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R e i s e von S. P e d r o d'Alcantara durch die Urwälder
einem solchen Falle g-ewifs einige Piosenkränze herunter murmeln; sind
aber mehrere Menschen beysammen, so hat er schon mehrMuth, denn
er glaubt, der Geist werde dadurch entfernt. Die Stelle bey dem Kreuze,
wo ich unser Nachtlager aufzuschlagen gedachte, war jetzt g^erade von
einem Affen (Cebus ccanthosternos) in Besitz genommen, der sich Indessen
sogleich auf seinen luftigen Wegen ins Wei t e zu begeben suchte. Ein anderer
Bewohner dieser Stelle vertrug sich besser mit den fremden Gästen;
es fand sich nämlich an dem Blatte eines jungen Baumes das niedliche Nest
zweyer Colibris {Trochüus afer) von einer Art, deren ich im ers(;en Bande
Seite 366 emvähnt habe. Das kleine Nest war auf der Oberfläche des
Blattes befestigt und aus gelbi^öthlicher Pflanzenwolle erbaut; es befanden
sich darin zwey sehr kleine nackte Junge, die wir sogleich in unseren Schutz
nahmen.
Da uns die Pvegengüsse der vergangenen Nacht noch in lebhaftem
Andenken waren, so hieb man einen Baum [^Bignonici) xixGdiQr^ und schälte
dessen Rinde ab, um damit eine Hütte zu decken, die wir in der Eile von
Stangen zusammen banden. Die Hanchos^ welche die Reisenden in diesen
Wildnissen sich erbauen, machen sie von starken Cocos- oder Pai/vb^iti-
Blättern, wenn sie dieselben finden können. Man steckt einige Stangen in
die Ei'de , befestigt einige Querstangen daran, und bedeckt diese mit den
Blättern dergestalt, dafs dadurch ein schräger schiefwinkHch geneigter
Schirm entstehet. Fehlen diese Blätter, so wie es in den meisten Gegenden
dieser Strafse, zum Beyspiel hier zu Joäo de Dens der Fall ist, so löst
man grofse Tafeln gewisser Baumrinden ab, und deckt die Hütte damit,
wozu das im ersten Theile der Reise schon genannte Pao cVArco am
brauchbarsten ist.
Am Ilten Januar früh kamen die Jäger, wejche bey dem todten Maulthiere
übernachtet hatten, und berichteten, dafs sie einen Geyerkonig
[Uruha Rei) nicht geschossen, sondern gefehlt hatten, worauf wir den
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Lagerplatz verliefsen. Die Truppe erreichte bald den Riheircio daCajaseira
und alsdann den das Minhocas, In dieser Gegend fanden wir zum erstenmal
den schönen blaubärtigen Heher {Corvus cy^anopogon (-), welchen
man im Sertam von ßahia Geng-Geng nennt; es wurden mehrere dieser
Vögel geschossen, da sie nicht scheu sind. Ihr Gefieder ist einfach schwarz
und weifs gezeichnet, dabey durch einen schönen blauen Fleck an der Seite
des Unterschnabels kenntlich; auch ist die Stirn durch einen kleinen Federbusch
geziert. Aber auch der schwarze Sahui {ßahuim preto), dessen
schon früher Erwähnung geschah, ward hier zum erstenmal geschossen-
Ich war äufserst erfreut, diese niedliche neue Thierart kennen zu lernen,
welche sich durch sehr abstechende Farben auszeichnet (="'9. Diese Sahais
leben in kleinen Gesellschaften von vieren bis zwölfen, und ziehen in den
Kronen der Bäume umher. Sie sind in den grofsen Wäldern dieser Gegend
sehr häufig, scheinen aber dennoch keinen grofsen Distrikt zu bewohnen,
da ich sie an andern Orten nicht gefunden habe. Nähert man sich
dem Baume, auf welchem sie sich befinden, so werden sie unruhig, verbergen
sich hinter dicken Aesten, blicken neugierig mit den Köpfchen hervor
und alsdann suchen sie schnell zu entfliehen. Man schiefst sie leicht
herab, allein zum Essen sind sie zu klein. Das Fell wird im Sertam wohl
zuweilen zu Mätzen verarbeitet, meistens aber bleibt es unbenutzt. Das
Geschlecht der kleinen Sahais (Jachus , Hapale und Midas) ist in den
süd-amerikanischen Urwäldern unendlich zahlreich; schon jetzt kennt man
viele Arten desselben, und es ist gewifs, dafs man bey genauerer Durchforschung
jener Wälder noch weit mehrere entdecken wird.
(*) L'Ac a i i k , d' A z a r a Voyagcs etc. Yol. III. pag. i52.
(**) Hapale chrysomelas; Körper 8 Zoll 8 Linien lang, Schwanz ii Zoll ii Linienj
Gesiebt mit langen roslrollicn Haaren umgeben, welche aulgerichtet stehen wie bey dem Simia
BosaUa, eben diese schöne gcll)rothe Farbe liaben die Vorderarme; auf dem Schwänze
büiindet sieb Yon dessen Wurzel bis zur Milte ein schöner heU-gelbrölhlicber LängsstrciCj der
ian/.e iilirige Körper ist liohlschwarz.
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