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222 6 R e i s e v o n C o n q u i s t a n a c h d e r H a u p t s t a d t Ba h í a
DA C o s t a auf seine Kosten anlegen la^ssen, wofür er, wie für mehrere
ähnliche gemeinnützige Unternehmungen, zu denen er einen grofsen Theil
seines Vermögens verwandte, bisher noch nicht von der Regierung entschädigt
worden ist. Wenn man das Arrayal verläfst, so tritt man in
eine einförmig wilde, hohe Waldgegend, wo Hügel an Hügel und Kopf
an Kopf gereihet, Gebürge und Höhen , eine hinter der andern dem Auge
sich darstellen; alle sind einförmig wild mit niederem Walde bedeckt, so
wie auch selbst das Arrayal rundum von Waldungen eingeschlossen
wird. Diese weiten schwach bewohnten Wildnisse waren vor etwa 60
bis 70 Jahren noch von den Urbewohnern, den Camacans ^ bevölkert, die
jetzt sämmtlich schon in die grofsen Hochwälder, der Seeküste näher
hinabgedrängt sind, wo ihnen noch lange ein freies unangefochtenes Jagdrevier
bleiben wird.
Ich fand jetzt in den menschenleeren Wäldern in der Nähe von Conqaista
nur Beschäftigung durch die mannichfaltigen Gewächse, deren Blumen
zum Theil die lieblichsten Wohlgerüche dem Wanderer entgegen
hauchten, ehe man sie selbst noch entdecken konnte. Einzelne Wohnungen
Fazendas ^ deren man gewöhnlich nach einem We g e von drey,
vier, fünf bis sechs Legoas eine erreicht, unterbrechen nur selten die
Einförmigkeit dieser Reise. Ich übernachtete am Abend des ersten Tages
auf ^QY Fazenda Yon Priguiga^ wo sich ein nettes, mit Backsteinen geplattetes
Haus befand, das sich vor den anderen dieser Gegend vortheilhaft
auszeichnete, ob es gleich nicht grofs war. In der Abenddämmerung
ertönte in den benachbarten Waldsümpfen das sonderbare Concert des
schmiedenden Laubfrosches {Ferreira)^ welches dem Lärm eines vereinten
Haufens von Blechschlägern gleicht; es war uns aber nicht möglich eines
jener sonderbaren Thiere zu fangen.
Einer meiner Leute, welcher später der Tropa nachgefolgt war, hatte
mit seinem Stocke auf einem niederen Baumzweige die grofse Nachtschwalbe
Pteise von Conquista nach der Hauptstadt Bahía 227
erlegt, deren früher unter dem Nahmen des Caprimulgus cßthereus erwähnt
worden ist. Diese Vögel sind in den Wäldern häufig, und nähren sich
besonders von Schmetterlingen, deren gröfsere Arten, dem prachtvoll blauen
Papilio Nestor und Menelaus, so wie dem weifsen Laertes, Fabr. sie nachstellen.
Da dieser sonderbare Dämmerungsvogel, dessen ungeheuer weiter
Rachen zum Fange dieser Insekten vollkommen geeignet ist, die grofsen
Flügel derselben nicht mit verschluckt, so sieht man dieselben überall auf
der Erde umhergestreut liegen. Ich fand in den Wäldern dieser Gegend
auch noch eine andere wahrscheinlich bis jetzt unbekannte schöne Art der
Nachtschwalben welche sich durch eine lebhaft orangenfarbene Iris
auszeichnet. Die obengenannten beyden Arten schöner Schmetterlinge
bemerkten wir besonders häufig am zweyten Tage unserer Reise, als wir
(*) Caprimulgus leucopterus: so nenne ich diese schöne Art, welche ich in Iteinem naturhistorischen
Werke beschrieben finde. Weibchen: i. Zoll 6 Linien lang, 22 Zoll 6 Linien
breit; Iris des Auges hoch orangenfarben; Schnabel sehr breit und gebildet we an Caprimul^
gus granáis; Ferse sehr kurz und nackt, kaum 4 Linien hoch; Flügel schmal und lang:
Schwanz aus 10 ziemlich gleichen Federn bestehend, nur die äulserste yon ihnen ist ein wenig
kürzer-, Gefieder hej dem ersten Anblicke ziemlich dunkel schwarzbräunlich, nur bilden, die
gröfseren hinteren Flügeldeckfedem einen langen weifslichen Fleck auf diesen Theilen; Bauch
heller als der übrige Körper, ins Weilsliche ziehend; Kopf schwarzbraun, über jedem Auge
ein gelblich weifses Fleckchen und ein ähnlicher Streif bis nach dem Schnabel; Hinterkopf
mit feinen blafs-gelbröthlichen Querlinien auf schwarzbraunem Grunde; Nacken und OberhaLs
etwas mehr mit weifslicher Zeichnung versehen; Rücken schwarzbraun mit feiner weifslicher
oder gelbröthlicher Querzeichnung, Unterrücken mehr schwarzbraun; Schulten schwarzbraun,
die mittlere Ordnung der Deckfedern so wie die hinteren der gröfsten Ordnung sind weiis,
und an ihrer Spitze und äuCseren Fahne schwarzbraun marmorirt; Schwanz schwarzbraun, sehr
dunkel, mit etwa sieben blässer darauf abgezeichneten verloschen marmorirten Querbinden;
innerer Flügel schwarzbraun; Kmn weifslich, die Federn aber an der Spitze etwas gelblich
und schwärzlich gefärbt; Kehle graubraun und gelblich gemischt, ünterhals uud Oberbrust eben
so, nur mehr gelbröthlich gefleckt, und mit groisen schwarzbraunen Flecken bezeiclmet;
Bauch, After uud Steifs grauweiisHch, fein marmorirt, dabey an Brust und Bauch mit feinen
Scliaftstrichen. Das Männchen ist heller oder mehr weifslich gefärbt als das Weibchen.