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j g Ei n i g e Worte über die Botocuden
hat, hielten wohl eine Zeit lang diesen Zwang aus, sehnten sich indessen
immer nach ihrem Geburtsorle zurück und entflohen oft, wenn man
ihren Wünschen nicht Gehör gab. Wer kennt nicht die magisch anziehende
Kraft des vaterländischen Bodens, und der früheren Lebensweise!
W o ist insbesondere der Jäger, der sich nicht nach den Wäldern
zurücksehnt, die er von Jugend auf im Genüsse der schönen Natur zu
durchstreifen gewohnt war, wenn man ihn in das ängstlich treibende
Getümmel grofser Städte versetzt? Unter Europäern erzogene Wi lde, die
nachher entflohen, schafften den europäischen Ansiedlungen oft Nutzen,
wenn man sie gut behandelt hatte; im Kriege hingegen schadeten sie
nicht selten, da sie alle Schwächen der Colonien kannten.
Wenn eine Horde von Botocuden im Walde angezogen kommt, und
sich niederlassen ^vill, so zünden die Weiber, nach der Weise der meisten
rohen Völker, sogleich Feuer an. Sie nehmen nämlich ein länghchtes
Stück Holz mit e i n i g e n kleinen Vertiefungen, in welche ein anderer Stock
senkrecht gestellt wird, befestigen häufig an das obere Ende des letzteren
ein Stück Pfeilrohr, um ihn zu verlängern und besser fassen zu können,
nehmen dies zwischen beyde flache Hände, und drehen den Stock schnell
hin und her. Unter dem horizofttalen Stücke Holz, worin sich die Spitze
des Stockes drehen mufs, liegt Bast {Estopa} von dem Baume, den die
Portugiesen Pao cTEstopa {Lecythis) nennen, welches von anderen Personen
fest gehalten wird; die losgedrehten Spänchen fangen Feuer und
entzünden die Baslfäden. Die Wirkung dieses Feuerzeuges CO von den
Botocuden Nom-Nan genannt, dessen Abbildung man Figur 2 auf der
i4ten Tafel findet C^): i^t sicher, kostet al^er viel Zeit und Anstrengung;
(*) Man fmdet ähnliche Feuerzeuge bey den Grönländc-n, Galileis, UnalascKkern, Kamtschadalen,
Hottentotten, Otaheiten, Neuholländern u. a. m.
( « ) aa ist das Hol^, welches auf dem Stocke M in senkrechter Stellung gedreht
wit'd.
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das Umdrehen ermüdet sehr, und öfters müssen mehrere dahey emander
ablösen. Auch die Portugiesen bedienen sich zuweilen auf ihren Zügen
in den Wäldern dieser Art Feuer zu machen , wenn es ihnen an einem
anderen Feuerzeuge fehlt. Es gehören dazu zwey verschiedene Holzarten,
die eine mehrentheils vom Gamelera - iFlcas) und die andere vom Jm^
baüba-B^nm iCecropia). Ist das Feuer im Brande, so legen die Weiber
sogleich Hand an den Bau der Hütten, schneiden die grofsen Blätter
( f r o n d e s ) der wilden Cocospalmen ab, und stecken sie gewöhnlich in eine
längliche Pamdung dergestalt in die Erde, dafs ihre von Natur schlanken
Spitzen sich oben in der Mitte übereinander hinneigen, und auf diese Art
ein Gewölbe bilden. Gewöhnlich sind diese einfach erbauten Hütten von
länglicher Gestalt, aber oft auch rund. In der Milte der Hütte liegen
Steine, theils um zwischen denselben Feuer anzuzünden, theils um die
harten Cocosnüfschen auf denselben aufzuschlagen. In einer solchen Hütte
leben fast immer mehrere Familien beysammen, und mehrere Hütten zusammen
werden von den Portugiesen eine Rancharía genannt. Bleiben
sie lange an einem Orte, so vervollkommnen sie ihre Wohnung, indem
sie Holz und Pfähle hinzufügen, auch Zweige, so w e Stroh und grofse
Pattioba-BXkiier i;-') oben darauflegen, um die Decke recht dicht zu machen.
Aller Hausrath liegt in diesen Hütten blos auf der Erde umher. Er ist
zwar sehr einfach, dennoch aber ansehnlicher als der der Paris zu S,
Fidelis am Paraiba, Es sind ebenfalls wieder die Weiber, welche die
meisten ihrer Geräthschaften verfertigen. Man findet bey ihnen Kochtöpfe
(*) Folha de Pattioba nennen die Portugiesen nach der Lingoa geral die jung aus der
Erde hervortretenden Blatter der Cocos de Patti, einer Art Palme. Alle diese schöncn
Gewächse sprossen mit etwa 4 i>is 5 Fufs breiten gefalteten Blättern aus der Erde hervor;
ihre pinnulae oder Seitenblatter sind alsdann noch in einer breiten Flache vereint; daher geben
sie mit ihrem lederartigen Parenckyma ein vortreffliches Material zu Hüttendächeni gegen
den Regen.
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