i 5 4 Picise von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder
tiget, um ihre Rogados zu erweitern. Einen Beweis der Fruchtbarkeit
des Bodens giebt die Höhe und Stärke, welche hier der Mays erreicht;
auch ist sein Ertrag äufserst ergiebig. Jetzt war diese Frucht noch nicht
reif; auch die Bananen, deren man viele angepflanzt hatte, waren noch
nicht zeitig, und wir konnten keine andere Lebensmittel als Farinha erhalten.
Drey kleine Häuser von Letten mit Rinden gedeckt voll Carapalos
{Acarus) machen bis jetzt die Aldea von Beruga aus; einige Mongoyos
{Camacans)^ die hier im Taglohn arbeiten, wohnen mit ihren Weibern
und Kindern in einer nicht weit entfernt liegenden kleinen Hütte. Sie
giengen bis auf wenige halb nackt, und an mehreren Stellen des Leibes
mit Uriicu und Genipaha roth und schwarz bemahlt, um den Hals trugen
sie die dicken runden Saamenkörner einer gewissen Grasart an Schnüren
gereiht. Die Regierung hat einen Mulatten zum Commandanten der Camacan
lndiiGT ernannt, welcher sich hier aufhält; unter seinem Befehl
stehen die verschiedenen oder Rancharias derselben; er versammelt
sie, wenn sie gegen feindselige Stämme von Wilden, zum Beyspiel
die Botocxidos, eine Unternehmung machen sollen, und wie man sagt,
haben sie sich bey solchen Gelegenheiten recht gut gezeigt.
Die Zeit von 22 Tagen, welche wir seit der Abreise von S. Pedro
bis zur Ankunft zu Beruga in den grofsen Urwäldern zugebracht hatten,
ohne menschliche Wohnungen zu sehen, erzeugte in uns den lebhaften
Wunsch einmal wieder geschützt vor Piegen und Thau, unter Dach und
Fach auszuruhen; daher achteten wir die Qual nicht, welche wir in diesen
elenden Wohnungen von unzähligen Carapatos und Moskiten zu erwarten
hatten, und machten am 28ten hier einen Ruhetag. Die Lebensmittel,
die wir hier erhielten, bestanden in schwarzen Bohnen und Farinha; zwar
keine besonders köstliche Gerichte, aber Leute, welche eine lange Zeit
der Entbehrung durchlebt haben, sind an Genügsamkeit gewöhnt. Unsere
Thiere konnten hier zwar ausruhen, fanden aber keine gute Weide, denn
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Pieise von S. Pedro d'Alcantara durch die Urwälder 1 55
eine jede dem Walde abgewonnene Stelle war zur Pflanzung benutzt;
daher kam es denn, dafs unsere Tropa nächtlicher Weile öfters in die
Mays-Pflanzungen eindrang. Meine Leute jagten und fischten an dem zur
Ruhe bestimmten Tage. Zu letzterem Endzwecke giengen sie eine halbe
Legoa weit nach dem Rio Pardo und brachten viele Fische zurück. Der
Concjuistador (jetzt Coro/ieZ) JOAO GO N S A L V E S DA COSTA hat diesen
Flufs von hier bis ÄU seiner Mündung nach Patipe hinab beschifft, wovon
weiter unten geredet werden wird.
Die Wälder, welche die Pflanzungen zu Beruga ringsum nahe einschliefsen,
gewähren wie die zu CatoU ^ besonders dem Ornithologen eine
angenehme fruchtbare Unterhaltung, denn ülDerall werden sonderbare Vogelstimmen
gehört. Viele Arten der Tanagra und Loxia bemerkt man, zum
Beyspiel Tanagra silens, gujanensis^ magna, brasilia, hrasiliensis, cayennensis
und andere mehr, ferner Loxia grossa^ canadensis, die verschiedenen
Arten der Pipras ^ man hört die durchdringenden Stimmen zahlreicher
Papageyen, welche sich in dem Mays versammeln, den sanft schnarrenden
Pfiff des Tucan {Ramphastos dicolorus^ und den zweystimmigen
Ruf des Arassari {Rarnphastos Aracari), so wie den oft wiederholten Pfiff
der Qurucuás (Trogon).
Der Aufenthalt zu Beruga gab zwar unserer Preise durch die Urwälder
eine w i l l k omme n e Unterbrechung, aber vollendet war sie noch nicht;
denn wir hatten nun noch zwey Tagereisen bis Barra da T^areda^ wo
man die offenen oder wenigstens mit Wal d und Blöfsen oder Trifften abwechselnden
Gegenden des Serlam der Capitania von Bahia betritt. Ich
verliefs Beruga am 2 9ten und folgte derStrafse, welche unmittelbar jenseit
der Pflanzungen sich wieder in den ununterbrochenen Urwald vertieft,
der hier gröstentheils mäfsig hoch und Catinga ist. Zwar sind diese
Wälder noch ziemlich verflochten und geschlossen; dennoch ist die Strafse
weiliger imwegsam, da sie von hier an schon mehr benutzt wird. Em
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