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088 R ü c k r e i s e nach Europa
Fremden das Naturalien-Cabinet in der Nähe von ^juda^ wo sich auch
der botanische Garten befindet. Das erstere soll ehemals sehr beträchtlich
gewesen seyn und es enthält auch noch viele interessante Stücke aus den
verschiedenen portugiesischen Besitzungen in den entfernteren Welttheilen.
N A P O L E O N hat sich durch die Plünderung- dieser Anstalt bey der portugiesischen
Nation ein unvergängliches Denkmal gesetzt, denn er war der
erste Eroberer, welcher selbst die wissenschaftlichen Einrichtungen der
verschiedenen mifshandelten Völker nicht verschonte, und alles für gute
Beute erklärte, was seinen Händen erreichbar war. In diesem Cabinette
befand sich eine sehr bedeutende Coilection von brasilianischen Thieren,
welche man jetzt indessen nicht mehr hier sondern, in Paris suchen mufs.
Alle anderen Nationen erhielten wenigstens einen grofsen Theil der ihnen
geraubten Seltenheiten bey dem Frieden von i8i5 wieder, die Portugiesen
allein giengen leer aus, und betrauern jetzt noch ihren Verlust, der indessen
zu ersetzen seyn würde, wenn ein Befehl des Königs Sammler in
Brasilien beauftragte, die verschiedenen Provinzen jenes Landes zu durchreisen,
und die naturhistorischen Merkwürdigkeiten desselben für dieses
Cabinet zu bearbeiten. Dennoch besitzt diese Coilection auch jetzt noch
vieles Sehenswerthe, unter andern eine nirgends zu findende Sammlung
von Waf fen, Geräthschaften und Federzierrathen der verschiedenen brasilianischen
Völkerschaften, besonders der Stämme Maranhdo, deren
Farben prachtvoll sind, da sie aus den Federn der Araras^ Ararunas^
Tucanas, Gaarahas und anderer schöner Vögel zusammengesetzt sind.
Auch gehören zwey Manatis von 6 bis 7 Fufs Länge zu den Seltenheiten,
welche man hier bemerkt.
Der botanische Garten ist kaum der Erwähnung werth; er enthält
zwischen niederen unter der Scheere gehaltenen Hecken, Räume, wo einige
gemeine Pflanzen halb wild vegetiren. Ein Paar kleine Treibhäuser sind
beynahe leer; in ihrer Nähe befinden sich einige merkwürdige Gruppen
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P i i i c k r e i s e nach Europa 289
von verschiedenen Arten sehr starker Ca£ii«,y-Stämme und ein Drachenblutbaum
[Draccena Draco) , der eben reife Früchte im freyen Lande trug.
Da das Studium der Naturgeschichte in Portugal nicht viele Verehrer zu
finden scheint, und selbst die eigenen Produkte dièses Landes gröfstentheils
von fremden Naturforschern untersucht wurden, so darf man sich um so
viel weniger wundern, wenn diese Nation die naturhistorische Untersuchung
ihrer entfernten Colonien vernachläfsigte.
Der Anblick der vielen Mängel und Unvollkommenheiten, welche den
Bewohnern dieses Landes noch zu verbessern bleiben, wird jedoch durch
die Schönheit der Natur, besonders im Frühjahre, in einem gewissen Grade
ersetzt; allein jetzt hatte durch die Sommerhitze das Land schon seinen
Reiz verloren, und ich sehnte mich um so mehr, in dem gemäfsigten Clima
nördlicher gelegener Länder eine Erholung von den Anstrengungen meiner
Reise zu suchen.
Die englischen Packetboote, deren aus Falmouth in den ersten Tagen
eines jeden Monats eine bedeutende Anzahl auslaufen , gehören zu den angenehmsten
Einrichtungen für Reisende. Auch in Lisboa findet man in
einer jeden Woche Gelegenheit mit einem solchen nach England abzugehen,
und ich benutzte dieselbe, indem ich mich auf dem Packet Dahe
of Kent^ Capitain L AWR E N C E einschiffte.
Wir verliefsen am i2ten July am Mittage mit einem frischen Winde
die Stadt, liefen schnell den Tajo hinab in die offene See und verloren
noch an demselben Tage Portugal aus dem Gesichte. An den nächstfolgenden
Tagen blies ein frischer Wind, und die See war etwas unruhig,
daher wurden einige der Passagiere von der Seekrankheit befallen. Ob
wir gleich bis zur Höhe von Cap Finisterre in Spanien oft widrigen
Wind und einigemal Windstille hatten, so legten wir dennoch die Reise
nach Falmouth in zehn Tagen sehr glücklich zurück. Die englischen
Packete sind den Reisenden sehr zu empfehlen, da ihre Einrichtung
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