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7 6 R e i s e vom Rio Grande de Belmonte zum Rio dos Ilhéos
und hochzinnoberrothe Ringe; denn genau betrachtenden Naturforscher hingegen
zerfallen sie bey dem ersten Anblicke sogleich in völlig verschiedene
Arten. Herr F R E Y R E I S S , der später sich in dieser Gegend aufhielt, fand
hier zufällig in den Palmbäumen eine merkwürdige bisher unbekannte
Fledermaus, welche ein neues Genus bilden k ö n n t e S i e trägt an der
Stelle des Schwanzes zwey auf einander passende Hornklappen in horizontaler
Stellung, wovon die obere oder gröfsere, 5 Linien in der Breite
mifst, sie ist gewissermeifsen ein Ueberzug des Schwanzknochens, welcher
sich in derselben endiget: die untere Klappe aber wird durch die zusammengefaltete
Schwanzflughaut gebildet. Der Pelz dieses Thieres ist etwas
zottig und weifs gefärbt; es hält sich am Tage zwischen jenen colossalen
Cocoswedeln verborgen, welche überall an dieser Küste von der graugrünen
glänzenden Tan^ör« bewohnt imd belebt werden.
Bey einer günstigem Witterung und längerer Mufse würde man hier
zu Canavieras Untersuchungen über die Fische des Meeres und des Flusses
haben anstellen können. Ln allgemeinen wird man indessen dieselben Arten
hier vorfinden, als an den südlicheren Theilen der Küste; dort om Bspirito
Santo strahlte in den Netzen der Fischer der hochrothe Cataaä {Perca
punctata) mit einer Menge violetter Pünktchen überstreut, mehrere Arten
der glänzenden Scomber ^ der Scjualas ^ Silarus ^ die schön gestreiften
Grammzsies-Arten, der P e r a a (SaZzsies/^eiw/a, LINN. ) mit schön grünem
(*) Ich habe in der Isis, Jahrgang 1819 1 Ol es Heft pag. i63o eine kurze Notiz] von diesejn
merkwürdigen Thiere gegeben.
(**) Dieser Yogel ist bis hierhin für das Weibchen der Tanagra Episcopus gehalten, und
Ton DESMAREST als solches abgebildet worden. Es ist dieses aber ein Irrthum, da Tanagt
Episcopus oder Sayaca (der Sanyagix der Brasilianer an der OsLküste) sehr yerschieden von
dem rermeinten Weibchen ist, wovon wir, ganz ähnlich gezeichnet, häufig beyde Geschlechter
erhalten haben. Dieser letztere, für das Weibchen gehaltene Vogel, welchen ich, wegen
seines beständigen Aufenthaltes in den Cocospalmen Tanagra palmarum nenne, ist selbst durch
seine Stimme, ein sehr leises Zwitschern, durchaus von dem Sanyagü verschieden.
R e i s e vom Piio Grande de Belmont e zum Rio dos Ilhéos 77
Oberkörper und himmelblauen, hochgelb eingefafsten Streifen, und andere
mehr. Jedoch die See zu Cañameras war vom Winde zu sehr bewegt,
um den Fischern den Fang zu gestatten.
Reisende, welche Maulthiere mit sich führen, lassen dieselben längs
der Seeküste hinauf gehen, und über die verschiedenen Mündungen {Barras)
des Rio Pardo hinüber schwimmen; sie selbst aber schiffen sich ein,
und machen mit verschiedenen Unterbrechungen in einem Canoe eine Strecke
von etwa zwey Tagereisen auf einem Binnenwasser, das mit der Küste
parallel läuft, und von dem Rio Pardo mit seinen verschiedenen Armen
und dem Meere gebildet wird. Dieses Wasser ist salzig, und erhält Ebbe
und Fluth von der nahen See. Es wird von dieser durch ein schmales
Stück Land getrennt, welches von den verschiedenen Ausflüssen oder Mündungen
des Rio Pardo durchschnitten ist. Von der Barra de Canavieras
erreichen die Thiere nach einem Wege von etwa zwey Legoas die Barra
de Patipe^ von einer Povoagcio so benannt, welche in der Nähe auf der
von diesen beyden Barras gebildeten Insel liegt. Die Schifffahrt auf diesem
salzigen Flusse ist angenehm; dichte, freundlich grün belaul:>te Man-
^'we-Gebüsche bedecken die Ufer, hinter ihnen erhebt sich der Urwald,
und an verschiedenen Stellen öffnen sich Aussichten in die Arme des aus
den nahen Wildnissen hervorbrechenden Flusses. Man erblickt am Ufer
einzelne Wohnungen, die sich immer durch einen Hain von Cocospalmen
schon von ferne ankündigen. Von der Barra de Patipe setzt der gesalzene
Flufs längs der Küste fort, und man erreicht an der Praya nach
einem Wege von ij/^ Legoas die Barra de Pooci^ einen andern Ausflufs.
Hier befand sich bis jetzt stets eine kleine Ansiedlung von mehreren Fischerfamilien,
die sich aber kürzlich von dieser Stelle wegbegeben hatten. Wir
fanden hier kaum ein trinkbares Wasser für unsere lechzenden Thiere;
einige nützliche Gewächse vegetirten noch in der Nähe der ^Vohnungen,
unter andern die hier im Lande so beliebten Pimenteiras {^Capsicum) ^
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