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2 7 0 Pieise von Conquista nach der Hauptstadt Bahía
können: allein da jene Hauptstädte mit jedem Jahre sich mehr heben, imd
in der Cultur vorwärts schreiten, so vermifst man jetzt schon eine Menge
von Mifsbräuchen und veralteten zu dem Geiste der Zeit unpassenden Einrichtungen
und Gebräuchen, welche jene Reisenden anmerken. So zum
Beyspiel unterscheidet sich der Bürger in den Städten in seiner Tracht
nicht mehr von dem der europäisch-portugiesischen Städte, und Luxus
und Eleganz herrschen hier in hohem Grade.
G R A N T schreibt übrigens in SQI^IGV Description ^RAZ I ' Z eine Menge
von Nahmen falsch, so wie auch alle seine naturhistorischen Bemerkungen
unrichtig und komisch sind.
Zur Verlheidigung der Stadt Bahia dient ein ziemlich zahlreiches
Militär; es befinden sich hier drey bis vier reguläre Regimenter, und eben
so viele von der Landmiliz, unter welchen sich ein Negerregiment und
ein anderes ganz aus Mulatten zusammengesetztes auszeichnen. Der Gouverneur
hat sich schon mehreremale genöthigt gesehen, diese Truppen
bey Aufständen der Negersclaven zu gebrauchen, da von der bedeutenden
Volkszahl dieser grofsen Stadt, bey weitem der gröfsere Theil aus
Negersclaven besteht. Bey den Unruhen in Pernambuco ^ welche gerade
jetzt zur Zeit meiner Anwesenheit in Bahia vorfielen, hatte man alle
disponibelen Truppen dorthin gesandt. Mit Truppen und Kriegsbedürfnissen
beladene Kriegsschiffe liefen von Bio de Janeiro hier ein, die von
der Rhede von Bahia gesellten sich zu ihnen, uad man blockirte den
Hafen von Olinde oder Pernambuco, Auch hier fand man Gelegenheit
die zweckmäfsigen schnell ergriffenen Mafsregeln des Gouverneurs Conde
Dos ARCOS zu loben. Durch sein thätiges Wirken wurde jene schöne
Provinz dem Könige erhalten, und der Geist des Aufruhrs erstickt, welchen
einige anerkannt schlechte Menschen aus Eigennutz aufzuregen strebten,
indem sie mehrere Geistliche in ihr lateresse zu ziehen wufslen, welche,
die Herrschaft der Religion über die rohen Gemüther der Brasilianer beu
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nutzend, allerdings der öffentlichen Ruhe am gefährlichsten werden konnten.
Die Rädelsführer M A R T I M S , R IEEIRA und M E N D O Z A wurden \n Bahia
öffentlich erschossen, und selbst Priester sah man auf diese Art sterben.
Der Geist der Bewohner von Bahia hat sich übrigens bey dieser Gelegenheit
als ihrem Könige treu und anhänglich bewährt, denn überall mifsbilligte
man jenen Aufstand, und würde im Falle gröfserer Gefahr durch
die That jene Treue beurkundet haben.
Gegen einen Angriff sichern die Stadt Bahia mehrere Forts; den Eingang
in die Bahia de Todos os Santos beschützt am nördlichen Ufer das
Fort 5. Antonio da Barraauf der Höhe des Stadtberges befindet sich
die Citadelle und gerade vor der Stadt hat man im Hafen ein rundes Fort
erbaut, welches mehrere Batterien von schweren Kanonen enthält; diese
werden bey besonderen Gelegenheiten, vorzüglich an hohen Festtagen
abgefeuert und salutiren die ankommenden Schiffe.
Mein Aufenthalt in der alten Hauptstadt Brasiliens war nur von kurzer
Dauer, und ich fand selbst nicht die nöthige Zeit um die verschiedenen
gelehrten Anstalten dieser Stadt zu besuchen, deren zwar bis jetzt noch
immer nur wenige sind. Es giebt indessen aufser der Öffentlichen Bibliothek,
für welche der Graf Dos ARCOS so thätig sorgte, und welche mit
der Zeit beträchtlich und sehr nützlich für die Verbrei tung der Aufklärung
in dieser Gegend werden wird, noch andere Anstalten dieser Art, welche
schätzbare neue und alte Werke enthalten. Mehrere Klöster, zum Beyspiel
das der Franciskaner, besitzen schätzbare alte Schriften und Manuscripte
über Brasilien, Auch befinden sich hier mehrere Gelehrte, Herr
A N T O N I O GOMES, Correspondent des Gi'afen VON HOF FMANNS EGG in
Berlin, die Herían PAIVA, B IVAR und andere, welche sich um das Feld
der Wissenschaften und besonders das Studium der Natur verdient machen.
Der Güte des ersteren, der eine schöne Bibliothek besitzt, verdanke ich
einige interessante Schriften über Brasilien, und der gütigen Mittheilung
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