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58 Piei se v on S. P e d r o d 'Al c a n t a r a d u r c h di e Urwä l d e r
ers te Berg- ist der höchs t e ; er erhebt sich zwa r nur mit s anf ten Abhäng
e n , abe r man beda r f einer g anz en S t u n d e , um ihn zu er s teigen. Vo n
da aus we chs e ln Höhen und Thä l e r , bi s ma n endlich in eine ansehnliche
Tiefe hinabsteigt. De r Rio Pardo r aus cht zur Linken in gleicher Richtung
mi t der S t r a f s e durch ein tiefes Tha l dahin. Die Wa l d u n g e n , we l che
das Ge bü r g e bede cken, wa r e n angefül l t mi t einer g rof s en Me n g e verschiedener
Ar t en v on Bignonia^ die uns durch die mannichfal t igs te Fa rben-
Abwe chs l ung s ehr ang enehm unterhiel ten; sie zeigten alle S cha t t i rung en
v o n we i f s , g e l b , o r a n g e , violet und rosenroth. Die S t immen der Saheies
{Tinamus noctivagus') und der Jirapongas {Procnias niidicollis') schallten
im Grunde der tiefen Thä l e r , wi e auf den hohen Be rg spi t z en, und belebten
die einsame Wi ldni f s . S oba ld wi r die angrei fende Serra zurückg
e l e g t hatten, fanden wi r den Wa l d imme r mehr in Catinga ve rwande l t ,
denn er wa r selbst in der Tiefe nur 40 bi s 60 Fuf s hoch mit vielen Bromelia
und C«ciM5-Stauden angefül l t , mit Mo o s z ö pf en [Tillandsia) behang
en, und mit manche r l ey Hol z a r ten g emi s cht , we l che hier nur eine unbedeutende
Höhe erreichen. Hier findet man das Pao de Leite (wahr s cheinlich
ein/^/CWÄ), we l che s we g e n seines ätzenden Mi lchsaf tes gefür cht et i s t ;
abe r ni rgends wol l te sich die wohl thä t i g e nährende Mi lch des Palo de
f ^ a c a uns z e i g en, we l che s He r r VON H U M B O L D T beschreibt ; diese
Mi lch wü r de in unserer L a g e ein grof s e s La b s a l g ewe s e n seyn. Wi r fan-
. den f e rne r den tonnenar t igen B a r r i g u d o - ^ d c am { B o m b a x ) , der hier nur
zu g e r ing e r Höhe aufwuchs , viele Ar t en von Mimosa^ von Bignonian.?„\'V.
und da zwi s chen Fe l s s tücke und Grani tblöcke. Alles dieses zeigt a n , daf s
ma n v on der feuchtcn schattenreichen Re g i on der g rof s en Küs t enwä lde r
durch den Urwa l d allmälilig zu höhe ren t rockneren Ge g enden hinanges t ieg
en ist. Ich fand hier unter andern einen me r kwü r di g en isolirten Grani t -
b l o c k , we l che r 20 bis 3o Fuf s im Quadr a t e hielt. E r w a r oben mit E r d e
(*) Siehe VON HUMBOLDT Voyage au NOUYCÜU ContineiiL etc. T . Ii. pag. 107.
R e i s e V on S. P e d r o d 'Al c a n t a r a d u r c h di e U rwä l d e r 1 JQ
be de c k t , in we l che r eine einzig schöne Ve g e t a t i on v o n Brome l i en und
Gocospa lmen dicht ver f lochten wuche r t e . Di e s e r kleine Ga r t en im Wa l d e
g a b ein höchst mahler i sches Bi l d , und er inner te an jene blühenden Fel s -
Inseln, we l che die er s t a r r t en Glet scher thäler ^ Mont-Blanc z i e r en, und
daselbs t Gä r t en ode r CoMri/Zs, genannt we rden. Die Hi tze w a r in diesen
niederen, we n i g Scha t t en g ebenden, und dahe r v o n den S t r ahl en der S onne
ausget rockneten und ve rbr annt en Wa l d u n g e n sehr g r o f s , und g a b den
Rei senden ba ld die F a r b e der Botocudos. Wi r e r t rug en sie jedoch ohne
K l a g e , da wi r uns jetzt g l e i chs am in einer neuen We l t be f anden; denn
sei tdem wi r die Serra übe r s t i egen ha t t en, hör ten wi r in den Wa l d u n g e n
v o n einem f r emda r t i g en Cha r akt e r auch lauter uns neue Vo g e l s t imme n ,
erbl ickten neue S chme t t e r l ing e , und ergöt z ten uns an manche r l ey uns
völ l ig f r emden Gewä chs en. Al les wa s uns umg a b , kündigt e eine v on der
bi she r gesehenen g anz ver schiedene S c h ö p f u n g a n , und die Be o b a cht ung
dieser manche r l ey Ge g ens t ände , we l che nun be y j edem Schr i t te uns e rn
S amml a n g e n neuen Z uwa c h s v e r spr a chen , erfüllte uns mi t lebha f ter Ung
eduld, das Ziel uns e r e r heut igen Ta g r e i s e zu er reichen.
Wi r näher ten uns nun dem zwe y t en v on Mens chen bewohnt en Pl a t ze
Barra da T^areda g enannt , w o wi r uns am En d e uns e r e r mühsel igen
Wa l d r e i s e sahen. Mi t f r ohem S t aunen schauten NW um uns he r , als wi r
aus dem Wa l d e he r aus t r a t en, und plötzlich eine offene mi t Gr a s und Ges
t räuchen b ewa chs ene Fl ä che an de r Sei t e eines sanf ten Tha i e s erbl ickten,
das rundum in der F e r n e v on s anf t ei-hobenen und abg e runde t en Wa l d -
b e r g en e ing e s chlos s en, und an einigen Stellen mi t wei t läuf t igen Pflanzung
en angefüllt sich v o r uns öffnete. Le bha f t e F r e u d e äuf ser te sich jetzt
al lgemein in uns e r e r Ge s e l l s cha f t , b e y dem Ge d a n k e n , alle Be s chwe r d e n
jener angrei fenden Wa l d r e i s e so glückl ich übe r s t anden zu haben, und sie
wu r d e um so inni g e r , da die B ewo h n e r von Barra da Vareda uns vers
i che r t en, dafs wi r v om Glücke s ehr be güns t i g t wo r d e n s e y e n , indem
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