1 ^ 8 Reise von Minas Geraës nach Arrayal da Conquista
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Witterung^ sie abflachen und in die Form des Ganzen niederdrücken. Wie
unendlich grofs ihre Menge sey, davon kann man sich einigermafsen eine
Vorstellung machen, ^ « n man die enorme Ausdehnung des inneren Brasilien
bedenkt, dabey die Zahl der kleinen Thierchen in Anschlag bringt,
welche ein einziges solches Gebäude bewohnen, und nun hinzufügt, dafs man
nicht zwanzig Schritte weit gehen kann, ohne auf eine solche Wohnung
zu stofsen. AZARA erwähnt dieser Termiten unter dem Nahmen
Nachdem wir auf der F a z e n d a zu T ^ a r e d a wieder angelangt waren,
beschäftigten wir uns einige Zeit mit der Jagd der zahlreichen Sumpfvögel,
welche man in den gröfsten europäischen Museen selten so vereinigt findet
als hier. Die Geschwader der rosenrothen Löifelreiher { P l a t a l e a A j a j a ^
L I N N . ) , die J a b i r ü s , die T a y u y ü s ^ C u r i c a c a s , die Q e r i e m a s ^ C a r o e s
und andere mehr, leben hier alle gesellschaftlich vereint, ziehen von einer
L a g o a zur andern, und jede Art zeigt in dieser natürlichen Menagerie,
den originellen Charakter, welchen die Natur ihr einprägte. Unsere Jagdzüge
fielen in Absicht auf die Q e r i e v n a s und C u r i c a c a s { T a n t a l a s alhic
o l l i s ^ LINN,) immer ungünstig aus, dagegen erhielt ich einige bis jetzt von
den Naturforschern noch nicht gekannte Vogelarten. In den C a t i n g a s leben
hier zwey Arten von Papageyen, der P a p a g a y o v e r d a d e i r o {Psittacus
a m a z o n i c u s ^ LATH. und KÜHL) , welcher wegen seiner Gelehrigkeit im Sprechen,
Pfeifen und Singen am beliebtesten ist und eine andere Art, welche
i c h P s i t t a c u s v i n a c e u s ^ - ^ benannt habe; beyde ziehen gegen Abend unter
lautem Geschrey in die höheren Stellen des Waldes auf ihren einmal erwählten
Standort, um daselbst zu übernachten. Hier darf sie alsdann der
Jäger nur erwarten, oder aufsuchen, um eines glücklichen Schusses gewifs
zu seyn. In allen Trifften ist hier auch der Dornkibitz { P ^ a n e l l a s c a y e n -
{*) AZARA Voyages etc. Yol. I. pag. 190.
(**) HerrDoctor KOHL, dem ich die Beschreibung dieser bis jetzt verlfannten Papageyenart
mittlieiltCj iiat sie in seinem Conspectus Psittacorum pag. 77 bekannt gemacht.
R e i s e von Minas Geraës nach Arrayal da Conquista IQQ
n e n s i s ) unendlich häufig, er ist wie die meisten Vogelarten sehr menschenscheu,
zwischen dem weidenden Vieh aber sieht man ihn ruhig auf dem
Boden umher spazieren, indessen Pirole und der weifse C a r a c a r a { F a l c o
c r o t o p h a g u s oder d e g e n e r , ruhig auf dem Rücken der Kühe sitzen. Der
Spiegel der Gewässer war von mancherley Enten und Taucherarten belebt,
unter denen sich zwey Arten durch ihr angenehm abwechselndes Gefieder
auszeichneten, der ^ r e r e (^na« u/cZwaia, LINN. ) (-) und eine andere schöne
Entenart mit schwarzem Kopfe, welche L I N N E ^nas d o m i n i c a benamt hat.
Die belebte immer schöne, immer thätige und mannichfaltige Natur bildet
hier einen auffallenden Contrast mit dem groisen Haufen der Bewohner,
welche roh und unwissend sind wie das Vieh, welches sie beständig warten,
und das der einzige Gegenstand ihrer Gedanken ist. Die J ^ a q a e i r o s kann
man in der That lederne Menschen nennen, denn vom Kopf bis zu den Füfsen
sind sie in diesen Stoff gehüllt. Ihr runder lederner Hut dient ihnen im Nothfalle
zum Teller, Trinkgefäfs u. s. w., und ihr lederner Anzug, den sie oft in
langer Zeit nicht ablegen, schützt sie in den dornigen Wildnissen, in denen
sie einen grofsen Theil ihres einförmigen Lebens zubringen müssen, um
das Rindvieh auf die bereits oben beschriebene Weise zu hüten und einzufangen,
welches letztere oft nicht ohne Lebensgefahr abgeht. Weniger beschwerlich
ist das Einfangen der Pferde, man treibt ihre Trupps zusammen,
und bringt sie in den bey der F a z e n d a angebrachten C o r a l , der von starken
Pfählen umgeben ist. Hier untersucht man die etwa beschädigten Thiere,
zähmt die Fohlen u. s. w. Der C o r a l hat zwey Abtheilungen, um die Pferde
und das Hornvieh zu trennen. Will man von den ersteren einfangen, so tritt
ein P ^ a c j u e i r o mit dem L a ç o (Laufschlinge) in die Mitte des Platzes und läfst
die Pferde im Ki^eise um sich herum laufen. Die Schlinge ist ein langer
(*) Von BUFFOS in den Planches Enluminées No. 808 sehr gut abgebildet. Sie lebt
aucli am Senegal in Afrilta, woher man nach Frankreidi den brasilianischen völlig ühnliche
Exemplare gesandt hat.
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