhellem
Wasser über Steine herabrauscht, indessen jetzt sehr unbedeutend war,
und lagerten in diesem Thale unter alten Urstämmen in einer einsam
romantischen Wildnifs. Unser Gepäck ward aufgeschichtet und an den
Schlinggewächsen aufgehangen, und wir würden auch ohne Obdach eine
gute Nacht gehabt haben, wenn nicht nach Mitternacht ein heftiger Gewitterregen
uns sämmilich aus dem tiefen Schlafe aufgescheucht hätte.
Man bedeckt in solchen Fällen schnell das Gepäcke mit Ochsenhäuten, und
verläfst sich auf die Dichtigkeit eines guten Mantels, und der etwa mitgeführten
Regenschirme. Ein Zelt oder eine Hütte mitzuführen ist deshalb
beschwerlich, weil die Fortschaifung des dazu gehörigen Gepäckes sogleich
mehrere Maulthiere nöthig macht, und diese würden in zu grofser Anzahl
in dem ununterbrochenen Urwalde kaum Nahrung finden. Der den Mühseligkeiten
einer solchen Reise sich aussetzende Reisende mufs einen gesunden,
zu Anstrengung jeder Art geübten Körper haben, von lebendigem
Eifer für den Zweck seiner Reise eraillt seyn, und mit guter Laune und
Heiterkeit Beschwerden ertragen, zu Entbehrungen sich bequemen, und
jeder widrigen Lage eine freimdliche Seite al^gewinnen können. Auch
Avir blickten jetzt mit philosophischer Ruhe in die dunkeln Regenströme
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