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3o E i n i g e Wo r t e ü b e r d i e B o t o c u c l c n
oder Vaguarété heifst in ihrer Sprache vorzugsweise die grofse Kalze
{Cuparack gipaheia). Selbst der Ameisenbär {Myrmecophagd) wird
von ihnen verzehrt (•=). Auch Jacaré {Crocodüus sclerops\ welches
in den Flüssen häufig gefunden wi rd, verschmähen sie nicht, wenn sie
seiner habhaft werden können. Unter den Schlangen, welche sie im allgemeinen
hassen und tödten, benutzen sie nur die gröfste Art des Geschlechts
Boa^ welche von den Portugiesen nach der Lingoa geral Sacurid
oder Sucuriubaj und von den Botocuden Kitomeniop genannt wi rd;
sie beschleichen diese Was ser schlange wenn sie ruhet, und schiefsen ihr
wo möglich den Widerhakenpfeil durch den Ko p f , vmi sie fest zu heften,
können sich aber auf diese Art nur der Jüngeren kleineren Thiere bemächtigen.
Sie sollen sie besonders ihres Fettes wegen tödten. Wi e oben
schon bemerkt , ziehen sie indessen aller andern animalischen Speise das
AfTenfleisch v o r , und da diese Thiere an Körper - und Knochenbau Aehnlichkeit
mit dem Menschen haben, so gaben die Europä e r , wenn sie Reste
von den Mahlzeiten der Botocuden fanden, ihnen vielleicht aus Verwechselung
Schuld, dafs sie besonders das Menschenfleisch liebten. We n n indessen
auch, wie ich in der Folge zeigen we rde , diese Wilden von dem
Vo rwu r f e , Menschenfleisch zu es sen, nicht frey gesprochen werden können;
so scheint es doch gewi f s , dafs sie nicht aus W^ohlgeschmack, sondern
nur selten und blos um ihre wüthende Rachgier zu befriedigen, sich
einer solchen Unmenschlichkeit schuldig machen. Man behauptet zwar ,
dafs die Tapuyas das Fleisch der Nege r allem anderen vorzögen; ich
kann hierüber nicht entscheiden, man behauptet aber auch, dafs die Botocuden
die Ne g e r für eine Art Affen gehalten, und sie daher ErdalTen
genannt haben<
Alle zum Es sen bestimmte Thiere nehmen die We ibe r vorher aus,
(*) So essen auch die JIottenLoUen das Flcisch dos sogeiiumilon capisclieu Ameisenbären
( Orycteropus).
E i n i g e Wo r t e ü b e r d i e B o t o c u d e n
sengen ihnen hierauf am Feuer die Haare a b , und spiefsen sie an einen
Stock, welcher in der Nähe des Feuers als Bratspiefs aufgesteckt wird.
Kaum ist das Thier ein wenig durchgebraten, so zerreifsen sie dasselbe
mit den Händen und Zähnen, und verschhngen es halb roh und oft noch
blutend. Die vorher ausgenommenen Gedärme werfen sie indessen nicht
we g , sondern ziehen sie zwischen den Fingern durch, um sie auszuleeren,
braten und essen sie dann gleichfalls. Die Köpfe werden so abgenagt ,
dafs selbst die harten Knochen zerbissen und ausgesogen Averden: kurz es
darf ihnen nichts verloren gehen.
Die Klasse der Insekten liefert den Wi lden einige grofse im Holze
wohnende Larven, nach welchen sie sehr lüstern sind. In dem St amme
des Barrigudo-^^vxtv^ {Bombaoc nentricosa) findet man die beynahe Fingers
lange La rve des Prionus cermcornis und andere. Um diese aus
dem weichen Marke des Baumes hervor zu ziehen, schneiden sie sich
Stöcke, schärfen dieselben am unteren Ende , bohren damit das Insekt
heraus , stecken alsdann mehrere derselben an einen Spi e s , braten und
essen sie; doch führt ihnen nur der Zufall dieses Gericht zu, da sie keine
Instrumente haben, starke Bäume umzuhauen. Andere Larven, zum Beyspiel
die des Curculio palmarum^ essen sie häufiger. Vog e l eye r wissen
sie geschickt aufzufinden, besonders die der verschiedenen Arten der Inamba's
{Tinamus oder Crypturus^ ^ der Macuca^ des Säbele^ des Schororon
und anderer, die sämmtlich ihre Ey e r auf die Erde legen. Um sich
der Fische zu bemächtigen, verfertigen sie, wie schon gesagt , kleine Bogen
von 3 bis 3 % Fufs Läng e aus dem gespaltenen Holze der Blattribben der
Cocos de Palmitto ^ am Belmonte Issara genannt, nebst einem kleinen
verhältnifsmäfsigen unbefiederten Pfeile ohne Widerhaken mit glatter Spitze.
Vorher sollen sie oft eine gewisse zuvor wund geklopfte Baumwuj^zel in
das seichte Wa s s e r wer fen, um die Fische anzulocken oder zu betäuben.
Sie fehlen die Fische im Wa s s e r nicht leicht, ja ich habe sie selbst oft