ÍÉ 19^ A u f e n t h a l t zu Vareda und Reise bis Minas Geraés
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nnngen Bäume (Psidium pyriferum') angepflanzt waren, allein
er war äufserst schwer zu schiefsen.
Ich fand zu f^:do einen Unterofficier {Fariel) , welcher etwas gebildet
war, und mir über sein Vaterland manche Nachricht gab; er war
einer der beyden Soldaten, welche den Engländer M A W E auf seiner
Reise nach Tej'aco begleitet hatten. Einzig und allein auf seine Gesellschaft
eingeschränkt 5 verlebte ich hier acht Tage bey sehr rauhem unangenehmen
Weiter, alsdann aber erheiterte sich der Himmel, der Thermometer
stieg bedeutend, und es trat starke Hitze ein. Am Mittage stieg
der Thermometer in wenigen Minuten in der Sonne auf R.EAUMUR,
während er sich im Schalten eines offenen von der Luft getroffenen Hauses
auf 20° erhielt. Die Hitze war hier um so drückender, als man
wegen des gänzlichen Mangels an Wäldern und Bäumen den ganzen Tag
hindurch den Strahlen der Sonne ausgesetzt ist. Ueberall waren Gras und
Gewächse in wenigen Tagen wie verbrannt, und die Maulthiere fanden
wenig Nahrung. D\Q Ernas, die sich bisher bey dem schlechten Wetter
wenig gezeigt hatten, erschienen nun, Alt xmd Jung häufig, und so erhielt
ich noch einen dritten dieser Vögel , der so schwer war, dafs er von
einem Manne nicht getragen werden konnte, und dessen Zubereitung für die
Sammlung meine Leute einen ganzen Tag hindurch anhaltend beschäftigte.
Eine nicht unbedeutende Ausbeute gaben uns nebenher auch unsere
botanischen Excursionen. Wir fanden mancherley uns neue Gewächse,
unter andern sehr niedrige schöne Mimosen, welche mit weifs und rosenrothen,
und eine andere mit scharlachrothen Büscheln von Staubfäden
geziert waren, allein getäuscht sah ich meine Hoffnung, den einzigen
unsern europäischen Fichten ähnlichen Baum von Brasilien, die Araucaria
hier anzutreffen, welche übrigens in Minas und in anderen Theilen
des hohen Innern Landes gefunden wird Die niedrigen blühenden
(*) Siehe J. MAWE'S travels etc. pag. 278 u. a, a. O.
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Gesträuche des Campo waren, wie gesagt, von einer grofsen Menge von
Collbris und Fliegenvögeln umschwärmt. Von diesen niedlichen Thleren
hat man geglaubt, dafs sie blos von dem Honig der Blumea lebten; allein
schon Doctor BRANDE S , der Uebersetzer von MOLINA' S Naturgeschichte
von Chili, fand in ihrem Magen Insektenreste, und die Sache verhält sich
auch vollkommen so.
Nachdem Ich mich eine Zelt lang an den Gränzen von Minas aufgehalten
hatte, fühlte ich mich wegen einer durch das CUma erzeugten Unpäfslichkeit,
welche durch Vernachläfslgung ernsthafter hätte werden können,
genöthigt, das weitere Vordringen in jene Provinz aufzugeben. Unbedeutende
Unpäfshchkelten, besonders Wunden, und selbst Hautkrankheiten
nehmen In diesem warmen Clima bey Vernachläfslgung leicht einen übelen
Charakter an. Viele Bewohner dieser Gegend, welche bey Anlegung der
Waldstrafse von Jlheos gebraucht worden waren, haben von hartnäckigen,
zum Theil langsam geheilten Wunden oder Hautkrankheiten noch
die Spuren und Narben, ja nach zwey Jahren noch offene Wunden an
ihrem Körper. Die schlechten gesalzenen Nahrungsmittel tragen nicht
wenig zur Verderbnlfs der Säfte bey, die sich In bösartigen Geschwüren
offenbart ( " ) , und die Vermischung der verschiedenen Menschenracen in
diesem Weltthelle, wo die Volksmenge aus Blendlingen der welfsen,
rothen und schwarzen Race besteht, soll mancherley neue Krankheiten
erzeugt haben, die man vorher nicht kannte
Ich will bey Gelegenheit dieser Campos Geraes einige Worte über
das Clima, und über die Schilderungen folgen lassen, welche wir von
diesem Lande besitzen.
Ungeachtet des Gesagten, dafs nämlich die heifsen Länder durch mancherley
Krankheiten, besonders dem Ausländer gefährlich sind, so ver-
(•*) Siehe SouTUE^ history of Brazil Vol. I. pag. 328. und Piso von den Krankheiten.
(**) Ibid. pag. 327.
Th. II. 2 5
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