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1 1 8 R e i s e von Villa dos Ilhéos nach S. P e d r o d'Alcantara
wohnenden Thiere dieser Familie, welche VON HUMBOLDT im Apure ^
Orinoco und andern Flüssen von 20 bis 24 Fufs Länge beobachtete. Dort
kann der Reisende nicht ohne Gefahr sich baden, da noch überdies blutdürstige
Fische, die Cariben oder Caribitos ihn anfallen ; in den von mir
besuchten Gegenden hat man alles dieses nicht zu fürchten. Die Ufer des
llheos waren durchgehends mit dem schönsten hohen Walde bedeckt,
dessen mannichfaitige Gewächse in der Blüthe standen. Viele Alten von
Mimosen waren wie mit Schnee überschüttet, und dufteten die herrlichsten
Wohlgerüche aus. In diesem Dunkel des Waldes schallte die sonderbare
Stimme des Sebastiam {Muscicapa vociferans), dessen lauter Schäferpfiff
immer von einer grofsen Menge dieser Vögel zugleich ausgestofsen wird;
auch hörten wir hier häufig den sanften angenehmen Ruf einer noch unbeschriebenen
Taubenart ("), welche man im Sertani voxv Bahia^ Pomba
margosa nennt, da sie ein bitteres Fleisch hat. Ihre Stimme klingt, als
wenn sie einige Worte sanft ausspräche, und die Portugiesen sagen, sie
rufe: hum so ficol Wirklich ist ihre Stimme aus vier Tönen zusammengesetzt,
die hoch und sanft, sehr angenehm modulirt, im dunkelen Schatten
des hohen Waldes gehört werden, und welche man wohl auf diese Art
deuten kann. Das Gefieder dieses angenehmen, wenig schüchternen Vogels
ist einfach und beynahe aschgrau ohne bedeutende Abwechslung.
Meine Canoeiros arbeiteten das Canoe über die Felsen hinab, welche
dasselbe nicht wenig beschädigten, so dafs es an der unteren Seite wie
zerfetzt war. Strom aufwärts indessen, ist eine solche Reise für das Fahrzeug
noch viel nachtheiliger; denn die Späne desselben bleiben überall an
(*) Ich nenne sie wegen ihrer Slimme Columba locutrixx 12 Zoll 8 Linien lang, 18 Zoli
xo Linien breit; FüCse dunkelt^nbenrolh; Augenlieder dunkelvioletroth; das ganze Gefieder
scheint beym ersten Anblick dunkelaschgrau; Kinn etwas gelbröthlich; Kopf, Hals und Brust
purpurgrau, Bauch ein wenig blasser; Seiten des Oberhaises etwas lebhafter violct; alle oberen
Theile kupfergriinlich-grau, oder etwas matt olivengraulich sciüinmernd.
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den scharfen Kanten der Steine hängen, daher hält auch auf diesem
Flusse ein Canoe nicht lange aus; ich habe auf der Vignette dieses Abschnitts
ein solches abbilden lassen, welches über eine sanfte Cachoeira
hinab gleitet; ein Paar Indier regieren dasselbe mit ihren Stangen {P^aras\
und lassen ihm ruhig seinen Lauf, nachdem sie ihm die gehörige Richtung
gegeben haben. Am Ufer erblickt man den Wald, wo lange Zöpfe von
Bartmoos oder Barba do Pao {Tillandsid) und an einer alten Mimosa
die beuteiförmigen Nester des Guasch {Cassicus haemorrhoas) in Menge
herabhängen.
Etwa eine Legoa von der Seeküste entfernt, nimmt der Flufs stromabwärts
ein anderes Ansehen an ; die Steine hören auf, Fazendas wechseln
am Ufer mit dem Walde ab, und schöne hellgrüne Hügel mit Weide
oder Zuckerptlanzungen bedeckt, erheitern die Wohnungen , die von
hohen stolzen Cocospalmen beschattet werden. Bey einigen derselben
fand ich kleine mit Pfählen eingesclilossene Zwinger, in welchen man eine
Menge Waldschildkröten {^Jabuti^ Testado tabulata) fütterte, um sie
zu essen.
Es war am Ende der Natal-Woche, als ich J^ilLa erreichte, wo
eine grofse Anzahl von Menschen zu diesem hohen Feste sich versammelt
hatte. Man bereitete sich jetzt gerade zum Tage des heiligen Sebastiam
vor. Ein hoher Mastbaum ward aufgepflanzt, der mit gemahlten Flaggen
geziert war, und am Tage durchzogen verkleidete Menschen unter Trommelschlag
und mancherley Scherz treibend, die kleine P^illa, Man schiefst
alsdann selbst am Tage häufig in den Strafsen, und während der Nacht
erklingt die Viola und das Händeklatschen zum Baducca-Tanze. Die Namenstage
der Heiligen gehören zu denjenigen Festen, wo sich das Volk
am meisten belustigt. Die reicheren Einwohner bestreiten die Unkosten
dieser Feste, an denen man gewöhnlich die Geschichte des Heiligen mit
Vei^kleidungen, Aufzügen, Gefechten und dergleichen vorzustellen pflegt.