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2 0 2 Reise von Minas Geraes nach Arrayal da Conquista
Patacken (etwa 5ooo Gulden). Die Pferde sind hier im Verhällnifs theuer,
denn man verkauft ein schlechtes, stark gebrauchtes Pfer d selten unter i6 bis
1 8 0 0 0 Reis. Der Vortheil der Viehzucht wird in diesen Gegenden dadurch
besonders grofs, dafs man keine bedeutende Kosten dabey hat; die nöthig
e n S c l a v e n sind die einzigen erforderlichen Auslagen, da das Fut ter für das
Vieh in diesen Chmaten, wo es immer Sommer ist, zu keiner Zeit etwas
k o s t e t ; es geht Jahr aus Jahr ein in der W^eide, und nur anhaltende Dürre
kann ihm nachtheilig werden. Unendlich viel bedeutender könnte indessen
in diesen Gegenden der Gewinn aus der Viehzucht werden, wenn die Bew
o h n e r nicht immer bey den alten Gewohnhei ten stehen bUeben, und selbst
ü b e r Verbesserung nachdächten, oder von den in anderen Länder n längst
aufgenommenen, einige Kenntnifs zu erlangen suchten.
E i n e n interessanten Anblick gewähren diese weiten Trifften, angefüllt
mit Rindvieh und Pferden, zwischen denen hier und da ruhi g und ungestört
m a n c h e r l e y grofse Vögel umherschreiten. Hier üben, im vollen Gefühle
i h r e r Kraft, die Stiere ihx-e Herrschaft über die Heerden. Ein jeder von
ihnen hält seinen Distrikt, den er brummend mit niedergesenktem Kopfe
v e r t h e i d i g t , indem er mit dem Fufse in dem Boden wühlend den benachb
a r t e n Gegner zum Kampf herausfordert. Oft kommen diese stolzen Thiere
alsdann zusammen, kämpfen Stunden lang, und der Besiegte räumt dem
S i e g e r das Feld. Das hiesige Rindvieh ist mittelmäfsig grofs, fleischig und
s t a r k ; die Stiere haben gröfsere Hörner als bey uns, und am Ende des
Schwanzes eine dickbehaarte Quaste; ihre Farbe ist schwarzbraun, oder
graugelblich fahl, und nur seltener gefleckt. Man zieht auch Schweine
im S e r l a m , welche viel Speck geben.
E i n Hauptgeschäft, welches d e m P ^ a q u e i r o ebenfalls obliegt, ist dea-
Schutz der Heerden gegen die Raubthiere. Man kennt in diesen Wildnissen
drey Arten von grofsen Katzen, welche dem Rindvieh und den Pferden
nachstellen; die gefleckt e Unze, F a g u a r e t e ( O n ^ a p i n t a d a ) , den schwar-
R e i s e von Minas Geraes nach Arrayal da Conquista 2o3
zen Tieger { T i g r é ) und die rothe Unze C^O { O n c a Q u Q u a r a n n a ) , Die erstere
und letztere sind die gewöhnl ichsten, und von der ersteren giebt es zwey
V a r i e t ä t e n oder Racen, gerade wie bey dem Panther und dem Leoparden
von Afrika. So wie man dort eine Art mit zahlreicheren und kleineren
Flecken hat, so auch in Brasilien; von beyden habe ich die Felle erhalten,
ohne aber das ganze Thier zu sehen. In vielen Gegenden von Brasilien belegt
man die gröfser e Unze, welche sich durch eine geringere Anzahl grofser
Ringflecken auszeichnet, mit dem Nahmen C a n g u s s ú , im S e r i a r a von B a -
hia aber belegte man die kleiner gefleckte Art mit dieser Benennung. Wenn
man, wie die französischen Naturforscher gethan haben ( D i c t i o n n a i r e d e s
s c i e n c e s n a t u r e l l e s T . m i L pag. 2 2 5.), annehmen will, dafs der schwarze
T i e g e r nur eine Var ietät der gefleckten Unz e ist, so müfste er nothwendi g zu
der klein gefleckten Race oder dem C a n g u s s ú des S e r t a m von B a h i a geh
ö r e n ; denn die auf seiner kohlschwarzen Haut noch dunkler angedeuteten
Flecke sind klein und zahlreich. Ich habe dunkelbraune grofse Katzenfelle
gesehen, welche kleine schwarze runde und volle Flecke hatten, diese gab
man ebenfalls für die A r t des schwarzen Tiegers aus; daher mufs ich glaul^en,
dafs diese grofse raubgierige Katze eine von der gefleckten Unze verschiedene
Art ausmacht. Die rothe Unze { F e l i s c o n c o l o r , LINN.) oder der G u a -
z u a r a des A Z A R A ist am wenigsten gefährlich, ob sie gleich sehr grofs
w i r d ; sie wagt sich nur an das junge Vieh , da hingegen die gefleckte und
der schwarze Tieger den schwersten Ochsen fangen, und ihn weite Strecken
mit dem Gebisse hinweg zu schleifen im Stande sind. Sie tödten oft mehrere
Stücke in einer Nacht, saugen ihnen das Blut aus und fressen erst später
von dem Fleische. Gewöhnlich hält man auf den F a z e n d a s gute Hunde zur
J a g d dieser gefährlichen Raubthiere, mit welchen man der blutigen Spur
f o l g t , wenn die Unze vom Raube gesättigt, sich in einem benachbarten
( * ) Felis Onca, LISN., F e l i s b ras i l i ens i s und F e l i s c o n c o l o r , LIWK^; à i e letztere scheint
unbez-weifelt AZARA-'S Guazuara.
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