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Thaue benetzten Gebüsche niedergehalten und so verdichtet, dafs er den
Wa l d umher in tiefes Dunkel hüllt.
Die Grausamkeit der Soldaten bey diesen Gefechten, übertrifft oft alle
Vorstellung". Bey einem der letztern Angrlife vor meiner Ankunft in Linhares
fieng man eine Fr au, die sich nicht ergeben wollte und durch Baissen
imd Kratzen zu wehren suchte; ein Soldat spaltete ihr mit dem Facäo
sogleich den Schädel, und verwundete mit demselben Hiebe das kleine Kind,
w^elches sie auf dem Rücken t rug, im Kopfe. Das letztere hat man indessen
erhalten, und wir fanden es auf der früher genannten Ansiedlung im
Hause des Herrn Tenente J O A O F I L I P P E C A L M O N . Nicht immer ist der
Ausgang dieser Ueberfälle für die Soldaten günstig. Noch in dem vorletzten
Angrlife im October des Jahr s 1816 bey Linhares^ welchen der Guar da
Mor m\X. etwa 3o Soldaten unternahm, verhinderte ein heftiger Regen das
Losgehen der Gewehre, wodurch viele Botocuden entkamen, und drey
Soldaten, ungeachtet ihrer Panzerröcke in die unbedeckten Arme und
Hände verwundet wurden; eine grofse Menge von Pfeilen prallten indessen
auf ihrer Bekleidung ab. Man erschofs bey dieser Gelegenheit etwa zehn
Wi lde , worunter sich auch der mit Federschnüren gezierte Anführer befand,
welcher in seiner Hütte getödtet wurde. So wie der Sieg erfochten
ist und die Wilden entjflohen sind, schneidet man den Getödteten die Ohren
cib; Trophäen, welche man, der uns gegebenen Versicherung zufolge,
noch unlängst dem Gouverneur nach f^illa de T^ictoria gesandt hat te;
auch waren dahin viele von den zusammengelesenen Bogen und Pfeilen
abgeliefert worden.
Erfahren aber die Wilden die Annäherung der Soldaten vorher , so
ist es weit schUmmer; denn man fällt alsdann nur zu leicht in den von
ihnen gelegten Hinterhalt. Sie bereiten zu diesem Ende förmliche Ver -
stecke, die man Tocayae nennt, in welchen sie die Aeste dergestalt auslichten
, dafs sie verborgen überall umhersehen und schiefsen können:
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auch sollen sie selbst die Zweige auf eine gewisse Art verflechten, hinter
welchen sie alsdann ihre Krieger in verschiedenen Haufen aufstellen, und
hinter den Waldstämmen verbergen. Im Freien zu fechten ist nie die
Sache der Wi lden, daher haben sie eigentlich keinen wahren Muth , und
ihre Siege werden grofsentheils durch List oder Ueberzahl erfochten.
Schauderhaft ist der Gedanke, in die Hände jener rohen gefühllosen Barbaren
zu fallen, welche eine gerechte, gTänzenlose Rache noch wülhender
macht. Sie schälen das Fleisch von den Körpern ihrer Feinde ab, kochen
es in ihren Töpfen oder braten e s ; den Kopf stecken sie auf einen Pfahl
zu einem grofsen Fe s t e , und tanzen, singen und heulen um ihn herum.
Die gesäiiberten Knochen sollen sie zuweilen als Siegeszeichen an ihren
Hütten aufgehängt haben, wie dies auch B A R R E R E von den Völkern in
Guiana erzählt. In den so weit ausgedehnten Wildnissen der Ostküste
sind die Europäer bis jetzt noch zu schwach, und wären die Wilden einig
unter sich, verständen sie es, den Feind mit vereinter Gewalt abzutreiben,
so würde diese Küste bald wieder in ihren Händen seyn, zumal da viele
von ihnen, welche in den Städten aufgezogen, und nachher entflohen sind,
die Schwächen der Europäer recht wohl kennen. So lebte zum Beyspiel
in den nahen Wä ldern von Linhares ein Botocude, der unter dem Nahmen
PAUL bey den Portugiesen auferzogen, aber wieder entflohen war . Als
man bey einem der Gefechte die Hütten der Wi lden angriff, rief er den
Soldaten in portugiesischer Sprache zu: „schiefst den P A U L nicht t o d t l "
allein er befand sich nachher auch unter den Gebliebenen. Haben die
Tapiiyas Zeit, so laden sie gewöhnlich ihre Gebliebenen und Verwundeten
auf den Rucken, um sie in Sicherheit zu br ing en; öfters verweilen sie
sich dabey zu lange, und schon mancher hat dadurch sein Leben verloren.
Die Botocuden gehen roth und schwarz bemahlt ins Gefecht. Furchtbar
mufs für den, der dergleichen Auftritte noch nicht erlebt hat, der Eindruck
s eyn, wenn diese Wilden unter wüthendem Kriegsgeschrey mit glühend
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