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22 E i n i g e Worte über die Botocuden E i n i g e Worte über die Botocuden 2 5
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Bogen, Blasrohr (*) und Speer der Südländer Keule, Lanze und sein
Feuergewehr-
Unter allen Waffen der rohen Urvölker scheint der colossale Bogen
und der dazu im Verhältnifs stehende Pfeil der Brasilianer, die furchtbarste
zu seyn. Ein kräftig-er untersetzter Botocude, mit schai'fem Auge und
muskulösem Arme, von Jugend auf g^eübt, das steife zähe Holz des hohen
Bogens zu spannen, ist in der finster verflochtenen Urwildnifs wahrlich
ein Geg-enstand des Schreckens. Die Waffen aller brasilianischen Wildenstämme
gleichen einander in der Hauptsache vollkommen; indefs bemerkt
man doch kleine Abänderungen unter den verschiedenen Stämmen, die
auch zum Theil von Localursachen herrühren. Viele benutzen zu ihren
Pfeilen eine Rohrart {Taquard)^ welche gerade in der Geg^end ihres Aufenthaltes
wächst, so wie starke elastische Holzarten zum Bogen. Die,
welche an der Ostküste und in der Capitania von Minas Geraes sich
aufhalten, verfertigen ihn aus dem Holze der stachhchten >j?i>i-Palme,
die in Minas Brejeüba^ von den TupinambaStkmxiiQa aber Airi-assü
(*) Die Blasröhre (^Esgrccoatänas oder Esgaravatanas) der Völkerstämme am Amazonenslrome
beschreÜDt schon de la C o ndamine, der sie Sarbacanes nennt. Der kleine Pfeil,
der aus dem lo bis lii Spannen langen Rohre herausgeblasen wird, hat am Ende einen
Büschel Baumwolle, der die Höhlung des Schaftes verschliefst. Das wirksame Gift, womit
die Pfeilspitze bestrichen wird, tödtet schnell das getroffene Thier. Auch yODf Husiboldt
giebt uns Nachricht von den Blasröhren, welche die Indier am Orinoco aus grofsen Grasstengeln,
deren Knoten an 17 Fufs von einander stehen, bereiten. Siehe dessen Ansichten
der Natur.
Unter den südamerikanischen Völkern ist der Speer eine seltene Wafle, dcnnoch
führen ihn die berittenen Stamme TOn Paraguay und in andern eigenen Gegenden, wo Pferdezucht
statt findet; er hat eine Länge von 10 Fufs 5 die Völker am Amazonen ströme und in
Guiana führten hingegen kurze, mit den schönsten bunten Federn verzierte Lanzen, als
gewöhnliche ReisewafTe. Siehe de la CoNDAHiiiE p. i58. In dem königlichen Cabinette
zvL Lisboa findet man eine seltene Sammlung von den Waffen jener Stamme, an welchcn man
die schönen Federzierrathcn bewundern mufs.
genannt wird. Das faserige Holz derselben ist äufserst fest, elastisch,
und bey einer angemessenen Dicke schwer zubiegen, bricht aber doch,
wenn man es zu stark angreift. Die Paris und die meisten Urbewohner
der Ostküste, so wie auch ein grofser Theil der Botocuden am Rio Doge^
benutzen es zu diesem Endzwecke : weiter nördlich scheint al^er diese
Palme nicht mehr zu wachsen. Die Patachos^ Machacaris ^ so wie die
noch mehr nördlich am Rio Grande de Belmonte wohnenden Botocuden,
nehmen daher statt derselben eine andere Holzart, Hierang^ von den
Portugiesen aber Pao d'areo (Bogenholz) genannt. Es kommt von einem
sehr hochstämmigen, schön gelb blühenden Trompetenbaume {Bignonia^
ist sehr fest, elastisch, weifs mit schwefelgelbem Kerne, wird aber nach
der Verarbeitung rothbräunlich ('••). Das Airi-WoXz ist glänzend schwarzbraun,
und giebt, glatt polirt, eine auch schön ins Auge fallende Waffe.
Die gröfste Stärke dieser Bogen liegt in der Mitte, von welcher sie nach
beyden Enden allmählig conisch zulaufen. Starke Männer führen Bogen
von bis 7 Fufs Länge, ja ich fand einen unter den Patachos^ dessen
Bogen in der Höhe 8 Fufs 9 /g 2oll englisch mafs. Die starke Sehne zu
denselben macht man aus den Fasern der Gravoatha.
Zu dem Schafte der oft an 6 Fufs langen Pfeile nehmen die am Pao
Doge wohnenden Botocuden zweyerley Fvohrarten, nehmlich das Ubd und
das Cannachuba^ welches glatt und ohne Knoten ist, und sich durch das
Mark von dem ersteren unterscheidet. Am Belmonte dagegen bedienen
sie sich gewöhnlich blos des dort sehr häufig wachsenden Ubä^ bringen
aber aus entferntem Gegenden andere Rohrarten mit, auf welche sie einen
(•*) Das Pao d'arco zeigt im Anfange des Frühjahrs, Ende August und Ajifang Septembers,
sein junges Laub mit einer schönen braunrOllien Farbe, wodurch der Wald, da dieser
Baum sehr häufig ist, ein buntes Ansehen erhalt. Die schöne grofse hochgelbe Blume tritt in
Menge herror , und bedeckt den ganzen Baum. Die Rinde dieser starken Stamme schält man
in giofscn Tafeln, Cavacos genannt, ab, und deckt mit denselben die Gebäude,