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l 5 6 R e i s e v o n S. P e d r o d 'Al c a n t a r a d u r c h di e Ür > T ä l d e r
Camacan hatte hier mit dem Pfeil kürzhch eine Unze (JKaguarété) erlegt,
deren Skelet ich noch im Wa lde an der Seite des We g e s fand. Der Schädcl
zeigte, dafs sie sich gerade im Wechsel der Zähne befunden hatte;
dieses Skelet würde daher ein interessantes Stück für ein osteologisches
Cabinet gewesen seyn, wenn nicht einige Knochen desselben dm^ch Raubthiere
schon entwendet gewesen wären. Bey dem Ba che , welcher den
Gahmen Jibojra führt, befanden wi r uns dem Rio Pardo, mit welchem
nicht weit von hier der erstere sich vereint, so nahe, dafs wir das Rauschen
desselben hörten. Der Jiboya fliefst auf einem Bette von glatten
Granittafeln, die wir so schlüpfrig und zum Theil schräg geneigt fanden,
dafs man die mit Hufeisen versehenen Maulthiere und Pferde, tim sie vor
dem Fallen zu sichern, mit gröfster Vorsicht hinüber führen mufste. Auf
dem westlichen Ufer fanden wir ein mit Rinde gedecktes offenes Haus erbaut
, und dabey einen Coral für die Viehheerden, die, wie man bey Anlegung
des We g e s hoffte, hier durchziehen würden. Wi r traten nun in
das Thal des Rio Pardo ein, und zogen an dessen nördlichem Ufer durch
hohen Urwald hin; zu unserer rechten Seite erhob sich die Thalwand,
deren Wa l d nach den Höhen hinauf niedriger wi rd, oder zur Catinga
ausartet. Der Flufs rauschte jetzt trübe und g r au, wildschäumend über
Felstrümmer dahin. Hier hatten wir zuweilen den freyen Anblick des
blauen Himmels und der hohen einschliefsenden Waldgebürge. Diese Wildnifs
ist imposant und schauerlich. Die öde Stille wurde nur durch das
Brausen des Flusses unterbrochen, bis sich die lauten sonderbaren Stimmen
eines grofsen Schwa rms des rothhälsigen Gaviâo {Falco nudicollis)
hinein mischten, deren Schall in dem wilden Thale durch ein starkes Echo
wiederholt wurde. Unsere J äge r konnten nicht hoffen, sie in der Höhe,
in der sie sich sehen liefsen, zu erreichen, dagegen zog ein anderes Schauspiel
sie an. Eine grofse Bande von M\vM-A&Qn{Ateles hypoocanlhas) zog
schnell von Ast zu Ast über uns hin; man erlegte drey dieser Thiere,
R e i s e v o n S. P e d r o d 'Al c a n t a r a d u r c h di e U r w ä l d e r i S y
nachdem man sie lange beobachtet hatte. Die Gränze, die man hier für
den Aufenthalt dieser Affenart angiebt, befindet sich in der Nähe und ist
der Corrego do Mundo Novo-, denn diese Thiere scheinen mehr die
ebenen hohen Wä lde r zu lieben, als trockene Höhen mit Niederwald.
Q U Ä C K hatte mehrere der grofsen weifslichen Nachtschmetterlinge {Phalaena
Jlgrippina), die hier sehr häufig wa r en, erlegt. An einer Stel le,
wo die Strafse etwa hundert Schritte vom Flufsufer sich entfernt, führten
unsere der Gegend kundige Leute uns plötzlich durch das dichte Gesträuch
auf einem kaum bemerkbaren Pfädchen, nach dem Flufsufer hinab. Hier
fanden wir ein Paar mit Rinde bedeckte Schoppen, welche, obgleich schon
baufällig, uns doch hinlänglichen Schutz gegen Regen und Thau versprachen;
man zündete daher sogleich Feuer an und richtete unsere erlegten
Affen zur Abendmahlzeit zu. Unsere Maulthiere hatte man in die alte
Strafse getrieben, und ihnen wieder mit quervorgelegten Stangen den Rückwe
g versperrt. Dieser Lagerplatz hatte durch den wilden Charakter der
furchtbai^en Einöde viel Mahlerisches. In den trüben, schäumenden Finthen
des Flusses lagen kleine Inseln, Felsblöcke an welchen schöne Pflanzen
wuchsen und unsere Begierde reizten. Unter ihnen zeichnete sich eine
schöne hohe gelbblühende Pflanze aus , welche wir aus der Fern« für
eine Oenothera hielten. An den Ufern hiengen die blühenden Ranken
der schön gefärbten Trompetenblumen {Bignonia) herab.
Die Nacht in dem kühlen Thale wa r sehr feucht; daher brachen wi r .
am 3oten früh auf, und erstiegen sogleich, nachdem wi r unfern unseres
nächtUchen Bivouacs den Corrego do Mundo Novo überschritten hatten,
eine Gebürgskette, deren Berge bey einer bedeutenden Höhe eine abgerundete
Gestalt haben, und mit Felsstücken und Granitblöcken überschüttet
sind, in welchen besonders sehr grofse Stücke von weifsem Çuarze vorkommen;
das Ganze ist mit dichtem Urwalde oder C a im^ a bewachsen.
Dieses Gebürge trägt den Nahmen der do Mundo Novo. Der
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