ii'
i '
t
Í Í : , !
FO : , IJ
Í ; ; Í
= ' F F
' ••TÍ'
' i;
i
,
i íii
I I 1
iiilll
M '1"
I ni I h
1 2 0 Reise von Villa dos Ilheos nach S. Pedro d'Alcantara
Die bey diesen albernen Mummereyen agirenden Personen werden einige
Tage zuvor erwählt und alsdann eingekleidet. Am Tage des 5. Sebastiam
waren zwey Parteyen, welche einander bekriegten, Portugiesen und Mohren,
welche ihre Capitaine, Lieutenante, Fähndriche, Sergeanten u. s.w.
hatten. Eine Festung von Zweigen ward in der Nähe der Kirche errichtet;
die Mohren erobern das Heiligenbild und bringen es in ihre Festung,
bis am letzten Abend die andere Partey es %vieder erbeutet, und mit
grofsem Respecte in die Kirche zurückbringt. Diese Vorstellung dauerte
mehrere Tage, während welcher das Volk in beständiger Bewegung und
häufig in der Messe war, dabey aber blos seinen Vergnügungen nachgeht,
erwünschtem Müfsiggange und allen Arten von Unordnungen sich
hingiebt. Selbst die eingebornen Indier, die für den Geist der Religion
keinen Sinn zeigen, nehmen zuweilen lebhaften Antheil an diesen Mummereyen
und dem äufseren Gepränge: daher benutzten zum Theil die
Missionäre manche Gebräuche der wilden Volker, um ihren Lehren
Eingang bey denselben zu verschaffen, wovon wir mancherley Beyspiele
in den verschiedenen Schriftstellern finden. Herr VON HUMBOLDT sah
auf den Anden in der Provinz Pasto Indianer, welche sich maskirt und
Schellen angehängt hatten, um wilde Tänze um den Altar herum zu tanzen,
während der Franclskaner-Mönch die Hostie empor hobf'^. Sehr anwendbar
sind die Wor t e dieses ausgezeichnetsten der Reisenden auf die Indier
des östlichen Brasiliens, wenn er sich an der erwähnten Stelle über die
Vermischung der mexicanischen mit der christlichen Religion in folgenden
Worten ausdrückt: „Kein Dogma hat hier dem Dogma Platz gemacht;
blos ein Ceremoniel ist dem andern gewichen, und die Indianer kennen
nichts von der Religion, als die äufseren Formen des Cultus. Freunde
von allem, was zu einer gewissen Ordnung von vorgeschriebenen
(*) Siehe VON HUMBOLDT Yersuch über den politischen Zustand des Königreichs Neu-
Spanien. Band I. S. i35.
P i e i s e von Villa dos Ilheos nach S. Pedro d'AIoantara 121
Ceremonien gehört, finden sie im christlichen Cultus ganz besondere
Genüsse, und die Kirchenfeste, die damit verbundenen Feuerwerke, die
Processionen mit Tanz und baroken Verkleidungen sind für das niedrige
Volk reiche Quellen von Belustigungen. "
Hier ist indessen noch der Unterschied, dafs viele der Indier an der
Ostküste von Brasilien selbst nicht die äufseren Gebräuche der katholischen
Kirche zu beobachten pflegen, wovon indessen die Ursache sehr
leicht einzusehen ist; denn die Mexicaner hatten vor der europäischen
Besitznahme eine sehr ausgebildete Religion, die Brasilianer aber standen
auf einer weit tiefern Stufe der Cultur.
Nachdem meine Geschäfte in der f^üla beendigt waren, schiffte ich
den Flufs wieder hinauf. Wir waren genöthiget an einem heifsen Tage
stark zu arbeiten, um die schweren Canoes über die Felsstücke und Cachoeiras
zuweilen 3 bis 4 Fufs hoch hinauf zu ziehen. In der Abendkühlung
war unsere Fahrt sehr angenehm, denn jetzt verbreiteten die
Baumblüthen am Ufer angenehme Gerüche in besonderer Stärke. Ich
brauchte zwey Tage, um jy^illa de S, Pedro wieder zu erreichen,
wo ich in der Nacht eintraf. Meine Leute hatten während meiner Abwesenheit
manche naturhistorische Seltenhelten zusammengebracht, unter
andern auch eine schöne bis jetzt noch unbeschriebene Schlange, welche
ich südlich am Pardiha und Espirüo-Santo öfter gefunden hatte, die aber
mehr nördlich nicht mehr vorzukommen scheint; sie zeichnet sich dmxh
rvuide grünliche Perlflecken aus, welche regelmäfsig über den ganzen
Körper vertheilt stehen Es war nun nöthig, schnell die Einrichtungen
zur Reise nach dem Sertam zu treflen, um von der so überaus günstigen
trockcnen Wi t terung Vortheil zu ziehen. Der schon früher' erwähnte
(*) Ich nannte tUese Art Coluher Merremii, als einen Beweis meiner Anerheiinung der
Verdienste dieses Nalnncus. Die Naller, welche ich diesem ausgezeichneten Ampliiinologcn
zueignete, hat 148 Jiauclischilde und 57 Paar Schwanzscliuppen; ihr Körper ist dieli, rundlich
TU. II.
Lfc
I ! *
-
) "
r t
Pf-.-
t .
r
: F, • V. •