1 2 6 Pieise von S. Pedro d'Alcantara rlurcli die Urwälder
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waren uns sehr willkommen, da ein solches Gewürz in den feuchten
Wäldern bey der häufig-en Fischkost sehr heilsam für die Verdauung- ist,
und wohl als ein Mittel gegen das Fieber angesehen werden kann. Man
pflegt auf den Reisen in den brasilianischen Wäldern dergleichen Fruchtkapseln
getrocknet mit sich zu führen um sie bey den Mahlzeiten
zu gebrauchen.
Anlas imd Capybaras wandern jetzt in diesen verwilderten Pflanzungen
umher imd verzehren die Ueberreste der nützlichen Gewächse,
da der Mensch in diesen Einöden noch zu ohnmächtig ist, um dieselben
benutzen zu können.
Unsere Mahlzeit bestand heute in drey Arten von Fischen, dem Piau^
der Piabanha und Trdira^ welche man hier häufig fieng; das schöne
heitere Wetter begünstigte uns, so dafs wir eine zwar feuchte aber
angenehm warme Nacht hatten, und bey grofsen hellen Feuern uns sehr
wohl befanden.
Am 8ten belud man die Tropa Morgens sehr früh , denn ich hatte
die Absicht heute ein starkes Tagewerk zu vollbringen. Die Strafse steigt
und fällt beständig, kleine Hügel und Thäler wechseln mit einander ab.
In der Gegend, welche man Secfueiro Grande nennt, hat der Wal d eine
grofse Menge alter Bäume von vorzüglicher Dicke und Höhe 5 auch
wächst hier häufig der sonderbare Barrigudo-Bmm {Bombax) und der
Mamäo do Mato ^ welche am Belmonte schon erwähnt worden sind.
Man findet in den Wäldern von Süd-Amerika hohe starke Waldbäume,
welche da, wo sie aus dem Boden hervortreten, eine sonderbare Bildung
zeigen. Vier bis fünfFufs und oft noch höher von der Erde entspringen
Leisten, welche immer weiter aas dem Stamme hervortreten, und endlich
von den Seiten platt zusammengedrückte brettartige Hervorragungen
BABREIIE erzählt dasselljo von den Indianern in Cuiuna^ P^S* ^^^ der dculselicn
TJebersetzung.
R e i s e von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder 1 3 7
bilden, weiche schräg in die Erde hinablaufen, und dort die grofsen,
dicken Wurzeln dieser Bäume bilden. Der Missionär ( ^ U A N D T fand diese
sonderbaren Bäume auch in Surinam. Er sagt ("•=) , dafs die dortigen
Indianer mit ihren Aexten geg'en diese brettartigen W^urzeln schlagen,
wenn sie Verlorne im Walde wieder aufsuchen.
Die Vögel, welche in diesen tiefen Wildnissen die Waldungen beleben,
sind besonders die verschiedenen Arten der Spechte (P/cws), die
Baumhacker {^Dendrocolaples^^ viele Arten von Fliegenfängern {^Mascicapa),
Ameisenvögel {Myotherd)^ so wie einige Arten von kleinen Papageyen
{Perikitos^^ deren Schaaren lautschreyend durch die hohen Gipfel
der Bäume pfeilschnell dahin eilen, und die Ynambus {Tinamas). Nirgends
als in dieser Gegend trifft man so häufig die Bande^ der IMiricjm-
Affen, welche von einer Baumkrone zur andern springend, oder vielmehr
schreitend über die Strafse hinzogen. Sie sind die Nähe der Menschen
wenig gewohnt, und entfliehen daher bey ihrem Anblicke sogleich. Die
raubgierigen Jäger liefsen sich aber nicht irre machen, sie suchten sie
im Auge zu behalten, und brannten ihre Feuerröhre nach ihnen ab. Oft
blieb dieser grofse Afle vex^wundet auf dem Baume hängen, öfter legte
er sich auch platt auf einen dicken Ast nieder, um sich zu verbergen.
Sein Fleisch macht in diesen Waldungen beynahe einzig und allein die
Nahrung der Reisenden aus. Einige meiner im W^alde zerstreuten Jäger
berichteten, dafs sie eine uns noch nie vorgekommene Art kleiner schwarzer
Aeffchen gesehen hätten, welche jedoch für heute ihren Pvöhren noch
unerreichbai^ gewesen waren. Ich hatte schon zu llKeos Nachricht von
dieser bisher unbeschriebenen Thierart erhalten, und Wctr daher sehr begierig
sie kennen zu lernen, welches einige Tage später wirklich geschah.
Die Stimme des Jiio, hier Sabele genannt [Tinamus noctivagus)^ hatten
(*) QÜAÄ'DT Nachrichten von Surinam pag. 60 mit einer Abbildung, auch CASPAR
BAIILÄUS bildet auf seiner 8len Tafel im Vorgrunde einen hohen Baum dieser Art ab.