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schienen diese Einöden jetzt völlig verdorrt; solche Trockenheit tödtet in
manchen Gegenden des Sertam von Bahia eine Menge Rindvieh und verursacht
bedeutenden Schaden ; daher sieht man sich oft genöthigt, das Vieh
alsdann aufzusuchen und es nach feuchteren Gegenden zu treiben. Oft steckt
man auf diesen trockenen Höhen das Farrenkraut in Brand, um durch diese
Düngung dem Boden etwas Gras für das Vieh zu entlocken.
Doch hat selbst in diese öden dürren Heiden die Natur Gewächse gepflanzt,
welche der Trockenheit vortrefflich zu widerstehen scheinen; zu
diesen gehört besonders eine schöne Bignonia mit grofsen hoch-citrongelben
Blumen, welche 8 bis lo Fufs hoch wird, und eine Cassia mit grofsen
aufrechten, hoch-orangenfarbenen Blumenähren; beyde geben einen vorzüglich
schönen Anblick. Dieser letztere Baum ist schon früher erwähnt
worden; er macht mit seinem hellgrünen Laube eine grofse, völlig kugelförmig
geschlossene Krone, aus welcher jetzt die noch grünen, sehr langen
gegliederten Schoten herabhiengen. In den Gebüschen steigt hier eine Art
von Palme empor, die höchstens 20 bis3o Fufs hoch wird und zu der Cocosform
gehört, der einzigen auf dieser Reise von mir gefundenen Palmenbildung;
ihre Blatte^ {frondes) stehen am Stamme etwa vier- bis fünfzeilig,
und die Fruchttraube trägt Früchte von der Gröfse einer kleinen Aprikose,
die mit orangenfarbigem süfslichem Fleische überzogen sind. Die Araras
lieben diese Frucht besonders und brechen die darin befindliche Nufs mit
ihrem Schnabel sehr leicht; auch für Menschen ist der innere Kern efsbar,
und das Vieh frifst das umgebende Fleisch sehr gern. Man belegt diese
Palme in der Gegend von Nazareth mit dem Nahmen der Cocos de Licuri^
sie darf aber nicht mit der im ersten Theile dieser Preise erwähnten
Aricuri verwechselt werden, mit welcher sie, besonders in Hinsicht der
Früchte, Aehnlichkeit hat.
In den trockenen erhitzten Höhen, welche wir durchzogen, fielen
Menschen und Thiere gleich gierig über einige klare Bäche her, welche
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w-ir in denThälern fanden; ihr Wasser war gut und kühl, ob man gleich
sonst im Allgemeinen in diesem Sertam äufserst schlechtes Trinkwasser
findet. Dieses Mangels an gutem Wasser zum Löschen des Durstes ungeachtet
sind, wie der Reisende leicht bemerkt, in diesen höheren trockenen
Gegenden die Fieber ungleich seltener, als in den grofsen Küstenwäldem.
Diejenigen, welche in den von mir bereisten Gegenden herrschen, zeichnen
sich jedoch vor denen anderer Provinzen sehr durch einen weit milderen
Charakter aus; so hat man zum Beyspiel am Rio S. Francisco in der
Zeit wenn der Flufs von seinem hohen Stande herabfällt, Epidemien,
welche viele Menschen wegraffen, und besonders fremden, des Climas ungewohnten
Reisenden sehr leicht gefährlich werden.
Gegen Abend erreichte ich eine alte verlassene Fazenda^ Taquara
genannt, wo nur ein Paar elende Lehmhütten in einem sehr, baufälligen
Zustande sich befanden; sie waren durchaus umgeben von einigen Gebüschen,
von weiten dürren Gehägen von Farrenkraut {Pteris caudata) und
an einigen Stellen von dichten Gesträuchen einer 5 bis k Fufs hohen
Pflanze, einer neuen Art von Tagetes^ die einen starken sehr angenehmen
Geruch verbreitet. Hier fanden wir einen Vieh-Cora/, den die vorüberziehenden
Boiadas gebrauchen, um während der Nacht ihre Ochsen
hineinzutreiben. Wir versuchten in den Hütten zu übernachten, allein eine
unzählige Menge von Flöhen und Erdflöhen bedeckte sogleich alle unsere
Kleidungsstücke und wir hielten es daher für rathsamer im freien Felde
ein Bivouac zu beziehen. Man zündete die Feuer an um zu kochen, und
durchstreifte die nahen Gebüsche nach dürrem Brennholze , wobey einer
meiner Leute ganz in unserer Nähe, neben dem einen der Gebäude eine
Klapperschlange {Cohra Cascavela) entdeckte. Das Thier lag, als wir
sämmllich hinzu kamen, in gröfster Ruhe da, und schien sich wegen der
ungewohnten Beschauer nicht im mindesten zu beunruhigen, so dafs es uns
nicht schwer ward, es mit einem kleinen Stöckchen, vermöge einiger