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2 0 E i n i g e Worte über die Botocuden
aus einem grauen Thone, die sie am Feuer backen; doch bedienen sich
nicht alle Botocuden derselben. Zu Trink - und Wassergefäfsen benutzen
sie meistens die Schaalen von Kürbissen, und wo sie europäischen Wohnungen
näher sind, zuweilen die ausgehöhlte Frucht des Calebassen-Baums
(^Crescenlia Caiete^ LINN.) , in den grofsen Waldungen aber gewöhnlich
lange Stücke des Rohrs , welches in der Lingoa gerat der jetzt gezähmten
7tipznam6a-Stämme, Taquarussú (grofses Rohr) genannt wird. Es
ist eine Art Bambas a ^ welche, wie weiter oben schon gesagt worden ist,
3o bis 40 Fufs hoch wird, und die Dicke eines starken Armes erreicht.
Um ein Trinkgefäfs zu erhalten, schneiden sie ein Glied des Rohrs dergestalt
ab, dafs der Knoten unten an dem Stücke bleibt, und den Boden
desselben bildet. Diese Gefäfse, Häkrock genannt, und auf der i/^ten
Platte, Figur 8 dargestellt, fassen, da sie 3 bis k Fufs lang sind, viel
Wasser, springen aber leicht auf; indefs kleben sie die Risse öfters mit
Wachs wieder zu. Die Weiber und Kinder holen das Wasser herbey,
welches in ihren Hütten nie fehlen darf, verfertigen von der 7«c«m-Palme
Leinen zum Fischfange, und aus den Blattfäden einer Art
welche die Botocuden Orontiónarick (o kurz) nennen, so wie aus Baumbast
{Embira) starke Schnüre, womit sie auch ihre Bogen bespannen.
Zu diesem Behufe läfst man die fleischigten Blätter der Pflanze etwas
anfaulen, und zieht alsdann die äufsere Haut ab. Solche Fäden sind dauerhafter
als Hanf. An Material zu Stricken fehlt es in diesen amerikanischen
Urwäldern nicht; denn hier wachsen das Pao cCEstopa {Lecythis)^ das
Pao dCEmbira^ das Embira branca^ Barrigudo {Bombaoc) und andere
Arten. Aus dem Pao d!Estopa^ wovon auch die Portugiesen den in grofsen
Lagen abgeschälten weichen Bast in Menge verbrauchen, bereiten diese
(*) In Paraguay werden diese Pilanzen nach A Z A R A Caraguatá genannt, an der Ostküsle
Graujalha. Siehe A 7, AB A Voyages etc. Vol. I. p. i35, und An nu DA im Anhange zu
K O S T E ris Travels in Brazil.
E i n i g e Wort e über die Botocuden 2 1
Wilden ihre Betten; denn sie schlafen nicht, wie die Paris und die meisten
südamerikanischen Völker, in Netzen oder Hangmatten : ein Stück
Estopa auf der Erde ausgebreitet, dient ihnen zum Lager. Mit diesem
Baste scheint auch derjenige verwandt zu seyn, welchen die Encabelladas-
Indier am Pao Napo als Decke und Bette gebrauchen, und mit dem Nahmen
Kanchama belegen ; am Maranhäo dient er den Völkern meistens
nur als Bettdecke oder Teppich. Allerhand Früchte und andere Lebensmittel,
so wie die Waffen, das nöthige Rohr und Federn dazu, machen
den Rest des Hausrathes in der Hütte des Botocuden aus.
Das erste Bedürfnifs des so eingerichteten Wilden ist nun die Nahrung;
ihre Efslust hat keine Gränzen, und dabey essen sie äufserst gierig
und sind während der Mahlzeit für alles andere taub und blind. Füllt
man ihnen den Magen recht voll, so ist dies der sicherste W e g zu ihrer
Freundschaft zu gelangen, und fügt man noch einige Geschenke hinzu,
so ist man ihrer Anhänglichkeit gewifs. Die Natur hat dem rohen Menschen
zur Befriedigung des Hungers die Thiere des Waldes angewiesen,
sie lehrte ihn die Jagd, und liefs ihn beynahe in allen Theilen unserer
Erde dieselbe rohe Waffe, den Bogen und den Pfeil erfinden. Ihrer bedienten
sich die Europäer, Asiaten, Afrikaner und Amerikaner, und sie gebrauchen
dieselben zum Theil auch jetzt noch ; nur die Bewohner des
fünften Welttheils befinden sich auf einer noch niederen Stufe der Bildung,
indem Lanze und Keule ihre einzigen Waffen sind. Der Asiate und der
Afrikaner führen Keule , Spies und Bogen ; der Amerikaner Keule (-•=),
(*) Obgleich die Stamme der Tapuyas im östiichen Brasilien heine Keulen führen,
so findet man diese'Waffe dennoch bey denen, welche in den Provinzen Cuiabd und Matto
Grosso gegen die Portugiesen sireiten. Hierhin gehört zum Beyspiel der Stamm , welchon
die Spanier Mbayas nennen, und die Payaguas. Siehe A Z A R A Vol. II j aucli die Stamme
am Maranham und die jetzt civilisirlen Tupinambas und ihre Verwandten führten Keulen von
schwerem luirteni Holze wie die Völker von Gulana.
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