7 8 Pteise vom Piio Gri\ncle de Belmonte zum Può dos Ilhéos
deren längliche hochrothe sehr zusammenziehende Früchte man als Gewürz
zu den Speisen setzt, und noch einigte andere Fruchtbäume.
Wir brachten hier eine rauhe windige Nacht lieber im Sande an der
See zu Poxi hin, als dafs wir uns in den verlassenen Hütten den Plagen
des zahlreichen Ungeziefers hätten aussetzen wollen- Ein von uns
in der Nähe zufäUig aufgefundenes Fischercanoe setzte am folgenden Morgen
unsere Tropa über die Barra ^ an welcher sich gegenwärtige kein
Passageiro oder Fährmann fand, wie man denn in diesen Gegenden noch
gar wenig für die Reisenden sorgt. Es giebt keine Karten des Landes,
man mufs daher auf gutes Glück der Küste und den dürftigen Nachrichten
der Landesbewohner folgen. Hier in der Nähe , ein wenig landeinwärts
auf einer sanften Anhöhe, hat sich seit kurzem ein französischer Chirurg,
Monsieur P E T I T , angebaut, der nach der einstimmigen Versicherung der
Bewohner dieser Gegend, die Fischer von PO:JCÌ durch sein streitsüchtiges
Betragen vertrieben haben soll. Er ist, wie man mir sagte, ein eifriger
Anhänger NAPOLEOINS, und schien deshalb nicht viel Beyfall bey den
Portugiesen zu finden. Das von der Barra de Poxi nördlich sich ausdehnende
salzige Binnenwasser , zeigte jetzt bey Anbruch eines heiteren
Tages, in der Kühlung des Morgens, eine unglaubliche Menge von Fischen,
welche über die Oberfläche des Wassers hoch in die Luft sprangen. Mit
einem grofsen Netze hätte man hier einen sehr reichen Fang thun können.
Die Fahrt von hier nach der Mündung des Flusses Commandataba
ist ohne Abwechslung; man hat stets dieselben Ansichten zwischen einer
Menge von Inseln hin , welche von Tl^a/i^Me-Gebüschen bedeckt sind.
Diese auch hier sehr salzigen Gewässer beschifft man am besten zur Zeit
der Ebbe. Auf den wurzelnden Zweigen der Bäume sitzt in
Menge die bunte rothfüfsige Krabbe Guayama^ auch findet sich in diesen
Gebüschen sehr häufig der gemeine Amazonenpapagey {Psittacas ochrocephalas^
LINN.] der von den Indiern und Portugiesen Carica genannt
Reise vom Rio Grande de Belmonte zum Piio dos Hlieos 79
wird. Er scheint vorzugsweise diese Art von Gebüschen zu seinem Aufenthaltsort
zu wählen, so dafs man ihn w^ohl darnach benennen könnte;
immer wird er daher an den Ufern und Mündungen der Flüsse angetroffen
, wohin die übrigen Arten der Papageyen nur höchst selten sich
verirren. Er läfst seine Stimme hier laut erschallen, bringt mannigfaltige
Töne hervor und scheint oft auch andern Vögeln nachzuahmen. Die
Nester dieser Papageyen findet man häufig in den stärkern mit Höhlungen
versehenen JT/an^He-Bäumen ; die Einwohner nehmen nicht selten die
Jungen aus, zähmen sie und lehren sie reden.
Der Flufs Commandatuha ist nicht stark. Unweit seiner Mündung
am südlichen Ufer, wo ein weifser Sandboden jetzt in der glühenden
Hitze des Mittags unseren Augen wehe that, befinden sich die Wohnungen
einiger, zum Theil indischen Familien, deren Pflanzungen auf dem nördlichen
Ufer des Flusses liegen. Wir liefsen uns übersetzen, und erreichten,
nachdem wir etwa drey Legoas zurückgelegt hatten, die Barra des ansehnlicheren
Flusses Una^ wo nur einige wenige Wohnungen sich befinden.
Ein wohlhabender Pflanzer, welcher bedeutende Ländereyen an diesem
Flusse besitzt, hat hier eine T^enda erbauet, welche einen regelmäfsig
eingefafsten, mit hohen Cocospalmen gezierten Hofraum enthält. Hier in
diesem scheinbar so sterilen weifsen Sande wächst dieser stolze Baum
kräftig zu einer bedeutenden Höhe empor, imd ist schon in seinem niederen
Zustande, im siebenten Jahre, mit erfrischenden Früchten überladen.
Man bauet hier Mandiocca , Keis; aber auch Kaifee, Baumwolle und alle
andere Produkte des südlichen Himmels, gedeihen vortrefflich. Der Besitzer
war noch mit der Anlage solcher Anpflanzungen beschäftigt. Ich sah hier
unsern europäischen Weifskohl, Kohlrüben und die rothe Viehrübe, und
fand Kohlköpfe, deren Gewicht iZ, Pfund betrug. Der Fiufs Una theilt
sich an seiner Mündung in zwey Arme, wovon der linke, Rio de Maruiin^
und der rechte Rio da Cachoeira genannt wird; der letztere er-
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