54 E i n i f i r e Wort e über die Botocuden
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cutcicläc nennen, oder mit einer Art Nessel, Urtiga {Urticd)\ dann machen
sie mit scharfen Steinen oder Messern an dem entzündeten Theile häufige
Ritzen, woraus eine Menge Blut fliefst. Herr F R E Y R E I s s fand auf einer
Pveise, die er nach Minas Geraes machte, bey den Coroados eine merkwürdige
Art zur Ader zu lassen. Der Arzt g^ebrauchte zu diesem Endzwecke
einen sehr kleinen Bogen imd Pfeil mit einer Spitze von Glas (=•=),
die er mit Baumwolle umwickelt und nur so weit frey gelassen hatte, als
sie in die Ader eindi^ingen sollte; er eröffnete dieselbe, auf die originellste
Art, durch einen Pfeilschufs(--'Q. Bey dieser Gelegenheit sah Herr FREYREI
ss auch ein junges Mädchen heilen, das wahrscheinlich an den Folgen
einer Erkältung litt. Man hatte einen grofsen Stein glühend gemacht und
begofs ihn beständig mit Wasser: die Patientin legte sich nahe über die
heifse Stelle hin , gerieth durch die häufig entwickelten Dämpfe bald in
starken Schweifs, und wurde hergestellt Aeufsere Wunden heilen
die Tapuyas sehr sicher und künstlich, indem sie gewisse Kräuter kauen
und hinein stecken; aber freylich mufs ihre gesunde Natur und die starken
Nerven das meiste dabey thun. Ich sähe bey einem jungen Machacali ^
welchen der Oavidor MAR^ELINO D A CUNHA ZU Caraoellas besafs, eine
merkwürdige, vorzüglich gut geheilte Wunde. Ein von den Wiklen angeschossener
Tapir, der zufällig in der Nähe des Knaben vorbey gekommen
und von demselben noch darch einen Pfeilschufs gereizt worden war, hatte
ihn verfolgt, mit dem Gebifs ergriffen und ihm die ganze Seite aufgerissen.
Die Wunde, die in der Mitte der Brust anfieng und die ganze Rundung
des Schulterblattes bis nach dem Füicken hin, einnahm, war zugenähet
(*) Beydc sind in dem i^ürzlicii erschienenen Werke des Herrn VODT ESCHWEGE Journal
TOn Brasilien, Heft I. Taf. Ö. Fig^ t, u abgebildet.
(**) Die Art und Weise dieser Operation ist in LION. WATER'S Reise nach Darien
(Captn. DAMIMERS Weltreisen) aJjgebildet.
Herr vo^R ESCUWEGE setzt nach der Erzählung des Augenzeugen die Behandlung
dieser Kranken, im Journal von Brasilien Heft I. p. 106 vollständiger auseinander.
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imd trefflich verwachsen. Den Schlangenbifs sollen die Wilden unfehlbar
heilen, und man hat mir versichert, dafs ihnen nie ein Gebissener sterbe.
Zu dieser Angabe der Portugiesen, stimmt übrigens sehr wenig die Aussage
meines QUÄCK: nach ihm kennen die Botocuden am Belraonte Vúxv
Mittel gegen den Schlangenbifs, woran öfters Leute sterben. Seiner Aussage
zufolge, hat man keine andere Hülfe, als über dem gebissenen Theil
(gewöhnlich dem Fufse) eine Halsschnur {Fohm€) umzubinden. Unter den
Kinder-Krankheiten müssen besonders die Folgen des Thon-Essens erwähnt
werden. Der Heifshunger mag die Kinder wohl zuweilen reizen, Thon in
den Mund zu stecken und zu verschlucken; die Eltern strafen sie zwar,
wenn sie sie bey dieser Kost überraschen; allein sie finden dennoch Gelegenheit
insgeheim diesen verderblichen Hang zu befriedigen. Solche Thon-
Esser haben eine fahlgelbe Gesichtsfarbe, einen magern Körper, sehr harten
dicken Unterleib, und werden gewöhnlich nicht alt. Der Thon, den
sie dazu gebrauchen, ist meistens ein gelbrother oder grauer Letten, der
indessen in seinen Bestandtheilen weit verschieden von der Erdart seyn
mufs, welche Herr VON H UMB O L D T unter den ÖLtomacken, als ein bey
ihnen gewöhnliches Nahrungsmittel fand. Zu La Concepción di Uraana
am Orinoco versicherte der Missionair F R A Y R AMO N BUENO jenem
berühmten Reisenden, dafs der Thon diesen Leuten nicht schade(-), ob
sie ihn gleich zu gewissen Zeiten in Menge genössen; Herr VON HUMB
O L D T hält jedoch dieses Nahrungsmittel für schädlich, und ich kann
bestätigen, dafs bey den Brasilianern dies wirklich nachtheiliche Folgen
hat, so wie man in Afrika und Ostindien ähnliche Bemerkungen machte(-").
Gewöhnliche Leibschmerzen sollen sie dadurch zu heilen glauben , dafs sie
den Unterleib mit den Panzern der Gürtelthiere und der Schildkröten reiben.
(*) Ansicliten der Natur, Seite i43.
(**) Hierüber siehe den grinullichen Aufsal^i des Herrn Ilofrath OSIAMDEB in dem neuen
Iiannoverischen Magazine, Miirz 1818. Sl. 26. 27.
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