i
8 Ei n i g e Wor t e über die Botoc^^den
selbe. Nach ihm tragen die Aguitequedichagas ein rundes Stück Holz m
den Ohren (-), eben so die Lengoas, welche Pflöcke von zwey Zoll im
Durchmesser getragen haben sollen («). Diese Völker setzen auch in die
Unterlippe ein Stück Holz ein; da dieses aber die Gestalt einer Zunge hat,
so ist es nicht so entstellend, als das der Botocuden. Denselben Gebrauch
fand A Z A R A bey den Charrúas i^), und LA CON D AMI N E sah am Maranhäo
so weit ausgedehnte Ohrlappen, dafs die Oeffnung darin 18 Linien
im Durchmesser hielt, und die Ohren bis auf die Schulter herabhängen;
sie. steckten indessen nicht Pflöcke sondern Blumensträufse in die Oeffnung()
^^^^ ostindischen und den Südsee-Inseln finden sich ähnliche
Gebräuche (---"O, Avie zum Beyspiel auf Mangea in SW, der Society-
Die Bewohner von Prinz WiilianCs Sound an der NW. Küste
von Amerika ( 0 und die von Oonalashka{'¿), tragen knöcherne Stifte in
der Unterlippe, LA PEROUS E bildet die Einwohner à^s Port des Français
mit einer Oeffnung in derselben ab, und nach QUANDTC— ^ ^ ^ ^ bewahren
die Caräihen und Warauen in Gaiana in den grofsen Oeifnungen ihrer
Ohrläppchen ihre Näh - und Stecknadeln auf. Die Gamellas am Maranhäo
trugen grofse Pflöcke in der Unterlippe wie die Botocuden u. s. w. Aus dem
angeführten erhellt, dafs der Gebrauch, Ohren und Unterlippe zu durchbohren
und mit Zierrathen zu versehen, dem rohen Naturmenschen in
allen Theilen unserer Erde gemein ist, aber auch, dafs in Süd-Amerika die
auffallendsten Entstellungen dieser Art vorkommen, und dafs die Botocuden
es in dieser Kunst wohl am weitesten gebracht zu haben schienen.
( * ) ÂZARA voyages dans l'Amérique méridionale Vol. II. p. 83. — (a) Ebendas, p. 149.
(¿») Ebendaselbst p. n.
D E LA COSDAMIWE Voyage dans Tint, de l'Amérique merid. etc. p. 83.
BLUHESBACH, de generis liumani Tarietate nativa.
COOKS letzte Weltreise, Vol. I. Tab. Ii. - (1) Ibid. Vol. II. Tab. 46. 4?. -
( 2 ) Ib. Tab. 48. 49-
Siehe QUANDT Nachrichten von Surinam S. 246-
E i n i g e Wort e über die Botocuden 9
Denn da, wo A Z A R A eine Oeifnung von zwey Zoll im Ohr fand, beobachtete
ich sie am Belmonte von vier Zoll vier Linien englisches Mafs,
auch findet man bey den- Botocuden Ohren und Unterlippe zugleich auf
jene empörende Art verunstaltet. GUMILLA indessen erzählt von einem
Volke, welches unsere Botocuden in Rücksicht der Seltsamkeit der Ohrverzierung
noch übertrefFen mufs, wenn man anders seiner Erzählung
glauben darf; denn er fand ^^ Apure und Sarare die Guamos, welche
das Ohr spalten und eine Tasche daraus machen Das Ablösen des
ganzen Ohrrandes, wie es bey den nordamerikanischen Völkern gefunden
ward, gehört ebenfalls zu den merkwürdigen Verirrungen der Phantasie
und des rohen Kunstsinns. Die ijte Tafel zeigt mehrere sehr gut
getroffene Botocuden-Physiognomien, an welchen man die durch Ohrund
Lippenpflöcke hervorgebrachten Entstellungen deutlich wahrnehmen
kann.
Eine zweyte äufsere Verzierung, welche der Botocude liebt, ist die
Verschneidung des Kopfhaares. Alle rasiren es um den untern Theil des
Kopfes, bis drey Finger breit oder noch höher über ' die Ohren hinauf
glatt ab , so dafs blos auf dem Scheitel eine kleine Haarkrone stehen
bleibt, die sie von allen ihren Landsleuten an der Ostküste unterscheidet.
Sie bedienten sich zum Abscheeren der Haare eines Stückes Rohr (Taquara)^
welches sie spalteten und auf der einen Seite schärften. Diese
Art Messer sind sehr schneidend und nehmen die Haare gut hinweg,
allein jetzt sind sie zum Theil schon durch eiserne ersetzt. Von den
Haarkronen und dem Verschneiden derselben unter den Aymorés ^ bey
welchen es schon in früheren Zeiten üblich war, redet auch SOUTHEY
in seiner Geschichte von B r a s i l i e n A m Körper reifsen sie, wie schon
(*) Siehe J. GÜMILLA histoire naturelle, cirile et géographique de l'Orenoque T. i. p. 197.
(**) Daselbst pag 63o und bey CARTEE.
(***) R. SOÜTHET'S hist. of Brazil Vol. I. p. 282.
TH. II. 2